Samstag, 31. März 2012

Samstag 5 - Enoshima Island

Mein eigentlicher Plan sah vor, heute nichts zu machen, Außer am Blog zu arbeiten und das erste Video zu schneiden. Aber Sakai san meint, das heute die letzte Gelegenheit sei „Enoshima Island“ zu besichtigen. Recht hat er ja. Aber dieses kleine Stück Scheiße von einer Insel interessiert mich herzlich wenig. Ich weiß auch schon warum. Erstens nur eine kleine Insel. Zweitens bedeutet ein Ausflug ganz unweigerlich auch wieder Kosten. Wie hoch diese ausfallen, werde ich aber erst viel später feststellen.


Ich mache mich also auf dem Weg zu dieser miesen kleinen Insel. Als ich starte ist es schon saumäßig windig. Aber kein Vergleich zu dem was noch kommen wird. Ich folge dem Flusslauf Richtung Süden. Immer Süden, bis ich die Route 467 erreiche. Ist ja klar, dass ich diese Kreuzung wieder überfahre. Die Beschilderung ist hier in Japan wohl so saumäßig, das ich ständig falsch fahre.

Währen der Fahrt nimmt der Wind zu. Und zwar nicht ungefährlich viel. Meinen Abfall muss ich auch noch irgendwo deponieren. Den habe ich die letzten paar Tage gesammelt, damit ich alles schön in einem kleinen Päckchen los werden kann. Keine drei Kilometer weit komme ich, dann muss ich meine Jacke ausziehen, weil mir zu warm wird. Im Rucksack ist kaum Platz. Also raus mit meinem Hausmüll und rein mit der Jacke. Den schleppe ich wohl gute zwei Kilometer in der Hand umher, bis ich ihn in einem Mülleimer neben einem Lebensmittelfachgeschäft unsachgerecht beseitigen kann. Umständlich! In gog gibt es an jeder Ecke und Bushaltestelle einen Mülleimer. Na gut. Fast!

Hinzu kommt etwas Regen. An einem Busbahnhof kann ich etwas im trockenen stehen. Ich vertilge meine Kekse. Alle! Die sind auch verdammt gut. Scheiße man. Das man davon nicht satt wird kotzt mich ja immer am meisten an. Ich werfe einen Blick auf die Karte. Ah, tatsächlich zu weit gefahren. Zwei Kreuzungen und eine Unterführung zurück und dann kann ich rechts abbiegender Weise die gesamte Strecke nur noch gerade aus ballern. Dann müsste ich eigentlich schon fast drauf stehen, auf der Insel. Der Regen wird heftiger. Und eigentlich hätte ich gar nicht hier sein dürfen. Hier sein wollen. Aber da ich ja ein totaler Vollidiot bin, kann ich dem alten Knacker ja keine Absage erteilen. Er möchte ja sicherlich ein paar Fotos sehen, wenn ich wieder da bin.


Ich kämpfe also gegen den räudigen Wind und den mörderischen Regen an. Auf dem Bürgersteig ist das echt grauenhaft. Teilweise wurde der gefliest und ist so rutschig, das man leicht auf die Fresse fliegen kann. Am Ende der Route 467 muss ich noch mal auf die Karte sehen. Ja, ich bin soweit richtig. Nun nur noch die Route 305 etwa 600m auf die Insel folgen und dann war´s das auch schon. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes.


Ich kurve keine zwei Kilometer auf diesem winzigem Atoll herum, da verrammelt sich die Kette beim runterschalten vom dritten in den ersten Gang zwischen Tretlager und Ritzel. Aber so was von, das ich diese dreckige Hure da einfach nicht mehr heraus bekomme. Das habe ich in meinen 20 Jahren, die ich Bike fahre, noch nicht erlebt. So Bombenfest. Ich schieb das Bike in eine Nebenstraße und versuche verzweifelnd die Kette zu befreien. Nein, keine Chance. Ein hilfsbereiter Anwohner gibt mir eine Zange, damit ich die Kette besser greifen kann. Kein Erfolg. Meine Hände sind natürlich schön vollgesaut. Mein Rucksack fängt an sich in eine Wasserbombe zu verwandeln. Und der Weg bis zum nächsten Bike Shop ist von Umwegen geplagt. Ich kann mir die Hände bei dem freundlichen Japaner waschen. Seine Frau bringt mir etwas Waschbenzin.


Die selbstgezeichnete Karte des alten Mannes ist wenig hilfreich. Viel zu ungenau. Der Namen des Fahrradladens ist da viel hilfreicher, welchen mir der gute alte Japaner zusätzlich auf die Karte gemalt hat. Seine Frau war clever. Sie hat die Katakana in Romaji umgewandelt...

Ich frage in einem „7 11“ und noch mal bei den Bullen. Ach, ist das verdammt. Der Regen hört nicht auf. Der Wind knallt hier so hart, dass selbst die Surfer das Land suchen. Mein Bike ist so leicht, das es vom Wind über das Pflaster geschoben wird. So einen Dreck habe ich ja auch noch nicht erlebt. Ich kann mit der Wegbeschreibung nicht so recht was anfangen und folge dem Weg zurück, den ich gekommen bin. Ich war der Meinung einen Bike-Shop gesehen zu haben. Irgendwo finde ich diesen Laden dann auch. Und es scheint auch genau der Laden zu sein, den der alte Mann meinte.

Das Problem mit der Kette kann der alte Mechaniker natürlich mit etwas Aufwand beheben, den er sich auch gleich mit 1260YEN besteuern lässt. Drecksack! Da habe ich ja schon wieder kein Bock mehr. Ich verpiss mich aus diesem Loch und fahre im Regen, aber diesmal mit Rückenwind die geschlagenen 13km zurück. Zwischendurch finde ich auf der Straße ein T-Shirt von einer Beachvolleyball Mannschaft, welches sich nun in meinem Inventar wiederfindet. Wenigstens etwas. 

   

Mir reicht es für heute. Ich gehe mich waschen und wechsle meine Klamotten. Danach verbringe ich etwas Zeit mit dem Notebook. Am Abend helfe ich Sakai San wieder im Restaurant. Das gleiche System wie gestern. Easy going. Nachdem die Arbeit erledigt ist, was heißt hier Arbeit, fährt Sakai San seine eine Angestellte nach Hause. Und mit mir in einen seltsamen Schuppen, wo die allerhand Plunder und Kitsch verscherbeln. Nichts für mich mit bei.


Wir rasen durch die Nacht wieder zurück zum Stellplatz für seine kleine Möhre. Sakai san zeigt mir seine Kameraausrüstung. Sind ja paar nette Exemplare bei. Eine schöne alte analoge hat er da. Aber er benutzt lieber die kleine poplige von was weiß ich für einen Hersteller. Die soll zwar gute Fotos machen, hat aber für meinen Geschmack ein viel zu winziges Objektiv. Danach gehen wir ins Bett. Morgen steht Hanami an. Ich bin ja gespannt, wie das wird.

