Sonntag, 10. August 2014

Das Wetter hält (10.08.2014)

In der vergangenen Nacht hat es reichlich geregnet und mein Zelt ist noch pitschnass. Außerdem wollte ich etwas länger schlafen, da ich ja auch erst recht spät hier angespült wurde und vermutlich nicht die ganze Zeit durchgepennt habe wie ein Feldstein. Deswegen halte ich noch bis um 11:00 Uhr japanischer Zeit die jetzige Position. Mein Zelt sollte wenigstens ein wenig im Wind trocknen. Zunächst beschließe ich einen kurzen Blick auf die Hauptstraße zu werfen. So wollte ich feststellen ob die Straßen noch befahrbar sind und ob Regen in Aussicht ist. Das Wetter scheint sich etwas zu halten. Und die nächste Position, die ich erreichen wollte, ist nicht so weit weg. Ich schlepp mein Zeug aus dem Zelt und belade schon mal das Bike. Danach bau ich das Zelt ab und lege es beim Toilettenhäuschen unters Vordach. Dort ist es trocken und ich kann das Oberzelt mit dem Handtuch abtrocknen und zusammenlegen. Über meinen Rucksack stülpe ich einen blauen Müllsack, damit der vom eventuellen Regen nicht nass wird und ich um die Funktionstüchtigkeit meiner Elektronik fürchten muss.
Mein heutiges Ziel ist ein wirklich kreisrunder Vulkan, der nur knapp 8km von meinet jtzigen Position entfernt ist. Ich folge Straße weiter nach Süden. Allerdings nicht mehr in Küstennähe, so wie gestern. Es geht einen langen Berg hinauf. Die Straßen sind trocken, aber es ist bewölkt. Keine Sonne zu sehen.
Je näher ich dem Hügel komme, desto schlechter wird das Wetter. Es zieht Nebel auf und es beginnt zu nieseln. Und es wird langsam kalt. Ich fahre auf einer Straße südlich des Vulkans eine halbe Runde herum, weil laut meiner Karte dort ein Pfad nach oben führt. Die Straße gewinnt an Steigung und ich werde wieder von der Landschaft ausgebremst. Der Nebel wird zusehends dichter. Auf der Westseite des Vulkans passiere ich ein rotes Tor, das wohl den Eingang zum Pfad markiert. Nur möchte ich bei dem Wetter nicht den Berg erklimmen. Man würde eh nichts sehen können.
Also fahre ich erst mal weiter und ich erreiche einen Park etwa auf der Nord-West Ecke. Ich sehe mich im Park um und entdecke einen Pavillon aus massivem Holz. Nicht schlecht. Der hat ein Dach und der Boden ist Asphaltiert. Ich werde mein Bike hier unter abstellen und mich kurz zu Fuß umsehen. Der Park bietet ein kleines Toilettenhäuschen einige Meter weiter. Außer mir ist niemand zu sehen oder zu hören. Nur der Wind faucht hier durch und die Zikaden brummen vor sich hin. Der Nebel ist mittlerweile so dicht, das ich den Berg einfach nicht sehen kann, obwohl ich genau davorstehen müsste. Ich beschließe hier Stellung zu beziehen und das schlechte Wetter auszusitzen. Ich kehre zum Bike zurück und packe das Zelt aus. Ich analysiere die beste Position zum Aufstellen. Möglichst weit im Windschatten, damit der Wind den Regen nicht hereinträgt. Beim Aufstellen habe ich leichte Schwierigkeiten wegen dem Wind, aber ich kann jetzt die Schnüre nutzen, die dem Zelt beiliegen. Ich binde die Schnüre einfach irgendwo an der Holzkonstruktion fest. Somit kann ich mein Zelt unter dem Dach aufstellen und vor dem wegwehen sichern. Der Wind sollte es außerdem trocknen können. Es ist zwar erst 16:00 Uhr aber ich kann die Zeit nutzen um ein wenig am Notebook zu schreiben.
Ich verbringe den Abend in meinem Zelt und schreibe etwas an meinen Tagesberichten. Als ich zur Toilette muss, sehe ich, dass der Regen den Nebel förmlich aus der Luft gewaschen hat. Jetzt habe ich schon einen ersten Blick auf den Berg werfen können. Geiles Teil. Das wird morgen sicher richtig fetzig, wenn die Sicht besser ist.
Als ich im Rucksack nach einem Kabel suche, fällt mir mein Handy in die Finger. Na gut, kann man ja mal versuchen, denke ich mir so. Ich versuche zuerst Vadders auf seinem Handy zu erreichen. Also, klingeln tut es schon mal. Aber er geht nicht ran. Gut, versuche ich das Festnetzt. Mudders nimmt ab. So kann ich doch noch ein paar Worte mit meinen Eltern wechseln. Sie sagen, das über Tokyo ein großer Sturm sein soll. Ha, da bin ich aber schon lange nicht mehr. Zum Abend gibt es eine Nudelsuppe und dann schlafe ich bei Musik vom Walkman ein. Das soll es dann gewesen sein.

Samstag, 9. August 2014

Der große Umweg (09.09.2014)

Ich werde heute recht früh wach und beschließe noch etwas länger zu schlafen. Der Asphalt ist zwar knacken hart, aber wenigstens gerade. Auf dem Schlafsack und dem Handtuch geht das einigermaßen. Nur habe ich mich so doof hingelegt, dass mein Bein eingeschlafen ist und ich es nur schwer im Halbschlaf bewegen kann. Mann, das fühlt sich scheiße an. Gegen 08:05 stehe ich dann auf, packe das Zelt zusammen und koche mir noch in aller Ruhe eine Nudelsuppe aus der Tüte. Die Burg macht eh erst um 09:00 auf. Also kann ich auch noch etwas essen. Sobald ich damit fertig bin, fahre ich zum Südtor und stell mein Bike dort einfach ab. Ich nehme nur die drei Kameras und mein Portemonnaie mit. Der Eintritt kostet 410YEN. Das geht doch noch.

In den Ausstellungsraumen ist das Fotografieren nicht erlaubt, aber kennt ihr Wain? Mein eigentliches Ziel bei solchen Burgen ist immer die oberste Etage mit der Aussicht und dem Souvenirshop mit den Postkarten. Aber wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich auch paar Fotos machen, wer weiß wann ich das nächste Mal hier bin. Zumal digitale Fotos nichts kosten. Es ist für mich auch immer so, dass ich mit meinen Fotos ein Stück Geschichte festhalten und weiter erzählen möchte. Viele sind bestimmt daran interessiert, wie es in so einer japanischen Festung aussieht, oder?

Oben auf der Aussichtsebene hat man einen guten Rundumblick auf Odwara. Das lohnt sich doch. Hier fährt sogar der Shinkansen vorbei. In dem hier oben eingerichtetem Shop muss ich mir unbedingt noch einen Satz Postkarten aussuchen. Postkartens der verschiedenen Orte sind für mich eine gute Ergänzung. In der Regel sind Sehenswürdigkeiten, Luftaufnahmen oder besonders schöne Aussichten abgebildet. Ich war zwar nicht selber dort, habe es aber trotzdem gesehen.

