Samstag, 25. Februar 2012

Der letzte Arbeitstag

Heute Morgen bin ich um 05:35 wach geworden und habe mich sofort auf den Weg zur Arbeit gemacht. Auf dem Weg durch die Stadt sah ich wieder die Benzinpreise und dachte mir, das ich wenigstens das nächste Jahr lang nicht an so was denken muss. So hoffe ich.

Maik war heute Morgen wieder sehr gut drauf. Er freute sich sichtlich über die Genschenke die ich ihm am Vorabend hinterlegt hatte. Ich suchte die letzten Überbleibsel meines Krempels zusammen und habe sie in einen kleinen Karton gepackt. Eine Holzfigur von einem aus dem Lager. Sehr geiles Ding. Die kommt mit nach Japan. Unbedingt. Eine leere Dose Multischaum, welche mit kleinen Magneten besetzt ist. Die stammt noch aus Sanitz. Das Ding muss überleben, sagte Paul. Der Chef und auch dessen Sohn sind von der Flasche beindruckt.^^ Eine Hand voll Notizen und ein Kugelschreiber laden ebenfalls im Karton. Eine Tragetasche von der Leipziger Buchmesse, welche ich von Kai erhalten habe, lasse ich auch in dem Karton verschwinden.

Meinen Nachfolger habe ich hoffentlich gut genug eingewiesen, so dass mein Fehlen nicht zu stark auffällt.

Etwa um 1400 habe ich mich auf den Weg gemacht um in jeder Abteilung noch mal Tschüs zu sagen. Bei Saeco habe ich angefangen. Erst das Büro. Dort bin ich einmal meinen Skype-Namen losgeworden. Dann bei den Technikern. Dort habe ich von Horst ein Foto von ihm erhalten. Genial. Viele haben mir „viel Erfolg“ gewünscht. „Mach viele Fotos“, habe ich oft zu hören bekommen. 
Dann bin ich aus der Werkstatt raus und habe im Lager den Stapler-Kautz  mit dem Stapler rangieren sehen. Ok, den besuche ich als nächstes. Oben auf der ersten Etage standen Michi und Axel. Zuerst habe ich mich vom Stapler-Kauz verabschiedet. Schade das ich den anderen nicht getroffen habe. Den Gangster. Nicht Patrick, der andere… Dann bin ich noch mal hoch zu Axel-Kater. Mir sind echt die Tränen gekommen als er mich fest umarmt hat. So ein großartiger Kerl. Unglaublich. 
Michi habe ich mit einem Hubwagen zwischen den Regalen erwischt. Ich konnte mich gerade noch zusammenreißen, sonst hätte ich kein ganzes Wort mehr raus gebracht. Im Speisesaal habe ich die beiden Reinigungskräfte überrascht. Die eine von ihnen finde ich ja richtig schnuckelig (Fredy weiß wen ich meine). Schade das sie nur noch eine Woche da ist. In dem Büro auf dieser Etage bin ich heute zum ersten Mal. Ich wusste gar nicht dass Miriam hier oben sitzt. Auch hier habe ich kurz mein Vorhaben erläutert. Viele dachten, dass ich nur kurz Urlaub mache. Nein. Es wird bis zu einem Jahr dauern.

Ich bin als nächstes zu der Warenannahme gegangen. Da ist auch der eine Typ mit der coolen Brille. Von ihm habe ich die Holzfigur erhalten. Auf der anderen Seite habe ich ebenfalls „Auf Wiedersehen“ gesagt.

Nun kommt die TV-Abteilung. Als ich da Rōnin und Frank sah merkte ich das ich wieder so ein zittern in der Stimme habe. Ich habe dann erst mal die gesamte Abteilung zusammengerufen, dass sie mir für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit schenken. Mit Erfolg. Hier sind auch Marco, Rōnin und Friedbert. Die habe ich gebeten noch kurz mit zu Audio zu kommen. Auch hier habe ich die gesamte Abteilung um mich herum antreten lassen. Als ich sie alle so stehen sah, wurde mir klar, dass es kein besseres Team geben kann. Es war einfach nur eine wunderbare Zeit. Wenn ich nach einem Jahr wieder hier arbeiten würde, wäre das für mich das größte. Aber ich weiß, dass es nie wieder so werden wird, wie es einst war. Und ich musste ihnen einfach die Geschichte mit dem überleben in der Audio-Abteilung erzählen. Ich kenne diese Leute zwar nur ein Jahr und 5 Monate aber es fällt mir sichtlich schwer mich von ihnen zu verabschieden. Es dauerte einen Moment bis ich meinen Weg fortsetzen konnte.