Freitag, 30. März 2012

Freitag 4 - Yokohama Station Westside

Ich werde wieder um etwa 0700 wach. In der Nacht habe ich öfters mal den Wind irgendetwas bewegen gehört. Die Wände scheinen hier aus Pappe zu sein. Oder zumindest ein Trockenbau-Verschnitt. Da ist jedenfalls unnormal. Die Autos hört man so deutlich, dass man denkt, das Fenster sei offen. Das bin ich aus gog überhaupt nicht gewöhnt. Da hat man nachts seine Ruhe. Ich habe mir so ein Fenster mal angesehen. Nur einfach verglast. Wie billig. Unsere in gog sind mindestens doppelt verglast. Alleine schon wegen der Wärme.

Am diesem Morgen unterhalte ich mich mir Sakai san. Er versucht mir wieder etwas japanisch beizubiegen. Er gibt sich ja echt Mühe, muss ich ja sagen, aber bei mir bleibt auf Grund der Tatsache das ich tausend andere Dinge in den Kopf zu nehmen habe nicht viel hängen. Ich müsste mir Notizen machen. Denn ich brauche eine Audio-visuelle Darstellung um mir etwas Neues zu merken.

Wir unterhalten uns darüber, auf Englisch, was ich gestern alles in Chinatown gemacht habe. Er sagt, das westlich der Yokohama Station auch gut was los sein soll. Also fahre ich heute dort auch noch mal für 210YEN hin. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Nur eine einzige Spielhölle.

Dazu kommt, das ich bereits gestern einmal mit dem Bike durch Teile dieser Gegend gefahren bin.
Für mich gibt es hier nichts Interessantes. Bei MC bestell ich mir eine große Ladung Pommes 2 Cheese und eine große Coke. Dann setzte ich mich ganz oben hin und schreibe solange an den pdf´s, bis der Akku platt ist. Danach wandere ich etwas um her, mache zwei drei Fotos mit meiner Holzfigur und filme die Leute am der Yokohama Bahnhof. Dann fahre ich wieder zurück, für unglaubliche 210YEN.

Ich war in einer Spielhölle namens Taito Station. Dort kann man an Automaten mit Greifarmen herumspielen und PVC Figuren erzocken, mit etwas Glück. Die machen richtig Schotter damit.

In der zweiten Etage gibt es lauter Spieleautomaten die visueller, nicht mechanischer Natur sind. Einer davon wäre was für Yugioh Karten. Und ein anderer wäre echt gut für Simulationen. Zug oder Flug Simulation wären mit dem echt geil. Ein Hardcorezocker versucht sich an dieser Trommelkiste. Er hält sich ganz gut, finde ich.

Mein Rückweg führt an ein kleines Lokal vorbei, bei dem ich mir eine Kleinigkeit zu Essen bestelle. Das sieht zwar gut aus, aber unten drinnen ist wohl wieder so ein Tofu-Gedöns. Schmeckt doch nicht. Im Bahnhof nutze ich die letzten paar Minuten um auch das letzte bisschen aus dem Kamera-Akku zu quetschen. Ich hoffe, dass ich von den Videos bald was verwenden kann.


Dann verschwinde ich auf demselben Weg wie ich gekommen bin. Im Restaurant von Sakai San kann ich heute Abend endlich mal eine knappe Stunde lang helfen. Der Deal sieht vor, das ich heute und morgen bei ihm helfe und dafür am Sonntag beim Hanami für lau dabei bin. So kommen wir dem Work and Travel tatsächlich etwas näher. Die Arbeit ist voll einfach. Lediglich den Tisch abräumen, abwischen und das bereits abgewaschene Geschirr in den Schrank räumen. Easy going…

Donnerstag, 29. März 2012

Donnerstag 4 - Yokohama - Chinatown

Ich wache um 0700 und ein paar zerquetschte auf. Eigentlich wollte ich ja noch weiter penne, aber das kann ich nicht bringen. Die anderen sind schon wach. Ich bin der Letzte. Ich suche mir frische Klamotten zusammen und mache mein Bett, so wie ich es vorgefunden habe. Ich dachte zwar, das ich alle Katzenhaare mit dem Tesa Gewebeband von meinem Schlafzeug gesaugt hatte, so war es auch, nur ist jetzt wieder alles voll. Die Katze muss wohl öfters bei der Tochter im Zimmer sein.

Zum Frühstück gibt es eine Schale Müsli. Esse ich sonst nicht. Nur normale Cornflakes. Habe ich übrigens auch gesehen. Aber Ultra teuer.

Durch meinen unverhofft verlängerten Aufenthalt, schlage ich mir heute den Weg nach Yokohama Chinatown durch. Mit dem Bike, um Kosten zu sparen. Ich filme unterwegs mit der Cam ein wenig die Straßen. Ich habe die Ausfahrt mal wieder übersehen und muss mir einen Orientierungspunkt suchen. Dazu krauche ich einen fetten Berg hoch. Ohne Gepäck ja schon anstrengend genug.


 
Hier oben fahre ich etwas umher um nach und kann in der Ferne den Tower ausmachen, von dem der alte Mann gerdet hat, als er mir die Karte zeichnete. Ich suche mir einen Weg nach unten und über viele Winkel komme ich dann endlich an diesem Anhaltspunkt an. Hier soll ich eine Turisten Information finden. Dort hole ich mir eine neue Karte.


 
Auf einer der Umgebungskarten suche ich den Aufenhaltsort eben jener Informationszentrale. Dort erhalte ich meine Karte. Wie cool!^^ Ich bin nicht weit von Chinatown entfernt. Lediglich etwas weiter südlich meiner aktuellen Position. Meine Route führt über eine Fußgängerbrücke zur nächsten Toieltte und ein Museum zu einem Parkplatz für mein Bike. Anschließend erkunde ich das als Chinatown bezeichnete Gebiet zu Fuß.


 
Hier gibt es viele Chinesische Restaurants. Aber alle von Japanern betrieben. In den Straßen kann man allerhand Chinesisch angehauchte Klamotten kaufen. Viele versuchen ihre gerösteten Kastanien unter die Leute zu bringen. Ich kann damit ja nichts anfangen.


 
Für mich gibt es hier nur wenig interessantes zu sehen. Zum einen suche ich eine günstige Gelegenheit was zu essen. Aber das ist hier alles so sündhaft teuer. Und zum anderen die unwahrscheinlich aufwendig gestalten Tempel. Die sind viel besser drauf, als die der Japanischen Religion. Viel bunter, viel aufwendiger.


 
Das wäre sicher was für den Co.Moderator. Der ist ein großer China-Fan. Nur das seine Platte mit den schönen Fotos aus dem dreiwöchigem Chinaurlaub hin ist, ärgert ihn derzeit am meisten. Ich sollte meine fotos auch bald auf die externe Platte okupieren, damit es mir nicht genauso ergeht wie ihm. ;-(


 
Nach einem Rundgang setzte ich mich auf einer Bank hin um eine Pause zu machen. Meine rechte Schulte spinnt schon wieder rum. Die tut nach geraumer Zeit immer so abgefahren weh, als ob da jemand eine richtig fette Spritze reingeballert hätte. Oh man! Da muss ich unbedingt mal was gegen tun. Da fällt mir ein. An einem Zahn, der ohnehin schon bis zum Stehkragen mit einer Füllung vollgestopft ist, ist heute im Laufe des Tages auf der Innenseite etwas hochgegangen. Keine Ahnung wo der Splitter abgeblieben ist. Habe ich wahrscheinlich verschlugt.