Nachdem ich die grandiose Aussicht in alle Himmelsrichtung katalogisiert habe, mach ich mich auf den Weg zurück zum Bike. Heute ist leider nicht so geiles Wetter und das schlägt mir vermutlich auch etwas auf die Stimmung. Meinem Zeitplan kann ich aber bis jetzt gut folgen. Meine größte Sorge ist ja, dass ich irgendwo versumpfe (z.B. durch zu schlechtes Wetter, Krankheit oder zu geringer Reisedistanz wegen schwierigem Gelände) und meinen Rückflug nicht erwische. Auch Umwege sind so ein gewisses Risiko. Auf dem Weg zu einer Burg treffe ich oft auf lange Berge oder unübersichtliche Straßenführungen. Was einen erhöhten Zeitaufwand bedeutet. In der Regel lohnt es sich aber.

Irgendwie fühle ich mich noch schlapp. Ich zottelt auf meinem Bike die Straße herunter um wieder der Route 1 zu folge. Es dauert nicht lange und ich erreiche Gusto Cafe. Ich wollte ja eigentlich nicht anhalten und weiter fahren, aber ich sollte mir doch noch was Vernünftiges zu essen leisten. Denn ich bin Gestern den ganzen Abend und die halbe Nacht durchgeballert. Ich hole mir eine Pizza. Die schmeckt in dem Restaurant nicht schlecht und kostet kein Vermögen. Ich bestelle mir zunächst die Pizza und die Drink Bar. An der kann ich mich bedienen und aus einer recht großen Zahl an Getränken wählen. Ich bevorzuge den Orangensaft und die Heiße Schokolade. Nach der Pizza gibt es seit langem mal wieder ein Eis oben drauf. Somit lasse ich am Ende 1141YEN bei Gusto. Schon fett, würde ich sagen, aber man gönnt sich ja sonst nix. Zumal es mein Urlaub ist!^^

Nachdem ich bei Gusto zu Mittag gegessen habe, bin ich richtig satt. Scheiße man, das geht gar nicht. Es war wohl doch etwas zu viel. Aber ich kann nun nicht noch mehr Zeit verströdeln. Ich versuche einen Weg zur nächsten Burgruine zu ermitteln, ohne zu wissen, dass es mich Stunden kosten wird dorthin zu gelangen. Der Weg ist zwar ausgeschildert, aber nur schlecht für mich nachzuvollziehen. So ein durcheinander. Die Straße führt über 1,7km einen Berg hinauf. Die Entfernung ist dabei nicht das Problem. Die Straße hat so eine Steigung, das ich das Fahrrad schieben muss und dennoch total aus der Puste bin. Ich brauche über 1 ½ Stunden um dort hoch zu kommen. So ein enormer Höhenanstieg. Ich kann nur hoffen, dass sich am Ende eine geniale Aussicht einfangen lässt. Denn laut meiner Karte ist die nächste Position nur eine Ruine.

Angesichts der bereits verschwendeten Zeit und der wohl noch bevorstehenden Anstrengung hier hoch zu kommen, drängen sich mir wieder die Überlegungen auf, hier nicht weiter zu machen und meiner Hauptroute zu folgen. Aber wenn ich jetzt umdrehe, ärgere ich mich später sicherlich umso mehr. Man, du dämlicher Idiot. Du warst schon so dicht dran. Jetzt musst du das alles noch mal von vorne beginnen, wenn du dort eines Tages doch noch mal hin möchtest. Das ist eben die Qual eines Umweges. Man weiß nicht, was einen am Ende erwartet. Wird es sich lohnen? Oder wird es doch nur eine Zeitverschwendung sein? Ich habe mich entschieden die ganze Scheiße doch durchzuziehen. Schließlich bin ich nur einmal in dieser Gegend unterwegs. Und ich will mir nicht nachsagen lassen, das ich die Gelegenheit verpasst habe diese Burgruine zu besichtigen. Also quäl ich mich weiter den Berg hoch. Das Fahrrad schiebend und jammernd. Alle paar hundert Meter muss ich eine kurze Pause einlegen, weil der Anstieg einfach zu fett ist. Und wieder rege ich mich darüber auf, wie die Japaner nur so eine Straße bauen können. Wer soll hier im Winter hoch kommen?

Wer mit dem Auto kommt, ist natürlich im Vorteil. Auf dem weiteren Weg nach oben bietet mir eine Frau an, mein Bike an ihrer Gartenlaube abzustellen. Mir wäre es egal gewesen. Ich hätte es die letzten paar hundert Meter auch noch bis nach oben mitgeschliffen. Aber gut. Ich stelle das Bike bei ihr ab und gehe den Rest zu Fuß. Oben angekommen, halte ich mich nicht lange auf. Die Aussicht lohnt sich mehr als die Ruinen an sich. Da gibt es so gut wie nichts zu sehen. Nur die Bezeichnung „One Night Castle“ die auf den Schildern steht hat mich dazu gebracht, den beschwerlichen Weg auf mich zu nehmen. Ich habe gehofft, dass es eine Erklärung auf Englisch gibt. Aber nein. Es gibt aber zwei Steine die wohl beim Bau des Edo Castle in Tokyo Verwendung fanden. Ich möchte gerne etwas mehr über dieses „One night Castle“ erfahren…

Ich gehe das Gelände einmal ab und mache hier und da ein paar Fotos, damit ich mir die Gegend später genauer ansehen kann. Jetzt möchte ich keine Zeit mehr verschenken, denn es scheint heute doch noch zu regnen. Ich möchte noch wenigstens 30km fahren, auch wenn es schon 15Uhr ist, als ich dort oben weg komme. Mehr wäre natürlich besser.

Auf dem Weg nach unten muss ich noch mein Bike abholen. Die Frau wartet schon in ihrem Auto und liest eine Zeitung. Ich mache die Action Cam klar und rase den Berg runter. Mit über 50km/h. Das ist schon ganz schön ordentlich, besonders wenn ich bedenke, das ich ja noch eine Zuladung von etwa 25kg dabei habe. Brems das mal alles wieder ab. Die Abfahrt dauert gerade mal 2 Minuten. Verdammt, war ich da schnell. 61km/h hat der Fahrradcomputer angezeigt. Villeicht kann ich das Video eines Tages für irgendetwas nutzen. Unten angekommen, nehme ich meine Spur zur nächsten Burg auf. Es sind nur 23km laut Schild. Das sollte ich ja wohl noch locker schaffen.

Ich folge der Route 135 einfach nur nach Süden. Unterwegs halte ich einige Male an um paar Fotos neben der Strecke zu machen oder um ein Eis aus einem Convinient Store zu holen. Wobei, heute ist es stark bewölkt und die Sonne lässt sich nicht blicken. Einerseits gut, da ich so nicht zu sehr ins Schwitzen komme. Andererseits schlecht, denn bei dem etwas feuchten Wetter sitzt die Kamera nicht so locker wie sonst. Es sind gerade mal 29°C. Fast schon Eiskalt. Ich komme hier recht gut voran. Nur die Beschilderung ist wieder mal unter aller Sau und die Straßenführung teileweise sehr Irreführend.