Vorbei an Björn dem ich eine Flasche japanisches Bier mitbringen soll, über die Staubsauger bis hin zu den IT-Kauzen. Der Barcodescanner-Kauz will mir aus reiner Gewohnheit schon den Barcodescanner in die Hand drücken. Dabei möchte ich mich nur von den IT-Leuten verabschieden. Christoph schreibt mir noch seine Mail-Adresse auf. Er möchte neue Fotos für seinen Tittenkalender haben. Ja, OK. Kann er selbstverständlich haben. Aber ich möchte ein Foto davon sehen, das mein Foto auch wirklich an seinem Kalender hängt.
Jetzt liegen zwei kleine Büros auf meinem Weg und ein kleiner cooler Lagerkauz, welcher die Welt meistens von oben sieht. Da, der IWS-Kauz. Ihn darf ich natürlich nicht vergessen. Ich packe schlussendlich meine Sachen und begebe mich zum letzten Büro. Scholle läuft mir über den Weg. Ihm weiße ich gleich an die Schere an Paul weiterzuleiten. Die habe ich ihm vererbt. Meinen Klebestreifenabroller habe ich an Sascha vererbt.
Das letzte Büro hält mich nicht so lange auf. Meine Vorletzte Station ist das Büro vom Chef. Hier zeige ich ihm noch die Holzfigur und die leere Multischaum-Flasche. Phillip, der Sohn vom Chef, ist sichtlich beeindruckt davon. Mein letzter Halt gilt dem Wach-Kautz der immer meine Speicherkarte und den Kameraakku beherbergt. Ein wenig schwermütig verlasse ich das Gebäude und fahre um etwa 15:30 vom Gelände. Ob ich jemals wieder zurückkehre?



Die Geschichte vom Überleben in der Audio-Abteilung
Auf der Feier zur Fertigstellung der neuen Halle fragte mich der Chef wie ich es wohl geschafft habe in der Audio-Abteilung zu überleben. Das sei die schlimste Abteilung der ganzen Firma. Ich konnte das zu dem Zeitpunkt nicht verstehen. Alle sind nett gewesen. Es gab zwar die üblichen Späße und Fallen. Aber zu keinem Zeitpunkt den ich dort war, konnte ich keinen der Mitarbeiter nicht in die Augen sehen. Aber das sollte sich ändern.
Einige Tage später erzählte ich Andreas, was der Chef zu mir sagte. Seine Antwort war, “Weil wir Angst vor dir haben!“. Auf der Weihnachtsfeier habe ich dies wiederum dem Chef erzählt. Seine Antwort darauf lautete „Sie haben in dieser Abteilung überlebt, weil Sie die Herzen der Mitarbeiter erobert haben!“
Heute habe ich festgestellt dass es nicht so ist. Ich konnte für einen kurzen Moment keinen meiner Kollegen in die Augen sehen. Nicht mal Rōnin. Oder Marco. Denn die Mitarbeiter haben mein Herz erobert und vor lauter Tränen konnte ich nichts mehr klar erkennen. Das ist wirklich die schlimmste Abteilung der ganzen Firma.
 Und so war ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, so wahr ist es auch, das mir alleine bei dem Gedanken diese wunderbaren Menschen ein Jahr lang nicht mehr zu sehen, schon die Tränen kommen…

Bis Datum

Klausi

2 Kommentare:

  1. Ach Klausi, auch wenn es ein ziemlich schwieriger Abschied war, hast du doch alles richtig gemacht! Jeder Andere wäre wahrscheinlich ganz still und heimlich, ohne große Worte, verschwunden.
    Drück dir jedenfalls fest die Daumen, dass es so wird wie du es dir vorstellst.

    Pass gut auf dich auf!

    Gruß Marco

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  2. Ich danke dir, Marco, für deine großartigen Worte. Ich bleibe auch nicht lange weg, versprochen....*flen*

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