Auf der Bank penn ich fast ein, als eine Oma auftaucht und sich setzen möchte. Boah. Krass. Jetzt bin ich wenigstens wieder wach. Ich brauche einen, nein, zwei Augenaufschläge um wieder klar zu kommen. Dann rücke ich ab, damit sich die alten Damen auf eben jener Bank hinsetzen können. Die sind darüber erstaunt, dass ich das Feld räume.

Auf der anderen Seite des in der Nähe befindlichen Flusses habe ich ein klines Lokal ausgemacht, das mir ein gutes Angebot macht. Katzudong oder zu soll das hier heißen.


 
Das war gut. Für 380YEN hat das richtig gut geschmeckt. Reis, etwas Salat und Speck. Gekocht oder so. Aber richtig gut. Das sollte es dann auch für diesen Tag gewesen sein. Ich versuche noch einen Shot von der Brücke zu machen, welche auch immer auf den Gullidenkeln abgebildet ist. Dazu fahre ich noch mal drei vier Kilometer durch die Gegend.

Ich trete den Rückweg an. Ich rase die Straße einfach so wie gewohnt in mitten dem Stadtverkehr lang. Scheiß drauf. Mp3 Player angerissen und Feuer. Immer schön links bleiben, damit die Autos vorbei können und dann gibt es keine Probleme. An Ampel kann ich dann gleich bis nach vorne vorfahren. Um mir die Fahrt gegen den Wind etwas zu erleichtern skitche ich drei viermal am Heck eines LKW für einige hundert Meter mit. Das gibt ordentlich speed. Aber Obacht. Ist nicht ungefährlich.
Memo an mich selbst. Sattel polstern!!!!

Mittwoch, 28. März 2012

Mittwoch 4 - Sakai san

Ich wache um 0630 auf. Ich bin jetzt den dritten Tag in Totsuka. Wird Zeit zu verschwinden! Also fange ich an meine Sachen zu packen. Ich esse ein Gebäck mit Zuckerguss oben drauf. Keine Ahnung wie das hier genannt wird. Bei uns fällt das in die Kategorie Kuchen. Und eine Banane wollte ich essen. Ich setzte mich auf die betonierte Böschung und esse meinen Kuchen. Und wer kommt da des Weges? Der gleiche Student wie gestern. Er läd mich ein, nach Yokohama Chinatown zu fahren. Ich muss leider ablehnen, denn ich möchte fortfahren, mit meiner Reise.

Nach dem Frühstück mach ich mich daran meine Koffer neu zu sichern. Ich löse das rote Seil, richtige erst den einen Koffer neu aus und fessle ihn wieder. Dann den anderen. Zu guter Letzt verwende ich das rote seil wieder um die Koffer zu stabilisieren, damit sie nicht wie irre umher schwanken. Eine Fummel Arbeit die mich gut eine Stunde Arbeit kostet.

Dann sortiere ich den Müll in eine Tüte und meine Vorräte in eine andere. Alles was elektronischer natur ist, landet im Rucksack. Den Schlafsack versuche ich zusammenzurollen. Ich brauche zwei Versuche, bis ich ihn in den für den Transport vorgesehenen Beutel stopfen kann. Den Deckel drauf und schön fest zugeschnürt, damit er möglichst wenig Platz wegnimmt. Ich fange an das Zelt abzubauen. Erst den Zeltboden aushängen, rauszerren und auf dem Rasen zusammenlegen. Das war einfach. Dann löse ich die Verspannungen und wickle die Schnüre zusammen. Erdnägel einsammeln. 20 Stück, alle da. Zeltstangen raus und Außenhaut eingerollt. Passt nicht beim ersten Versuch in die Tragetasche.

Ich sollte mir größere Koffer besorgen. Ich habe immer Probleme die zu zubekommen. Gerade jetzt wo ich das Zelt einmal raus hatte, muss ich es wieder rein stopfen. Jedes Mal eine Plackerei. Ich habe die Koffer dann doch noch irgendwie zu bekommen. Ich bin mit nahezu keinem Fetzen Papier in Deutschland gestartet. Was ich jetzt schon wieder für einen Papierkrieg mit mir herumschleppe, ist echt unglaublich. Ich muss da wohl mal was entsorgen. Und der Mantel. Der nimmt so viel Platz weg. Aber der ist viel zu geil, um den unter die Leute zu bringen. Uhhhh…

Ich habe jetzt fast alles unter bekommen. Die Matte von letzter Nacht deponiere ich unter der Brücke, für den nächsten Reisenden. Ein freundlicher Japaner kommt vorbei und fragt wohin ich mit dem Bike unterwegs bin. Mt. Fuji, sage ich. Er ist erstaunt darüber. Er fragt wo ich her komme. Deutschland sage ich. Da ist er ja platt. Er sagte, dass er vor  vier Jahren einen Studenten aus Deutschland hatte. Er ist Koch in einem Restaurant. Sein eigenes, welches er mit seiner Frau zusammen betreibt. Er fragt, ob ich nicht auf einen Tee mit zu ihm kommen möchte. Ja, na gut. Das wird sich später noch als extrem großes Glück herausstellen.

Ich packe schnell alles andere irgendwie zusammen, so dass wir los können. Die Koffer machen immer noch Probleme, aber wenn ich in Fahr bin, geht es ganz gut. Ich habe jetzt mehr Beinfreiheit. Es ist nicht weit bis zu seiner Wohnung. Das Bike stelle ich neben dem Fahrstuhl ab. Seine Frau macht uns einen Kaffee, dabei trinke ich so was nicht. Egal. Will ich mal nicht so sein. Probieren kann ich das ja mal.

Wir erzählen eine ganze Weile lang. Über Deutschland, woher ich komme, wohin ich gehe. Er sagte, das Mt. Fuji derzeit nicht besteigbar ist, weil noch zu viel Schnee liegt. Ende Juni, sagt er kann man dort hoch. Egal. Ich habe Allrad, und ich halte mich an diesen Plan. Nur mein Gepäck muss ich im Tal lagern, bis ich von dort oben wieder runter komme. Er war bereits viermal auf dem Berg. Ich wollte meine Reise fortsetzten. Da bietet er mir an, die nach bei ihm zu verbringen. Ich bin ja am überlegen. Jetzt ist es 1230. Viele km kann ich denn ja nicht mehr reißen. Ich frage nach dem Wetter für morgen. Zuerst stellen wir fest, dass es heute noch regnen soll. Das glaube ich ja schon mal nicht. Großer Irtum, wie ich später feststellen werde. Morgen soll gutes Wetter werden. Also dann, bleibe ich die Nacht bei ihm und seiner Frau.