So kommt es, das ich wieder auf einer Mautstraße unterwegs bin. Ich mein, mir wäre das ja egal. Hier ist die Straße wenigstens super gerade und ich kann paar Kilometer machen. Es dauert aber keinen Kilometer, da kommt der erste Heino schon wieder angeschlichen und will mich zurück lotsen. Zuerst muss ich ihn aber noch auf seine schlechten Englischkenntnisse überprüfen. „No bike“ und „Yellow line“ sind die einzigen Worte die er auf English er hervorbringt. Aber er scheint doch guter Dinge zu sein. Also, er wirkt nicht sauer oder verdammt ernst. Er nimmt diesen Einsatz ganz locker. Wahrscheinlich findet er es auch lustig, dass ein Fahrradfahrer auf einer schicken Schnellstraße unterwegs ist. Noch dazu jemand mit dem er sich nicht auf Japanisch unterhalten kann. Die Action-Cam hat das bestimmt alles drauf. Ich fahre also den knappen Kilometer wieder zurück nur um dann auf der Route 135 unter erschwerten Bedingungen weiter zu fahren. Ein wenig schwerer sagte er da noch ganz bescheiden. Ja, du Penner. Du hast ein Auto unter deinem Hintern. Kauf dir mal ein richtige Gefährt. Ein Fahrrad zum Beispiel.

Nach diesem ersten Anstieg folgt eine richte lange Abfahrt. Also, der Weg nach oben kam mir jetzt nicht so lang vor. Aber das macht nichts. So komme ich wenigstens schnell weiter. Als sich eine Lichtung zwischen den Baumen am Straßenrand auftut, kann ich auf einem Hügel auf der anderen Seite der Bucht schon die Burg sehen. Am Fuße des Berges, in Strandnähe, halte ich noch an einem Lawson Station an um eine Kleinigkeit zu essen. Dort sehe ich auch viele junge Mädchen die wohl gerade vom Strand kommen. Alle dreckige Schuhe und schmutzige Beine. Die Ortschaft hier liegt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Ist also alles Tsunamigefährdetes Gebiet. Ich möchte mich hier irgendwie nicht sehr lange aufhalten, auch wenn ich sehr genau weiß, dass die Wahrscheinlichkeit eines platten Reifens an meinem Fahrrad höher ist. Anmerkung meinerseits. Nach den nun mehr insgesamt 9 Monaten die ich mit dem Fahrrad in Japan zu gegen bin und bereits 4 bis 5000km zurückgelegt habe, hatte ich nicht ein einziges Mal einen Plattfuß. Außer einmal in Kyoto, wo ich eine Speiche am Hinterradwechseln musste.

Aber zurück zum Thema… Meine Beine werden vom Fahrradfahren dreckig, aber sie sollten das lieber in den Griff bekommen, sonst könnte man denken, dass es hier mit der Sauberkeit nicht so genau genommen wird. Ja, OK man. Der Seegang ist etwas stärker als an der Ostsee und nach dem baden im Ozean kann man sich hier am Strand abduschen. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich aber noch nicht, dass ich später auf richtig geile Stände stoßen werde. Der Weg zur Burg ist laut karte einfach. Laut Karte. Die Route führt genau, aber exakt genau, an der Burg vorbei. Fast. Es ist ein Tunnel genau unter der Burg. Ich muss also eine andere Straße nach oben finden. War ja klar, dass es wieder eine starke Steigung sein muss um die Burg zu erreichen.

Ich halte auf dem Parkplatz am Fundament der Burg an und jemand, der gerade die Toilettenpapierrollen auffüllt, will mir weiß machen, das der Schuppen um 1700 dicht macht. Kann er ja, ich will nur Postkarten haben. Von dem Penner lasse ich mich also nicht weiter beirren und gehe schnell rechts die Treppe nach oben. Ah, ein Souvenirs Shop. Wusste ich es doch. Ich stürme rein und sehe mich um. Dann frage ich, damit es schneller geht, nach einem Satz Postkarten. Ja, sie haben tatsächlich welche im Angebot. Einen einzigen Satz mit 12 Karten. Schade, ich hätte mir ein paar schönere gewünscht. Keine einzige zeigt die Burg in der ich die Karten gerade kaufen möchte. Dann ist die Festung wohl nicht so der Besuchermagnet. Wobei die eigentlich sehr geil aussieht. Von dort oben muss man bei gutem Wetter einen abgefahrenen Ausblick auf den gigantischen Ozean und den kleinen Strand haben. Ach, warum muss es heute auch so bewölkt sein. Der Eintritt kostet übrigens 900YEN, was es mir bei dem Wetter aber nicht wert ist. Ich muss wohl eines schönen, Betonung auf schönen, Tages wiederkommen und die 900YEN investieren.

Aber ich lasse es mir nicht nehmen trotz des einsetzenden Regens die Burg in Atami im jetzigen Zustand auf digitale Speicherkarte zu fesseln. Kostet ja glücklicherweise nichts. Wenn der Himmel im Background noch etwas schöner wäre, könnte ich mit dem Foto leben. Ah, so etwas ärgert mich.

Ich fahre den Berg sehr rasant hinunter und folge der Route 135 weiter nach Süden in Richtung meines nächsten Ziels. Ein uralter Vulkan. Ich fahre die Berge rauf und rase sie auf der anderen Seite wieder hinunter. Bisschen Spaß macht das ja schon. Nur bekommt mir der Nieselregen nicht. Oder besser. Ich möchte meine Kameras nicht der Feuchtigkeit aussetzten. Die ActionCam hingegen hat ja ein Unterwassergehäuse. Der ist das egal. Die rennt auch immer schön mit. An einem 7/11 halte ich kurz an, und kaufe mir noch Vorrat für die nächste Etappe. Während ich so das eine Eis weglöffle kommt es mir so vor, als ob das junge Mädchen ihren Hund gerne hier am Laden anbinden und verschwinden möchte. Aber ich kann mich darum nicht kümmern.

Nach zwei langen Tunneln, folgt eine gigantische Abfahrt. Der Hammer. Das ist wie in der Episode aus Goldenboy. Die wo Kintaro versucht die Frau auf dem Motorrad zu überholen.^^ In der kleinen Stadt am Meer in der ich jetzt angekommen bin, gibt es einen MC der 24 Stunden offen hat. Dort hau ich mich erst mal hin um die Kameraakkus zu laden. Es sollten schon einige platt sein. Ich bestelle mir ein Teriyaki Burger Menu für 606YEN und saugen dem MC dafür auch noch schön was aus der Steckdose. Es ist etwa 19:50 als im den Mc betrete und drei Stunden später geht es weiter. So in etwa. Meine Aufzeichnungen sind hier hingehend etwas ungenau.

Nachdem ich soweit auf den aktuellen Stand bin und die Akkus wieder voll, fahre ich noch einige Stunden weiter. Es ist zwar schon dunkel, aber noch nicht spät. Ich habe die arge Befürchtung, dass es noch richtig regnen könnte und sehe zu, das ich bald einen Platz für mein Zelt finde. Auf der Suche, komme ich an einem MC vorbei. Einen von denen, die ich auf meiner Karte markiert habe. Die haben hier, laut MC Japan App, bis um 0100 offen. Allerdings nur am „Drive In“-Schalter. Gut, dann nutze ich diese Gelegenheit um zum ersten Mal mit dem Bike an einem Mc vorzufahren und bestelle mir einen großen Burger den ich später im Zelt essen werde.

Die freundliche Dame am Driv In, packt mir den Burger auch noch in eine Tüte, damit ich ihn besser transportieren kann. Ich fahre die Straße noch ein Stück weiter hinunter und denke, dass ich hier langsam Schluss machen sollte. Wenn ich aber weiter der Hauptstraße folge, finde ich nie etwas. So kommt es, dass ich einfach auf gut Glück nach links abbiege. Am Ende der Straße finde ich ein großes freies Gelände das ich in der Dunkelheit einmal umrunde um festzustellen was das hier ist und ob es geeignet ist mein Zelt für eine Nacht zu beherbergen. So gelange ich zu einem kleinen Parkähnlichen Bereich mit Toilettenhäuschen. Ich sehe mich in der unmittelbaren Umgebung um und beschließe das Zelt hinter dem Toilettenhäuschen zwischen einem Baum und einem Schaltschrank zu errichten. Das sollte sich als glücklicher Umstand erweisen.

(Foto vom Morgen des 10.09.2014)
In der Nacht, oder was davon noch übrig ist, fängt es an zu regnen, und zwar nicht von schlechten Eltern. Mein Rucksack steht auf der Wurzel von dem Baum und ich kann auf einem weiterem kleinen Hügel sitzen, damit ich nicht mit dem Schlafsack auf dem kalten Untergrund liegen muss. Das Wasser zieht nämlich langsam unter mein Zelt. Der Sandige Boden hat aber auch was Gutes. Es dauert nicht lange, und das Regenwasser ist wieder weg. Somit kann Ich versuchen weiterzuschlafen.

Freitag, 8. August 2014

Raus hier und was schaffen (08.09.2014)

Ach, ich weiß gar nicht, wann ich wach werde. Ich warte ja schon seit gestern Abend hier auf einem kleinem Spielplatz, das der Tempel endlich wieder auf macht. Red Bull wollte gerne ein Foto von dem Tempel haben. Dort sollen 47 Ronin begraben sein, die Rache für den in den Selbstmord getriebenen Shogun genommen haben und dann selbst drauf gehen mussten. Na mal sehen. Die Nacht war ganz in Ordnung. Es war zwar windig, aber im Schlafsack habe ich davon fast nichts gemerkt.

Da der Laden um 0600 noch nicht auf hat, fahre ich rüber zu Nakau und esse zum Frühstück eine Ladung Kazudon. Eine Große Schale mit Reis und einem frittiertem Stück Schweinefleisch oben drauf, dazu ein Ei. Ganz gut soweit. Ich kehre danach zum Tempel zurück und brauche dann auch nicht mehr lange zu warten. Das hat ja gedauert. Ich stürme förmlich hinein und fotografiere den ganzen Platz bunt. Der Mönch sagte mir, dass die Gräber dort hinten sind. Ah, das ja gut. Danke. Dann brauche ich nicht so lange zu suchen.

Nachdem ich diesen Auftrag erledigt habe, fahre ich rüber zum Sony Building. Den Weg kenne ich ja schon. Das Bescheuerte ist nur, das die hier erst um 0800 auf machen. Wieder warten. Und es kommt, wie ich es erwartet habe. Ich kann meine Bewerbung hier nicht direkt abgeben. Ich soll sie per Post einschicken. OK! Adresse!? Ja, hier. Gut. Tschüss. Ich sehe zu, dass ich endlich aus Tokyo weg komme. Ich hätte es locker schon gestern Abend bis nach Kamakura geschafft. Aber so geht es auch. Der Wind hat nachgelassen und ich sehe wenigstens was von der Gegend. Just by chance passiere ich den MC in dem ich 2012 morgens um 0600 gefrühstückt habe. Man, wie die Zeit vergeht.

Ich fahre zunächst nach Yokohama. Dort gibt es noch einen Turm den ich auf der Karte habe. Der muss Fotografiert werden. Unterwegs halte ich an einem JP Network an. Dort hole ich etwas Geld ab und nutze die Gelegenheit um meine Bewerbungsunterlagen zurück nach Tokyo zu Sony zu senden. Was für eine Verschwendung. Ich war bereits dort. In Yokohama angekommen, schweife ich eine Runde durch einen Park, bis ich den Turm erblicke. Wow, geiles Teil. Gleich hin da. Ich fotografiere mein Bike davor als Panoramashot. Dann gehe ich rein und frage nach Postkarten. Ja, in der zweiten Etage haben sie welche. Dort sehe ich mich um, kann aber nur einzelne Exemplare finden. Schwach. Die kosten auch noch Hammer Kohle. 150Yen für eine. Und ich habe mir wieder eine ausgesucht, die 162YEN kostet. Man ihr Deppen.

Ich hau ab und versuche in Chinatown noch ein Bündel Postkarten zu bekommen. Aber nachdem ich dort in mehreren Läden erfolglos gesucht und gefragt habe, lass ich es sein. Auf meinem Weg weiter nach Kamakura gerate ich in eine weitere Einkaufspassage. Ich suche alle Läden nach verdächtigem Aussehen ab. Buchläden, Souvenir, Klim-Bim usw. Nichts mit bei. Schade. Dann bleibt es wohl dabei.

Auf dem Weg zurück zu einer Route die mehr oder weniger direkt nach Kamakura führt, labert mich im vorbeifahren, ein Japaner an. Ich dreh mich um und er winkt mich ran. Was will der denn!? Aus dem Gespräch werde ich nicht so recht schlau. Aber es scheint, also ob er gerade versucht mich um Geld anzubetteln. Das wird bei mir nichts. Da beißt er auf Hitler Beton. Er redet einige Minuten auf mich ein. Ich verstehe schon was er will, tu aber Ahnungslos, in der Hoffnung dass er aufgibt. Dann reicht es mir. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren. Ich wimmle ihn ab und dann bin ich weg.