Ich muss aber mein Gepäck aus dem Flur schaffen. Er macht sich sorgen, dass jemand da was raus klauen könnte. Die Koffer sind aber abgeschlossen, also bleibt das Bike samt Koffer draußen stehen. Er möchte mir den Weg nach Yokohama Chinatown aufzeichnen. Ich kann mit seinem Bike dorthin fahren. Ich weiß nicht, was ihm an mir gefällt, aber er möchte, dass ich bis Sonntag bei ihm bleibe. Dann feiern sie am Fluss eine Party. Zu der möchte er mich einladen. Im Nachhinein finde ich das dann doch schon etwas eigenartig. Aber es gibt nichts was mich hindert noch eine Weile hier zu bleiben. Ich willige also ein. Ich kann das Zimmer seiner Tochter nutzen, so lange sie nicht hier ist.

Ich bau die beiden Koffer vom Bike ab und schaff die in das Zimmer seiner Tochter.  Ich glaub´s immer noch nicht. Hammer. :-) Dann wollte ich eigentlich los nach Yokohama. Scheiße. Das Wetter wird schlechter. Windiger, kälter. Es regnet! Ja, das hat sich denn wohl. Herr Sakai zeigt mir seine Wohnung. Damn. Es ist genau, wie es mir in den Animes immer aufgefallen ist. Man stellt sich erst viel Später mit Namen vor. Das ist echt komisch.

Wir essen zu Mittag. Ich warte, bis er und seine Frau auch am Tisch sitzen. Ich bin ja ausgebildeter Sysadmin und habe ein Tutorial runtergeladen. Somit kann ich bei dieser Sache nichts falsch machen. Danach begeben sich die zwei zu ihrem Restaurant. Herr Sakai führt mich einmal herum. Ich biete ihm meine Hilfe in jeglicher Hinsicht an, dafür dass ich bei ihm nächtigen darf. Um 1640 soll ich wieder dort sein. Darf ich auf keinen Fall verpassen.

Ich trete vor die Tür des Restaurants und traue meinen Augen kaum. Fetter Platzregen. Ich hatte großes Glück auf ihn zu treffen. Oder besser, er auf mich. Sonst würde ich jetzt irgendwo im Regen stehen.  Ich gehe in einem Kaufhaus um die Zeit totschlagen. Ich schleiche durch die Regale und muss wieder mal feststellen, das die hier wirklich alles, was in irgendeiner Weise verdaubar ist, aus dem Meer ziehen.


Bemerkenswert finde ich, dass es auch Süßigkeiten aus gog gibt. Ritter Sport. Steht auf der Vorderseite sogar alles in Deutsch. Und auf der Rückseite gibt es den Text noch mal in Japanisch. Eine Tüte „Werthers original“ nehme ich mit. Später lasse ich sie im Restaurant als Aufmerksamkeit zurück. Wenigstens etwas, muss ich den Leuten ja geben.

Zurück im Restaurant treffe ich auf „Wakaru“. Eine Freundin der Familie, so wie mir scheint. Ich soll beim Essen meine Fotos in der Diashow laufen lassen. Klar, immer ran. Viele dieser Orte kennen sie bereits. Über meine Sammlung von Cones ist der gute alte Koch doch beeindruckt. Wir schaffen es gerade mal die Fotos der ersten Woche anzusehen, dann ist das Abendessen beendet.

Ich mach mich auf dem Weg in die Wohnung. Wo soll ich jetzt auch noch hin? Ich wollte meine Sachen zum Duschen aus dem Koffer holen. Verdammt. Der Schlüssel ist weg. Der muss noch am Fluss liegen. Ich auf mein Bike und noch mal hingefahren um danach zu suchen. Ein Glück, der liegt tatsächlich noch da. Ich musste nicht lange danach suchen. Dann fahre ich die Karre noch mal richtig aus. Aber viel kommt nicht. Das Getriebe hat eine viel geringere Übersetzung als meine hochgedrehte Kiste in gog.

Am Abend treffe ich auf den Sohn von Sakai san. Er ist 28. Und die Tochter, dessen Zimmer ich gegenwärtig nutzen darf, ist 24. Wäre ja mein Alter, aber ich kann mich hier nicht länger aufhalten…
/span

Dienstag, 27. März 2012

Dienstag 4 - Kamakura

Heute Morgen wache ich auf und vor meinem Zelt sitzt jemand auf der betonierten Böschung. Ich frage mich was er wohl dort macht. Als ich aus dem Zelt klettere, begrüßt er mich erst mal ganz knall hart. Ich unterhalte mich erstaunlich lange mit ihm. Ich erzähle ihm, dass ich zum Mt. Fuji möchte. Er sagt, dass es im Winter gefährlich ist auf den Berg zu klettern. Hörst du mich Gefahr!? Ich lach dir ins Gesicht, hahahahhaaa… Ja, soviel dazu. Er erklärt mir warum in Japan links gefahren wird. Weil die Samurai früher ich Katana auf der rechten Seite trugen. Wenn ein Samurai einem anderem Begegnet, dann haben sich immer ihre Schwerte berühret. Deswegen gehen die auf der linken Seite um diesen Zusammenstoß zu vermeiden. Interessante Logik. Ein weiterer Grund sei, das in England auch links gefahren wird. Er ist studiert Biologie und hat heute etwas Zeit. Er fragt ob ich auch Zeit habe. Wir fahren dann zusammen nach Kamakura. Ich hätte mal lieber nein sagen sollen, denn dieser Trip kostet mich einen ordentlichen Batzen Geld.

Sein Englisch ist etwas unverständlich, aber man kann es verstehen. Ja, gut. Meins mag nicht besser sein. Wir gehen zum Bahnhof nördlich meines aktuellen Außenpostens. Von dort fahren wir mit der Bahn, meine Karte kostet 210YEN, in Richtung Osten. Weiter an die Küste. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir den Bahnhof Kamakura. Ich habe ihm während der Fahrt einige Fotos auf dem Notebook gezeigt. Er scheint nicht sonderlich interessiert zu sein.

Unmittelbar in Bahnhofnähe schleppt er mich in einen Laden, wo es ein sonderbares Gebäck zu kaufen gibt. Er gibt mir dieses Ding aus. Es hat die Form einer Ente und schmeckt erstaunlich gut.

Er führt mich durch den Kern von Kamakura und zu dem dortigen Tempel. Dem „Tsurugaoka Hachimangu“ Schrein. Ist ja nun echt mal wieder nicht zu fassen, was die hier hin gebastelt haben. In Kamakura gibt es so viel zu sehen, das ein Tag nicht ausreichend ist um alles unter die Lupe zu nehmen. Auf dem Vorplatz haben sich einige Händler einen Platz gesichert. Bei dem einen hole ich mir eine kandierte Weintraube, schätze ich, für glatte 100YEN. Die ist absolut gut. Aber entschieden zu teuer.