Ich habe leichte Bedenken, das es noch regnen könnte. Es ist schon seit Tagen windig. Heute ist es auch schon den ganzen Tag bewölkt und einige Tropfen sind schon runter gekommen. Ich folge der Route 16 weiter nach Kanazawa. Das ist nicht weit. Unterwegs halte ich kurz an um einen Blick durch einen Supermarkt schweifen zu können. Nichts. Keine Ansichtskarten. Schwach.
In Kanazawa ändere ich meine Verfolgung nun auf Route 23 welche direkt nach Kamakura führt. Es folgt ein Anstieg auf der Route. Doch ich habe Glück und kann an einem LKW fast den gesamten Berg hoch skitchen. Also, sich hinten dran hängen und ziehen lassen. Das ist soweit nicht weiter gefährlich. Nur wenn man los lässt. Denn dann verliert man den Schub. Man muss sich beim Anfahren des LKWs gegenlehnen. Und das macht man dann eigentlich auch die ganze Fahrt über. Deswegen ist das loslassen während dem Abschleppen etwas riskant.

Nun geht es auf der Route 204 nach Kamakura. Einen scheiß krassen Berg hoch und dann aber bis nach Kamakura nur noch Berg ab. Wow, wie fetzig. In Kamakura sehe ich mir einige Spots an die ich bereits 2012 einmal besichtig habe. Dazu gehören der Tempel im Norden und der große Buhda. Für mehr ist keine Zeit. Ich muss noch bis nach Odawara fahren, um meinen Zeitplan aufrecht zu erhalten. Ich kaufe mir am Souvenir Shop beim großen Buhda einen Satz gemalte Postkarten. Zur Abwechslung.

Ich verlasse Kamakura auf der Route 134 welche genau an der Küste verläuft. Teilweise schwappt sogar das Meer auf die Straße. Hier weht ein rauer Wind, wenn ich mir den Nebel in der Ferne so ansehe. In der Luft hängt eine starke Luftfeuchtigkeit. Die feinen Wassertröpfchen bilden einen Nebel auf meiner Brille. Aber das gute ist, das ich rasend schnell vorrankomme. Es gibt hier gerade einen kilometerlangen Stau der fast von Kamakura bis nach Enoshima reicht. Hammer zu doll. Und ich kann ganz bequem einfach links an den ganzen Autos vorbei fahren.

In Enoschima angekommen, muss ich erst mal Revanche üben, für die Panne die ich 2012 hatte. Ich wollte ja 2012 schon dort hin, aber die Kette von dem Bike ist beim Schalten abgesprungen und hat sich vorne im Tretlager verkeilt. Diese dumme Sau. Seit diesem Tag fahre ich die Kette vorne nur noch auf dem zweiten und dritten Gang. Meistens auf dem dritten. Also. Diesmal wird die Insel gefilzt. Ich untersuche auch alle verdächtigen Läden nach Postkarten dieser Region. Ganz oben auf dem Hügel werde ich auch fündig. Für nur 450YEN bekomme ich eine ganze Sammlung. Die hätte ich zwar besser hinbekommen, aber Enoshima ist nun mal nur eine lächerliche kleine Insel. Da gibt es nicht viel zu sehen.

Auf einen Trip zur Aussichtsplattform des hiesigen Leuchtturms verzichte ich. Die vollen 270YEN für die Fahrt mit dem Fahrstuhl haben, soweit ich das von hier aus sehen kann. Stattdessen erforsche ich den Rest der Insel. Ich parke mein Bike ganz am Ende einer Straße die fast einmal um die ganze Insel führt. Von dort aus kann man noch einige Shops und Restaurants besuchen. Am Ende gibt es eine Höhle die man besichtigen kann. Der Eintritt kostet 500YEN. Ne, lass mal. Ich verschwinde wieder von dort.

Der Weg zu dieser Höhle ist gegenwärtig eine Brücke die im Halbbogen an der Felswand vorbeiführt. Es kommt aber auf Grund des starken Wellenganges dazu, dass die Fluten die Brücke Unterwasser setzen. Also die Wucht des Meeres lässt das Wasser an der Felswand so hart anlanden, das es zurück spritzt und die Brücke flutet. An der Felswand kann man auch noch den alten Pfad erkennen. Der ist wohl zu gefährlich geworden.

Nachdem ich Enoshima hinter mir gelassen habe, geht es mit guten 20 bis 25km/h weiter auf der Route 134 nach Westen. Ich komme sehr gut voran und halte nur paarmal an. Es wird langsam etwas kühler und Nebel zieht vom Meer herüber. Aber bis nach Odawara sind es nur noch 10km.

Ich erreiche Odawara bei Nacht um 14:02de also um 21:02 Uhr in Japan. Die Burg hat natürlich schon geschlossen, aber ein Großteil des Parks ist begehbar. Das nutze ich aus. Ich parke mein Bike eine Stück weiter weg vom Bürgersteig auf dem Burggelände und ziehe mit meinen Kameras umher. Dabei erblicke ich auch schon die Eintrittspreise. 410 Yen. Das geht ja noch.

Ich gehe zu meinem Bike zurück und überlege, ob ich noch lange nach einem Zeltplatz suchen soll, oder ob ich einfach gleich hier gegenüber Stellung beziehen soll. Ja, ok. Machen wir. Hier drüben ist eh nix los. Der kleine Flecken Asphalt bietet eine gerade Fläche ohne Äste und Steine die ich erst wieder beseitigen muss. Und da das Zelt ja glücklicherweise selbststehend ist, muss ich mir über Erdnägel auch keine Gedanken machen. Also hin mit dem Ding.

Ich habe gerade das Zelt aufgebaut, als auf der anderen Seite zwei Bullen Stellung beziehen. Oh, sieht der mich? Ja. Mist, was will der denn jetzt? Er fragt mich irgendetwas. Mir egal. Ich habe da etwas. Den Notizzettel von Sakai San aus dem Jahr 2012. Ja, ich hole den blauen Ordner aus meinem Rucksack und suche diese Notiz. Die reibe ich ihm unter die Nase und er sagt „Koen OK desu“ Also geht das klar. Ich bedanke ich und er zieht wieder ab. Ich werfe mich und meinen Rucksack ins Zelt. Ich kann die beiden Bullen hören, wie sie Radfahren anhalten und ausquetschen. Aber um was es genau geht, weiß ich nicht. Licht? Bremsen? Oder geklaut? Wer weiß. Eigentlich wollte ich ja noch was am Rechner machen, aber ich bin zu müde dafür und hau mich gleich hin.

Donnerstag, 7. August 2014

Wieder ein Problem (07.08.2014)

An diesem Tag werde ich rechtzeitig wach. Wenig später jammert auch schon der Wecker. Hätte ich mir also sparen können. Nichts desto trotz, gut das ich den Walkman hab. Ich mache laut Musik an und fange an mich für mein Cosplay umzuziehen. Als ich fast fertig bin, kommt irgendein wohl wichtig aussehender Spinner vorbei. Der scheint wohl ein Wärter vom Zoo zu sein, so wie der gekleidet ist. Er labert irgendetwas auf japanisch mit dem ich nichts anfangen kann und ich bestätige bloß mit „Hai, arigatou Gosaimasu“. Was auch immer er mir sagen wollte. Eigentlich hatte ich ja vor, meinen ganzen Plunder hier im Park zu lassen, während ich im Cosplay unterwegs bin. Aber wie sich später herausstellt, ist es wohl doch ganz gut, gleich alles einzupacken. Sobald ich mich fast vollständig umgezogen habe, packe ich das Zelt ein und zieh mir die restlichen Sachen an. Dann Ladungssicherung und raus hier. In der Zwischenzeit sind zwei andere Deppen aufgetaucht und kümmern sich um den Penner, zwei Sträucher weiter. Können die Japaner nicht mal ihre eigenen Leute in Ruhe lassen? Spinner!

Ich verlasse den Park und mache mich auf den Weg nach Shibuya. Der Weg dorthin ist einfach. Einfach rollen lassen. Somit komme ich nicht ins Schwitzen, trotz der Sonne. In Shibuya angekommen, suche ich mir einen Platz, der etwas im Schatten liegt und lasse mich dort nieder um zu warten. Es dauert nicht lange, bis die ersten versuchen, unauffällig Fotos zu machen.
Nach einer viertel Stunde, vielleicht, kommt ein junges Mädchen auf mich zu. Sie redet was von einer Facebook Homepage und möchte gerne ein Foto von mir dort drauf haben. Es geht um „Was ist Shibuya“. Shibuya ist ein Stadtteil meiner Meinung nach. Sie stellt mir drei Fragen. Wobei sich die zweite und dritte irgendwie ergänzen. Die erste. Warum bist du in Shibuya. Ich warte auf jemanden. Du hast also ein Treffen!? Ja. Was denkst du, ist das wichtigste in Shibuya. Also, das interessanteste ist wohl die große Kreuzung. Aber das bekannteste ist die Hatchiko Statue. Danach gibt sie mir eine Postkarte. Hä? WAS? Geil man. Eine 3D Postkarte von Hachiko. Wie cool. Das Ding ist geil. Meins!^^

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und warte noch mal paar Minuten. BAM, dann stehen zwei kleine Gestalten vor mir. Die eine Klein und dick mit fetter Kamera und die andere klein und dünn mit gutem Englisch auf der Zunge. Im ersten Moment wusste ich gar nicht um was es geht. Ich hatte jemand anderes erwartet. Aber das schlanke Mädchen klärt alles auf. Der Direktor konnte nicht rechtzeitig erscheinen und hat deshalb die beiden hergeschickt. Gut, OK. Was machen wir jetzt? Ehm. Ja. Was hattest du vor? Ich wollte heute in Harajuku unterwegs sein. Und ihr? Ja, am besten, wir gehen irgendwo Mittag essen und warten auf den Direktor. Ja, OK. Das können wir gerne machen. Ich muss nur vorher noch die vier Postkarten abschicken. Bist du mit Fahrrad hier? Ja! Das da? Ja! Mit den Schuhen? Ja! Wow. Ja!^^

Gut. Die beiden Mädchen machen sich mit der Bahn auf den Weg nach Harajuku. Ich zur Post und dann nach Harajuku. Unterwegs halte ich noch kurz bei einem Family Mart um was zu trinken zu kaufen. Das habe ich heute nämlich noch nicht gemacht. Was getrunken.

An der Haltestelle angekommen, ist es nicht schwer die beiden Auswindig zu machen. Das schlanke Mädchen versucht ein günstiges Soba-Restaurant zu finden (Soba ist eine Art der Nudelzubereitung in Japan), während das dicke Mädchen mit ihrer Kamera herumfuchtelt. Sie schwitzt richtig. Das sieht man an ihrer Stirn. Alles voll. Sie spricht übrigens kein Englisch. Mein Japanisch muss reichen. Ich unterhalte mich ein wenig mit dem schlanken Mädchen, während wir durch die Straßen irren. Auch die beiden haben bemerkt, das ich schöne Beine habe, Während die dicke es nicht auf Englisch ausdrücken kann, fragt die schlanke nach ob ich irgendetwas speziell für die Beine getan habe. Also, ich wüste jetzt nichts. Außer vielleicht, das ich keine Zwiebeln esse, beim Fleisch das ganze Fett abschneide und noch paar andere Sachen. Denn nur von dem bisschen Fahrrad fahren kann das nicht kommen. Oh, by the way. Als ich das erste mal in Mito im Sento war und auf die Waage gestiegen bin, da zeigte sie 58kg an. Ha, die muss kaputt sein. Dachte ich. Und gestern im Sento in Tokyo, zeigte die Wage wieder 58kg an. Das kann nicht sein, oder?

Na gut. Schlussendlich haben wir ein Restaurant gefunden. Wir sind einmal durch den interessantesten Teil von Harajuku gegangen. Keine Ahnung wie viele Leute mich fotografiert haben. Sicherlich eine ganze Menge. Ja, wahrscheinlich auch solche die nicht unbedingt Gothic Lolita mögen.
Ich habe gerade mein Bike abgestellt, als der Direktor von Donnerstag erscheint. Er hat mich fast nicht wieder erkannt. Er meint, dass mein Cosplay wirklich gut aussieht. Zu viert gehen wir in das Restaurant. Wir unterhalten uns hauptsächlich darüber, wie ich dazu gekommen bin, mit dem Fahrrad durch Japan zu reisen und dann noch mit einem Cosplay auftrete. Man, schwierig denen das beizubiegen. Das Mädchen mit der Kamera macht einen erschöpften Eindruck, während der Direktor schon fast mit dem Essen fertig ist. Ich und die Übersetzerin hingegen haben noch nicht mal richtig angefangen.
Es gibt Reiß Baby, Tempura (frittiertes Zeugs) und Soba. Ich muss mir von der Übersetzerin zunächst ein Tutorial herunterladen. Sie sagt, das sei Wasabi. Davon soll man nur wenig nehmen. Ja, lass mal testen. Von dem Zeug habe ich schon viel gehört. Ich greife mir gleich die dreifache Ladung von dem was die Übersetzerin mir gezeigt hat. Man, schwach. Ein Eukalyptus Bonbon hat mehr power. Ich könnte den Haufen gleich so auf EX weghauen.

Nach dem Essen drehen wir noch eine Szene und machen zwei drei Fotos. Die drei vom Film Team verabschieden sich und verschwinden, während ich das Bike an einem Zaun abstelle um noch ein wenig durch Harajuku zu spazieren. Wohlwissend, dass ich, nichts kaufen werde. Viel zu teuer. Es geht mir hauptsächlich darum, anderen Lolitas zu begegnen. Aber ich sehe auf dem ganzen Areal gerade einmal drei. Schwach, las gehen. Ich kehre zum Bike zurück.