Bei einem weiteren sehe ich einige gutaussehende Süßigkeiten. Bestimmt ein totaler Reinfall, aber ich möchte mir die mal reinpfeifen und den Ride enjoy´n. (von „enjoy the ride“^^) Ich lasse geschlagen 300YEN in dem Schuppen. Dann geht es weiter.


Auf dem Gelände ist heute mal richtig Aktion. Die hier ansässige Baseball-Mannschaft wird vom Priester gesegnet, auf das sie im nächsten Spiel gewinnen. Wenn das jeder macht, müsste es ja immer unentschieden enden, oder? Aber das funktioniert ja wahrscheinlich ohnehin nicht. Ist bloß krass, dass auch etliche Fernsehteams hier sind um das zu dokumentieren. Ich greife mir auch schnell einige Visagen mit meiner Cam ab.

Mein Reiseleiter erklärt mir, das man, wenn man zu einem Heiligtum eine Treppe hochsteigt, oder eintritt, mit dem linken Fuß zuerst auf die Stufe oder Schwelle tritt. Und beim Verlassen ist der Rechte Fuß zuerst dran. Schwachsinn, so was. Ich sauge mir die Treppen ohnehin immer mit zwei Stufen auf einmal rein (wenn ich ohne Begleitung bin).

Nachdem wir die Treppe zum Schrein hochgelatscht sind, kann ich einige langsichtige Shots machen. Allerdings ist der Smog daran schuld, das man nicht bis zum Horizont fotografieren kann. Er sollte lieber Reiseführer werden. Er kann zu vielen Dingen etwas erzählen und kennt auch die Orte an denen Touristen sonst nie vorbei kommen. Da wäre er besser aufgehoben.

Wir gehen in ein Museum. Der Eintritt kostet mich geschlagene 400YEN. Hier ist fotografieren verboten. Mal wieder. Wäre ich alleine gewesen, wäre ich da erstens nicht rein gegangen, und wenn doch, hätte ich gnadenlos Fotos gemacht. Ich habe dann klammheimlich einige  Fotos gemacht. Ich muss ohne Blitzlicht arbeiten. Dadurch das es hier in diesem Bunker recht dunkel ist, kann ich nicht viele brauchbare Shots landen.

Nach dem Museumsflop folgen wir dem Rundgang in Richtung EXIT. Wir kommen an einer Schenke vorbei. Er fragt ob ich schon mal Sake getrunken habe. Ich sage nein. Gut, dann gehen wir jetzt einen kaufen, haut er ganz locker raus. Ach du Scheiße. Das ist ein komisches Gesöff. Heiß. Schmeckt süßlich und es schwimmt weich gekochter Reis darin umher. Wenn der etwas abgekühlt ist kann man das durchaus auch trinken. Ich hatte schon schlechtere Geschmackserfahrungen in Japan, als das. Kann man trinken, aber für mich sind 250YEN für, was ist das..100ml?..einfach viel zu viel. Dafür kann ich locker 4 Liter Wasser kaufen.

Zum Mittag wollten wir in ein Nudelrestaurant gehen. Soll ein Geheimtipp sein. Leider hat die Bude zu und wir gehen in ein China-Restaurant. Da werde ich 1040YEN los. Alter. Aber die Nudelsuppe war doch recht gut. Soll scharf sein, sagte er. Ja! War jetzt zwar nicht gerade mild, aber hat mich in Sachen Schärfe nicht umgehauen. Wenn ich mir in good old Germany meine Spagetti in Tomatensause aus der Konservendose warm mache und mit Pfeffer und Paprika würze, knallt das manchmal so doll, das ich Schluckauf bekomme. Also ist das hier ein Lacher dagegen. Er bestellt noch einen Pudding als Nachtisch. Verdammte scheiße, ist der gut. Schmeckt wie Kokosnuss. Einwandfrei.

Danach möchte er verschwinden. Ich wollte mich bei ihm für die Tour bedanken indem ich ihm ein Eis ausgebe. Aber die schlagen hier mit 610YEN für zwei Kugeln ganz locker den Boden aus dem Fass. Das zahlt er dann doch selber.

Während wir das Eis verschwinden lassen wandern wir noch etwas umher. Er zeigt mir ein altes Krankenhaus, welches hier für Besichtigungen im Originalzustand erhalten wird. Sehr aufschlussreich. Der Eintritt ist umsonst. Dafür gibt es aber auch nur einen Raum zu sehen.

Zu guter Letzt zeigt er mir noch einen 500 Jahre alten Schrein. Mit den Dingern sind die in Japan aber auch reichlich gesegnet. Was mich nur wundert, ist, dass nicht tausende von Jahre alt sind, so lange wie es Japan schon gibt. Muss also eine recht neue Erfindung sein, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die allerneuste ist übrigens Pachinko.

Dann gehen wir zurück zum Bahnhof. Er zeigt mir meinen Zielbahnhof auf der Karte und den dazugehörigen Preis. 210YEN! Ich möchte mich hier aber noch etwas umsehen, wenn ich schon so einen langen Weg bis hierher in Kauf genommen habe. Er verabschiedet sich und dampft ab. Ich bin wieder alleine.

So kommt es das ich durch kleine Seitenstraßen schleiche und mir die Gegend wie gewohnt in aller Ruhe ansehen kann. In einer Bude werden Bratwürste gegrillt. Ich kann es kaum glauben. Da steht „Schinken und Wurst“ auf dem Schild. Was Deutsches! Da muss ich ja grinsen. Viele Japaner wissen wahrscheinlich gar nichts damit anzufangen. Eine Verkäuferin aus dem Laden ruft mich herein. Sie muss erkannt haben, das ich Deutscher bin. Sie sagt, dass sie mal in Frankfurt war. Klar, deswegen auch dieser Laden hier. Nein, ich habe kein Foto gemacht. Leider!

Einige Ecken weiter betrete ich ein Geschäft das die klassischen Holzlatschen in verschiedenster Bauform verkauft. Alles vollkommen überzogen für meine Geldbörse. Ich lande einen Shot bei den Miniaturen. Zu den Essstäbchen für 4000YEN!!!! Erzählt mir eine Verkäuferin die Geschichte der Herstellung und Bedeutung. Ich kauf die doch ohnehin nicht. Viel zu teuer für meinen Geschmack, abgesehen davon, das ich bereits welche besitze. Sie erklärt mir, dass die langen für Männer sind, und die kurten für Frauen. Das war mal informativ.

Sie zeigt mir die Bilderrahmen und deutet auf den großen Buda. BAM, in meine Fresse. Jetzt fällt mir wieder ein, das schon in meinem Sprachkurs die Rede von einem „Daibudsu“ war. Nicht der Sprachkurs von der Volkshochschule, der mich Kohle ohne Gleichen gekostet und, wenn ich ehrlich bin nichts gebracht hat, sondern der Sprachkurs von PONS welchen ich von einem Freund erhalten habe. Ich frage nach dem Weg dorthin. Ja, mit dem Bus oder der Bahn, nicht zu Fuß, ist etwas zu weit. Pah. Zu weit? Ich brauche eine Karte um sagen zu können ob das wirklich einen Bus wert ist. Ha, ist es nicht. Kompass auf neues Ziel gepeilt und LOS. Ich fahre die zwei drei km doch nicht mit dem Bus. Die Kohle kann ich nun echt sparen. Ich laufe zwar drei Mal in eine Sackgasse, aber sehe wenigstens das Japan hinter der sonst so sauberen und fröhlichen Fassade.

Nach einer guten halben Stunde des Häuserkampfes erreiche ich eine gut befahrene Straße. Laut Karte einfach dieser Straße nach Westen folgen und bei der nächst fettesten Kreuzung (Kossaten jap.) nach Norden. Treffer. Der Eintritt kostet aber auch hier wieder 200YEN. Zugegeben! Günstiger als im Museum. Ich laufe auf dem Gelände etwas umher und mache ein gutes Dutzend Fotos.

In den großen Buda kann man für nur 20YEN auch reingehen. Cool. Viel zu sehen gibt es dort drinnen nicht. Ihr könnt euch die 20YEN sparen und einfach meine Fotos ansehen. Da ist alles drauf, was dort drin ist. NICHTS! Vielen berühren das Scheusal und stellen fest, dass der ganz warm ist. Logisch, wenn der den ganzen Tag in der Sonne sitzt.

Ich kaufe gleich noch 12 Postkarten von Kamakura für 300YEN. Das geht ja noch. Auf meinem Weg zum Meer komm ich an einem Geschäft vorbei bei dem ich diese Stirnbänder für 300YEN sehe. Ich hätte ja zu gerne das Nummer eins Headband gekauft (aus Afro Samurai) aber ich entscheide, ein Foto reicht um eine Bauanleitung dafür zu haben.

Da, eine Post. Gleich mal rein da und die Postkarten ausgefüllt. Ich suche die drei besten raus. Eine für die Firma, eine für meine Eltern und eine für den Co. Moderator. Macht 210YEN für Liebesgrüße aus Kamakura.

Ich folge der aktuellen Straße exakt nach Süden und komme ans Meer. Sonderlich weit kann man nicht gucken. Ich glaube, das man in Warnemünde viel weiter aufs Meer hinaus blicken kann, als hier. Ich finde einen toten Fisch. Ich lasse ihn links liegen und gehe etwas weiter. Drei kleine Schulmädchen befassen sich eine ganze Weile mit dem elenden Burschen. Als sie ihn genug drangsaliert haben, verpissen sie sich. Ich nutze diese Gelegenheit um ihn ins Meer zu schleudern. Dann verdufte ich auch. Der Wind hier am Meer ist grässlich kalt.

 Der Weg zurück zum Bahnhof von Kamakura lässt mich über einen Postkasten stolpern der unserem privatem in gog bis auf die Lucke ähnelt.

In der Nähe das Bahnhofes sehe ich noch etwas aus Deutschland. Haribo Goldbären. Aber so teuer, das selbst ich die nicht kaufen mag. Kleine Tüte für über 200YEN. Nä, so nicht, nicht so, nicht mit mir.

Heimfahrt. Ja. 210YEN, wie bereits gesagt. Aber welche Bahn? Richtung Yokohama, Shibuja, Narita Airport. Ja, das kommt hin. Fahrplan sagt drei Haltestellen. Oh man! Ich habe echt Bammel, das es der falsche Zug ist. Aber nein. Dank meines ultimativen Glücks ist es der richtige Zug. Ich steige in Totsuka aus und gehe direkt zum nächsten MC um mein Notebook- und Kamera-Akku zu laden. Dauert ja wieder ewig. Sitze locker vier Stunden bei MC und vervollständige meinen heutigen Bericht. Hoffe, dass ich morgen weiter komme.

Auf dem Weg zum Zelt sehe ich eine Matratze oder so was herumliegen. Die ist doch sicherlich abandoned, denke ich. Ich schleiche mich kurz am Zaun vorbei und greife mir das Ding. Das muss von einem alten Sessel stammen. Geiles Ding. Das werfe ich unter den Zeltboden, dann habe ich es in dieser Nach schön wich und kann sicher gut pennen.

Am Zelt angekommen stopfe ich das seltsame Polster unter den Zeltboden. Schön weit durchschieben, damit ich da vernünftig drauf liegen kann. Einwandfrei. Ich esse noch einen Apfel und leere die Cola. Dann gehe ich pennen. Es dauert nicht lange, dann höre ich Schritte. In unmittelbarer Nähe. Was zum!? Da scheint sich jemand darüber zu wundern, das hier ein Zelt steht. Die Bullen? Nein. Er kommt auf die andere Seite des Zeltes und holt irgendwas aus dem Schacht unter der Brücke. Ich dachte schon, der macht sich an meinem Gepäck zu schaffen. Aber nein. Nur ein Obdachloser, der seine Pappe abholt. Abgefahren. Mein Bike steht jetzt schon drei Tage hier und es fehlt kein Stück. Ich schlafe die Nacht wie ein Feldstein. Geile Matte.

Montag, 26. März 2012

Montag 4 - Totsuka

Ich werde einige Male wach. Meine Füße sind kalt. Ich hätte wohl doch die Socken anbehalten sollen. Aber nach einem ganzen Tag auf dem Bike sind die durchgeschwitzt. Die habe ich im Vorzelt liegen lassen. Ich denke, dass es draußen regnen muss, aber das ist nur der Fluss und die Autos, welche über die Brücke fahren, wie ich am Morgen feststellen muss, denn es ist alles trocken. Ich bleibe mit Absicht so lange liegen, bis es 0845 ist. Ich muss den mp3 Player aufladen. Der Akku ist leer. Ich gehe nachher zu MC und lade dort mein Notebook auf. An diesem Morgen wechsle ich meine Unterwäsche und gehe dann in die Stadt um nach einer Karte zu suchen und die nächste Route zu berechnen. Ich will mit dem Bike keinen Kilometer unnötig zu viel fahren, solange ich keinen Anhänger habe.

Zum Frühstück esse ich eine Ladung Reis mit sonderbaren Nudeln und gekochtem Speck, so wie das aussieht. Dazu ein Stück Tofu. Ich habe noch nie Tofu gegessen, aber gesehen. Das muss das Zeug sein. Sollte es wirklich Tofu sein. Großer Gott. Das Zeug taugt nichts. Schmeckt nach nichts. Etwa so wie Wasser nach nichts schmeckt. Ob es nahrhaft ist weiß ich nicht. Ich zahle 370YEN dafür. Geht noch.