Also ich auf der Anhöhe vorsichtig vom dritten in den zweiten Gang herunterschalten wollte flippt die Kette aber gleich auf den ersten und dann zwischen das Tretlager und das Kettenblatt. MIST! Keine Chance die das wieder raus zu bekommen. Ich schiebe das Bike auf die große Brücke und suche mir ein schattiges Plätzchen. Dann greife ich mir mein Werkzeug. Ich habe mir ja extra den Kurbelabzieher eingepackt. Aber sobald ich die Kappe abhabe, muss ich mit entsetzten feststellen, das dahinter eine Sechskantschraube ist und keine Inbusschraube. Scheiße. Die bekomme ich nicht lose. Was nun? Kette knacken? Ja, gut. Hau rein. Kettenknacker an einem Glied angesetzt und den Stift heraus schrauben. BAM. Mist. Das war zu viel. Den Stift muss ich dann versuchen mit der Zange wieder in das Loch zu pfriemeln.

Die Kette konnte ich hinter dem Kettenblatt hervorziehen nicht jedoch den Stift mit der Zange in die Buchse drücken um diesen wieder mit dem Kettenknacker einzuschieben. Arg, Dreck. Als ich mit der Zange wieder mal abrutsche und der Stift auf Nimmerwiedersehen verschwindet, gebe ich es auf. Ich packe wieder alles zusammen und nutzte die feuchten Reinigungstücher um meine Hände zu reinigen. Man, da hat Mudders aber geschalten. Die sind einwandfrei.

Hier in der Nähe habe ich das Bike gekauft. Die sollte ja wohl so was da haben. Ein Kettenschloss oder einen Stift zumindest. Also, schiebe ich das Bike durch ganz Harajuku zu Cycle Olympic. Doch die haben NICHTS da. Weder einen einfachen Stift, noch eine ganzes Schloss. SCHLECHT. Ich scheibe den ganzen Haufen weiter und suche wie ein Irrer nach einem anderen Fahrradladen. Ich finde einen Fahrradshop. Aber der hat keine Teile. Nur Showroom. Idioten. Bei uns führt jeder Baumarkt, jeder gut bestückte Supermarkt solche Kleinigkeiten. In Japan nicht mal jeder Fahrradladen. So was kotzt mich am meisten an.
Ich frage einige Passanten nach einem Fahrradladen. Einer zeigt mir den Weg und begleitet mich. Aber auch dieser Shop hat so ein Stift oder Kettenschloss nicht da. Aber sie geben mir die Position von einem weiteren Fahrradladen. Das Ding ist, das ich immer noch im Cosplay unterwegs bin. Keine Zeit um mich umzuziehen. Der Laden könnte dicht machen.

Als ich den Laden endlich gefunden UND erreicht habe, stelle ich voller Schrecken fest, dass der geschlossen hat. NEIN! Das darf nicht wahr sein. Schnell, einer muss doch da sein. Ich klopfe und tatsächlich. Jemand da. Ich versuche ihm die Dringlichkeit klar zu machen. Dann lässt er mich rein. Es dauert nicht lange, bis ich gefunden habe, was ich brauche. Ich zeige ihm, was ich haben möchte. Hm. Aber er ist sich nicht sicher. Er guckt sich meine Kette an und meint, das die Kettenschlösser zu schmal sind. Die passen nicht. Ich müsste eine ganze Kette kaufen. Ja, dann gibt her. 15€, aber da ist ja wenigstens ein Schloss mit bei, so denke ich.

Nachdem ich das geklärt habe, will ich gleich anfangen. Doch…was? Kein Schloss mit bei? Aber…bam. Nein, Leute. Das ist nicht euer ernst, oder? Da ist bloß ein poliger Stift drin, der eine Führung hat. Ah, ne. Dafür gebe ich keine 15€ aus. Los, zurück. Ich klopfe noch mal und frage, ob er auch nur so einen Stift hat. Ja, das hat er auch da. Na also. Der kostet nur 108YEN. Nachdem ich den Stift eingepresst habe frage ich ihn noch mal, ob das so in Ordnung ist, denn bei uns in Good Old Germany gibt es in der Regel nur Kettenschlösser. Ja, das ist gut so. Er holt eine Zange und bricht den Führungsstuft ab. Dann kann ich endlich wieder los. Der Tag ist somit gelaufen.

Ich navigiere zurück nach Harajuku und von dort aus in den Yojogi Park. Ich suche mir eine Toilette und ziehe das Cospaly aus. Nachdem ich die ganzen Klamotten verladen habe, geht es los. Das nächste Ziel ist Kamakura. Doch halt….ich habe etwas vergessen. Genaugenommen habe ich eine ganze Menge in Toyko vergessen. Kappabashi, Kabukicho, Ghibli Museum, Tokyo Daibuzu, Maneki Neko Shrine….ach, egal. Der Zeitplan ist wichtiger. Aber eins geht vielleicht noch. Der Sengakuji Tempel. Der hat vielleicht auch nachts noch offen. Dort soll es 47 Gräber irgendwelcher Ronin geben. Ich verlasse den Park und navigiere durch das nächtliche Tokyo. Tokyo ist eine nervige Stadt. Das sagte das schlanke Mädchen auch. Zum Leben ist es hier zu teuer, zu laut, zu viele Menschen. Sie selbst lebt etwas außerhalb.

Auf meinem Weg halte ich immer wieder an um den richtigen Weg zu finden. Tokyo hat ein wirres Straßennetz. Nervt voll. Als ich den Tempel erreiche ist es noch nicht einmal richtig dunkel, aber er ist dennoch geschlossen. Schwach. Ich versuche von einer anderen Seite heranzukommen. Keine Chance.
Ich stelle mein Bike auf einem kleinen Spielplatz ab und überlege, was ich jetzt machen soll. Warten, bis morgen früh? Oder aufbrechen bis nach Kamakura? Ich beschließe die Nacht hier zu warten. Ich nutze die Gelegenheit auch, um die Kamerahalterung an meine Bauchtasche zu schrauben, so dass ich den lästigen Gürtel los werde.

Es wird etwas windig und kühler. Ich roll also den Schlafsack aus und hau mich hin. Die Musik dudelt noch eine halbe Stunde dann ist Ruhe. Ich habe eine ruhige Ecke gefunden um zu pennen. Nicht schlecht.

Mittwoch, 6. August 2014

Going around Tokyo (06.08.2014)

Wache um etwa 9 Uhr auf, bin aber noch etwas müde und würde gerne weiterschlafen. Die Position die ich gefunden habe, scheint ganz gut zu sein. Etwas im Schatten, fern von dem Verkehrslärm. Recht schwach frequentiert. Ein Penner als Nachbar. Das heißt, dass es hier kaum jemanden her verschlägt. Die Krähen hier im Park machen einen gigantischen Lärm. Hammer. Ich packe das Zelt ein und fahre los. Erst mal Richtung Shibuya. Dort versuche ich am Bahnhof ein öffentliches W-Lan Netz anzuzapfen. Aber das Signal scheint wohl doch etwas schwach zu sein. Ich werde wohl versuchen persönlich bei den Leuten vom Filmteam vorbeizuschauen. Habe ja die Adresse von denen. Gehe also gleich zur Polizeibox und frage nach dem Weg. Die sagen mir, dass das weiter südlich von hier ist. Ach, wäre auch zu schön gewesen einfach so über die Leute zu stolpern. Auf der ausgehängten Karte sehe ich aber Big Camera. Dort werde ich mir erst mal ein Akku Pack für den Walkman kaufen. Das kotzt mich nämlich an, das der Akku von dem immer so schnell platt ist. Mal sehen was die im Angebot haben.