In einer Einkaufspassage finde ich eine Buchhandlung. Dort suche ich erst den gesamten Laden ab, dann untersuche ich die Kartenabteilung. Ich finde einen Atlas auf Romaji. Nicht schlecht. Aber etwas sehr detailarm. Ich finde einen Motorrad-Guide. Der ist viel detaillierter. Allerdings komplett auf Japanisch. Nur einige Namen sind in Romaji. Aber ich werde den wohl dennoch kaufen. Kostet mich beides zusammen 4410YEN. Den Atlas kann ich in Deutschland immer noch benutzen, wenn ich mal in der Schule einen Bericht über mein Work and Travel halte, also nie. Die Motoradkarte…vielleicht kann ich die noch mal auf dem Schwatzmarkt loswerden.

In der nächsten Etage sehe ich eine Frau mit einem Netbook. Ich suche auch mal nach einem offenen Netzwerk. Aber keine Chance. Es gibt hier überall Netze von Softbank, aber dort kann man nur mit Handys von denen ins Netz gehen, so die grobe Google Übersetzung von der japanisch-sprachigen Seite die im Browser angezeigt wird, wenn man versucht mit dieser Verbindung ins Netz zu gehen. Ich sollte mal andere Orte ausprobieren.

Ich habe in einem MC zwei Cheese und eine große Coke für 480YEN gekauft und mich mit meinem Notebook an eine Steckdose gesetzt. Das lädt jetzt. Ich bleibe so lange bis der Akku voll ist. Ich sitze wirklich lange im MC und schreibe die Post der Letzen drei Tage. Zudem überarbeite ich die Posts der ersten Wochen um sie später als PDF hochladen zu können und sortiere meine Fotos, damit ich den Überblick für spätere Recherchen behalte. Es ist bereits 1750 als ich den MC verlasse. Ich war bestimmt drei Stunden dort.

Abends im Zelt suche ich meine Position auf der Karte. Der Atlas hilft mir zwar nicht wirklich, aber mir gefällt er trotzdem, weil ich den lesen kann. Ich nutzte den Motorrad-Guide und meine englische Tokio Karte um meine bisherige Route zu ermitteln. Ich weiß jetzt ganz genau wo ich dieses Panoramafoto gemacht habe.

Meine aktuell Position auf der Karte ist 35° 24´ nördliche Breite und 139° 32´Südliche länge. Oder wie das heißt. Dort gibt es ein JR Haltestelle an einem Fluss. Da stehen einige Brücken. Mein Zelt habe ich unter der nächsten Brücke etwas weiter Südlich dieser Haltestelle aufgebaut. Wenn morgen gutes Wetter ist, breche ich hier in Totsuka meine Zelte ab und fahre weiter. Ich muss eigentlich nur noch genau Richtung Westen fahren. Nicht mehr so weit in den Süden, sonst verfehle ich Mt. Fuji und muss wieder nach Norden fahren. Das will ich aber nicht. Ich werde wohl Route 22 in Richtung Westen bis nach Ebina folgen (22km etwa), dann auf Route 246 bis Oyama (etwa 50km). Na, mal sehen wie weit ich komme.

Sonntag, 25. März 2012

Sonntag 4 - Route 1

Meine Bisherige Route führte mich durch Statteile von Tokio die ich noch nie gesehen habe. Irgendwann folge ich einfach nur noch der Straße Richtung Süden und manchmal etwas nach Westen. Ich stoße auf einen Fluss mit einer langen Brücke. Ich mach ein Foto. Zuerst dachte ich, dass ich hier auch so durch komme. Ich konnte den eigentlichen Fluss nicht erkennen. Genau dort stehen unglaublich viele Hütten die vermutlich von Obdachlosen gebaut wurden. Ich bin ja echt ein bisschen Fassungslos. Gleichzeitig denke ich daran, dass ich ja um Grunde genommen jetzt auch einer von denen bin. Im Grunde. Aber ich bin besser vorbereitet und somit ein Camper. Ich suche einen Weg über eben jenen Fluss dessen Namen ich nicht kenne. Ich bin jetzt in Kawasaki. Ich kann das Ortseingangsschild lesen.


Ich folge einfach der Hauptstraße und zücke meinen Kompass. Ich muss weiter Richtung Westen. Ich habe den Mt. Fuji zwischendurch schon gesehen. Also biege ich bei dieser fetten Straße einfach mal ab. Ich stehe mitten auf der Straße. Ein Bulle ruft mir irgendwas zu. Als die Straße frei ist ruft er mich ran. Er zeigt mir, mit Hilfe einer Skizze, wie die Fahrradfahre hier in Japan abbiegen. Viel zu umständlich. Bei uns in good old germany wird ein Biker genauso behandelt wie ein Auto. Also auch auf der Rechtsabbiegerspur. In Deutschland dann auf der Linksabbiegerspur. Ich folge dann dieser Straße weiter.


Irgendwann sehe ich mal auf den Kompass. Heilige Scheiße. Ich bin eine unbekannte Anzahl Kilometer nach Norden gefahren. Ich dachte zuerst mein Kompass spinnt. Nein. Der geht richtig. Ich fackle nicht lange und korrigiere meinen Kurs Richtung Südsüdwesten. Ich fahre durch etliche kleine Nebenstraßen. Extrem wenig Verkehr. Viele kleine Häuser. Schmale Straßen. Enge Gassen. Bahnübergänge mit fetten Schranken und Ampeln. Genauso sieht es in Japan eigentlich aus. Die Häuser sind hier auch nicht mal annähernd so hoch wie in Tokio. Ehr so wie in einem Dorf, sieht das hier jetzt aus. In einem Convenient-Store gehe ich auf die Toilette. Ich stolpere über einen Schrein, den wahrscheinlich kein Tourist je zuvor gesehen hat.


Die neue Kurskorrektur führt mich irgendwann auf eine Straße die genau nach Süden verläuft. Ich folge ihr unbekannte Kilometer lang. Ich kann den blöden Berg nicht mehr sehen. Ich fahre nur nach Kompass. Irgendwo wollte ich so einen extrem steilen Berg hoch um mir einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht sehe ich den Berg irgendwo. Ich bin in Minosawa (Name auf karte nachschlagen). Ich habe es auf einem Postkasten gelesen. Ich suche den Ort auf der Karte. Der ist gerade noch drauf. Südlich von Tokio, nahe Yokohama. Etwas weiter, dann bin ich von der Karte runter. Ich brauche eine neue. Und eine Möglichkeit zum Schlafen für die Nacht, oder einen Platz für mein Zelt. Ein Japaner kommt vorbei und spricht mich an, weil ich die beiden Koffer am Bike habe. Ich frage ihn nach dem Weg zum Mt Fuji. Er sagte ich soll Route 1 Folgen, Richtung Yokohama, Daiwa (Name prüfen). Ich wollte aber eigentlich Landstraße fahren. Aber auf dem Highway ist die Straße besser. Ich unterhalte mich noch einen kurzen Moment mit ihm. Sehr netter Typ. Er fragt sogar nach meinem Namen.

Auch viele Rennradfahrer sind hier unterwegs. Klar, dass die mich überholen. Aber mit dem schwerem Gepäck mache ich Bergab ordentlich speed. Das Getriebe vom Bike ist gut. Den leichten Anstieg merke ich kaum. Und das Bike ist leichter als meins in Deutschland. Aber meins in Deutschland ist hochgedreht. Das hat vorne ein größeres Ritzel drauf als von Haus aus ausgeliefert wird. Führt zwar zu schlechterer Beschleunigung, aber zu höherer Endgeschwindigkeit. Die maximale Übersetzung habe ich bisher nur Bergab mit voller Drehzahl gefahren, so fett ist die.


Mit den beiden Koffern ist das echt anstrengend. Ich bin die ganze Nacht durch gefahren. Ich rechne kurz hoch und komme auf etwas über 11 Stunden bis hierher. Elf Stunden mit dem Bike unterwegs. Hammer zu fett. Zu diesem Zeitpunkt bin ich insgesamt 25 Stunden wach. An einer Bushaltestelle mache ich eine Pause von gut einer Stunde. Ich habe etwas gegessen und getrunken. Eine ganze Tafel Schokolade musste dran glauben. Die Sonne scheint gerade so schön und auf der anderen Seite des Zauns ist etwa ein halber Meter gerade Rasenfläche, bevor es einen langen Hang hinunter zu den Gleisen geht. Ich lege meinen Rucksack dort ab, steige über den Zaun, mache ein Foto und reiß den mp3 Player an. Ich habe eine dreiviertel Stunde in der Sonne gelegen und vielleicht sogar einen Augenblick lang geschlafen. Dann geht es weiter.


Ich fahre die Route 1 weiter Richtung Süden. Der freundliche, Englisch sprechende Japaner sagte, dass es maximal eine halbe Stunde mit dem Bike bis nach Yokohama ist. Ich fahre langsam, maximal eine Stunde. Ich weiß nicht wann ich dort eintreffe, oder wo ich gerade bin. Nach Kilometer 44 von Nihombashi oder so, fahre ich von der Route 1 runter. In einem „Famaly Mart“ frage ich nach einem Kapsel Hotel. Er holt eine Karte und zeigt mir eine JR-Haltestelle. Dort soll eins sein. Ich fahre somit 2km zurück. An der Haltestelle frage ich jemandem nach einem Capsel Hotel. Er kennt nur ein Business Hotel. Viel zu teuer. Ich fahre weiter und komme an ein Flussufer. Die Lösung habe ich ja im Koffer. Ich werde mir hier ein Platz unter einer breiten Brücke suchen, wo ich das Zelt aufbauen kann.

Während ich dem Flusslauf etwas nach Süden folge, halte ich Ausschau nach einem Platz für mein Zelt. Ich komme an einer Bank vorbei wo ich eine Pause mache. Auch hier muss ich etwas in der Sonne liegen und schlafen. Als der mp3 Player  „ai se eu te pego“ von „Michel Telo“ läuft werde ich sofort wach. Weiter geht’s. Zunächst muss ich auf die Toilette. Aber ich kann es mir nicht verkneifen noch die zweite Tafel Schokolade zu killen.

 Jetzt fahre ich los um in einem Convinien Store nach einer Toilette zu fragen. Ich fahre etwas weiter im Wohngebiet herum und stelle mein Bike mit samt den beiden Koffern auf einem, extra für Fahrräder eingerichtetem Parkplatz ab. In einem Supermarkt gebe ich richtig Schotter für ein bisschen Obst aus. Aber ich werde die Vitamine bestimmt auf meiner Reise brauchen. Ich suche eine Gasstätte um zum Abendbrot zu essen. Um 1500, etwa. Ich finde einen Italiener, sage ich mal. Dort esse ich eine Pizza für 399YEN. Mit Käse und Schinken. Die ist ganz OK. Das reicht mir aber nicht, deswegen werde ich mir noch etwas bestellen.

Nach der Pizza ordere ich eine Ladung Spagetti, ebenfals für 399YEN

Mein derzeitiger Plan sieht wie folgt aus. Fujiyama, Osaka und dann zurück nach Deutschland. Mir reicht es dann auch soweit. Ich habe etwas geleistet, wovon andere nur träumen. Aber es ist zu anstrengend mit so viel Gepäck. Nur mit einem Fahrrad, ohne alles, wäre das kein Ding. Zudem komme ich nur langsam vorwärts. Aber ich habe wenigstens Tokio nach exakt 3 Wochen verlassen. Genau wie im Zeitplan festgelegt. Hin und wieder habe ich angehalten um Fotos zu machen. Die Navigation mit Kompass ist gut, aber ich weiß derzeit absolut nicht wo ich mich befinde. Ohne Internet und ohne Karte. Ich bin auf die hiesigen Leute angewiesen und frage nach dem Weg.

Zu meiner Aktuellen Situation:
Zur Toilette gehe ich oft in diesen 24H open Läden. Die sind da ganz zugänglich. Es ist definitiv ein Abenteuer und eine Herausforderung. Es wäre zwar einfacher mit einem Handwagen, aber so wie die Koffer am Bike hängen, errege ich mehr Aufsehen. Ich werde die Deutschlandflagge hinten anbringen. Das wird sicher noch etwas cooler. Ich hoffe, dass ich bald aus der Stadt raus bin, denn von den ganzen Abgasen bekomme ich schon eine Bleivergiftung. Ich habe leider keinen Fahrradcomputer an meinem Bike, aber es wäre sicher cool für die Statistik gewesen. Tagesstrecke, Geschwindigkeit, Max Speed und so was. Aber ich wollte nach dem teuren Bike dafür nicht auch noch Geld lassen. Vielleicht mache ich das aber noch mal. Ich muss unbedingt ein offenes Netz finden um meine Eltern zu kontaktieren und um die Posts hoch zu laden. Ich muss auch ein Foto zu Baumeister senden. Und ein neues Foto für den Titten-Kalender von der IT-Abteilung, ganz wichtig. Die werden Bauklötze staunen. Die Kommunikation ist soweit OK. Viele sprechen oft auf Japanisch, aber einige Schlüsselwörter kann ich heraushören. Wenn sie bemerken, dass ich nicht so gut Japanisch spreche, versuchen sie sich mit ihrem bisschen englisch zu retten. Ich muss eine Möglichkeit finden meine Akkus zu laden, sonst ist es aus.

Ich habe das Zelt aufgebaut. Unter einer Brücke. Dort ist mein Bike und auch das Zelt vor etwaigem Regen geschützt. Der Boden hier ist sehr hart. Ich muss einen Stein suchen um die Erdnägel in den Boden zu bekommen. Das aufbauen geht recht einfach. Nachdem ich die Außenhaut aufgestellt habe, lege ich den Zeltboden aus. Ich kann dieses Zelt also auch bei Regen aufbauen und das Innere bleibt trocken. Sehr nützlich.

Ich gehe um etwa 1730 schlafen und höre noch Musik. Um etwa 2100 werde ich wach und setzte mal schnell einen Strahl in die Ecke, dann penn ich weiter. In der Nacht wird es etwas kalt. Ich sollte auch was gegen den harten Untergrund machen. Mal sehen ob ich was in den Straßen finden kann.