Ich brauch nicht lange zu suchen. Hängt gleich vorne im Eingangsbereich herum. Ich sehe mich etwas um und vergleiche schnell die Preise (in YEN) mit der gebotenen Kapazität. Ich sehe ein Gerät mit 5200mAh für 2462YEN. Das Gehäuse ist zwar im Verhältnis zu den anderen sehr groß, aber der Preis ist für die Kapazität das günstigste. Mit weniger als 5000mAh wollte ich mich dann auch nicht zufrieden geben, so wie die von Sony mit 2900mAh für 3200YEN. Das ja wohl zu fett. Es gab noch größere Kapazitäten. 7800mAh aber die kosten dann auch gleich so 60€ etwa. Das Teil hat jetzt knapp 20€ gekostet. Also ist das OK.
Ich mache mich auf den Weg zum großen MC an der Route 305 zwischen Shinjuku und Ikebukuro. Dort werde ich mich etwas aufhalten, die Kammeraakkus laden und die Speicherkarten leer machen. Ich möchte von dort aus auch weiter zum Tokyo Daibutsu. Und wenn es geht zum Studio Ghibli Museum. Ich halte aber vorher noch an einer Polizeistation und frage nach einem Internetcafé. Besser ist das. Dann versuche ich eine Mail an die Filmleute von Freitag zu senden. Dann habe ich wenigstens das Problem schon erledigt.
Als ich aus dem MC abhaue, fällt mir gleich wieder das Klima hier zu Lande auf die Füße. Ich lasse mich die Straße einige Meter hinunterrollen, bis ich auf die Polizeistation treffe. Dort frage ich nach einem Internetcafé. Der jüngere Polizist der gleich neben dem Alten Heern an der Rezeption steht, weiß auch sofort Bescheid, während der alte noch überlegt. Er erklärt mir auch gleich den Weg. Hier in der Nähe des Bahnhofes soll eines sein. Hm. Na gut. Ich fahre also zurück zur Letzten Kreuzung und biege dann rechts Richtung Takadanobaba Station ab.

Doch ich sehe mich zunächst vor dem Bahnhof um, ob es hier nicht doch noch ein freies Netz gibt. Und ich habe Glück. Toei_Bus_Free_Wi-Fi ist offen. Man muss sich allerdings mit seiner E-Mailadresse registrieren. Na gut, kann man ja mal versuchen. Es funktioniert auch, allerdings mehr schlecht als recht. Die Verbindung bricht gerne ab. Aber es reicht um eine Mail an Yasu San zu senden und festzustellen, dass es bei Google nicht leicht ist, sein Passwort wiederzubekommen, wenn man es vergessen hat. Da wollen die wissen, wann man sich das letzte Mal einloggen konnte und ob man sich an ein früheres Passwort erinnert. Und wann man den Account angelegt hat, und eine Ersatz Mail. Ach, fickt euch doch. Ich belass es vorerst dabei und mache mich stattdessen auf den beschwerlichen Weg zum Tokyo daibutzu. Der ist zwar nicht so berühmt, aber immerhin 13m hoch. Haben oder nicht.

Nachdem ich mir den schier endlos langen Weg durch die Stadt gebahnt habe und an vier Convinient Stores angehalten habe, stehe ich vor verschlossener Tür. Schöne scheiße. Ich bin stinksauer, dass der Laden schon dicht hat. Hätte ich mir auch sparen können. Ich fahre zurück nach Ikebukuro. Auf dem Rückweg, kommt mir die Idee, dass ich die Filmagentur ja auch einfach anrufen könnte. Haben die eine Telefonnummer mit aufgeschrieben? Ja. Sauber. Ich such mir mal gleich die nächste Telefonzelle. Hier läuft das ja noch alles gut mit Münzen. Das rettet einen doch den Tag. Die nächste Hütte ist auch nur 20 Meter weiter. Ich versuche mein Glück. Aber mit dem Kasten wird das nix. OK. Schade drum. Dann den nächsten Auftrag abarbeiten.

Ich habe mir letztes Jahr eine Mini Superdollfie gekauft. Dieses Jahr möchte ich gerne einige Details darüber wissen und habe paar Seiten aus der BDA kopiert die ich dem Personal im Shop in Shinjuku unter die Nase reibe. Man, die stellen sich aber auch an. Sie müssen sich mit einem Übersetzer behelfen um mir zu erklären, um was es sich denn dabei handelt. Das eine ist ein Formular für einen Wartungs- oder Reparaturauftrag. Ah ja. Das andere ist ein Spray um irgendwie das Makeup zu schützen, damit es nicht abnutzt. Und bei dem anderem bin ich mir nicht sicher. Aber ich kenne ja jemanden, den ich noch danach fragen kann. Victor z.B..
Ich fahre nochmal bei der anderen Halteställe ran um es doch noch mal mit der Mailadresse von Google zu versuchen. Keine Chance. Ich muss wohl warten, bis ich zuhause bin. Na gut. Zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung. Postkarten. Ja, genau. Ich muss noch zum Tokyo Tower um dort einen Satz Postkarten abzugreifen. Zwei davon muss ich auf jeden Fall schon mal versenden. Unterwegs sehe ich noch eine Telefonzelle. Diesmal aber mit einem anderen Telefon darin. Da probiere ich es noch einmal. Das Display ist viel besser zu lesen. Und diesmal nimmt auch jemand ab. Ich verständige mich irgendwie auf Japanisch und ein wenig Englisch mit dem Heeren am anderem Ende der Leitung. Derjenige mit dem ich eigentlich sprechen wollte, ist nicht mehr da. Aber er hat sich einen Termin für morgen um 12 an der Hatchiko Statue in Shibuya notiert, so hoffe ich. Sollte ich ihn dort nicht treffen, dann hat sich das wohl erledigt.

Irgendwie schlage ich mich durch das abendliche Tokyo zum Tokyo Tower durch. Dort halte ich mich aber nicht lange auf. Ich gehe schnurstracks zur Rezeption und frage nach Postkarten. Ja, haben wir. In der zweiten Etage. Anmerkung. In Japan gibt es kein Erdgeschoss. Dort ist das Erdgeschoss die erste Etage. Verrückt.

Anschließend mache ich mich auf den Weg zum Sento, jenes welches gestern schon geschlossen hatte. Das letzte Mal war ich in Mito in einem Sento. Wie viele Tage ist das jetzt her? 4? Nagut. Wird dann auch mal wieder Zeit. Nach dem Sento halte ich mich noch lange beim MC in Harajuku auf. Von dort aus breche ich wieder zum Yoyogi Park auf um mich noch etwas schlafen zu legen.