Heute kann ich meine Alien Registration Card abholen. Zuerst pack ich noch die Sachen von meinem Cosplay in den Koffer und such die Wäsche zusammen, die gewaschen werden sollte. Ich hatte gestern Abend keinen Bock mehr darauf und habe alles auf dem Bett liegen gelassen. Außerdem muss ich die defekte Socke verschwinden lassen. Und die beiden Kniestümpfe mit dem Loch am Hacken. Ich Stopfe alles was ich loswerden möchte in die Socke und pack die in meine Jackentasche. Ich suche unterwegs nach einem Mülleimer oder etwas vergleichbarem.
Ich gehe zu Fuß zum Taito Ward Office. Keine 2km entfernt. Die Navigation fällt nicht schwer, da ich bereits einmal dort war. Ich gehe direkt zur Information und reibe ihr den Wisch vom letzten Mal unter die Nase. Schalter 10 sagt sie. Das ging schnell. Ich also an den Schalter 10 und wie ein Berserker auf den Touchscreen geschlagen, damit mir der Automat ein Ticket ausdruckt. Ich habe die Nummer 53 gezogen.
Keiner weiter vor mir. Muss also gleich losgehen. Ich warte auch nur 2 Minuten. Dann reibe ich der jungen Frau den Wisch ebenfalls unter die Nase. Sie gibt mir zu verstehen, das ich kurz warten soll. Ich nutze das Durcheinander um ein Foto von diesem Schuppen zu machen. Endlich rückt sie die Karte raus.
Auf dem Weg zum Bahnhof finde ich eine Gasstätte die recht annehmbare Preise vorzuweisen hat. Ich suche mir was von der Karte aus und hoffe einfach mal auf das Beste. Es sieht jedenfalls recht gut aus. Curryreis mit Fleisch und einem Spiegeleiverschnitt dazu eine Tasse Suppe. Das wird von mir erst mal auf Publikumstauglichkeit getestet. Das bezahlen läuft wieder mit Hilfe eines Automaten. Das erhaltene Essen weicht doch recht stark vom eigentlichen Bild ab. Ist aber dennoch alles vorhanden und sogar genießbar. Abgesehen davon das ich Curryreis jetzt nicht so geschmackvoll finde, ist das Fleisch mit dem Ei eine gelungene Komposition.
Mit der Karte im Gepäck stürme ich nach Shinjuku um dort bei der Arbeitsagentur Hello Work auf den Putz zu hauen. Am Bahnhof Ueno muss ich mal wider die nächst beste Anbindung raussuchen. Ich fahre mit der Yamanote Line Richtung Shibuja. Auf dem Bahnsteig sehe ich einen Kiosk und suche nach der Zeitschrift die das Team mit dem Fotograf bei sich trug. In der nächsten Ausgabe könnten meine Fotos erscheinen. Wäre ja cool man!^^ Aber ich finde sie nicht. Aber ich kaufe mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Zeitung. Und dann auch noch in englischer Sprache. Zeitung kann man immer gebrauchen. Kostet aber auch gleich 180YEN. Nicht noch mal….
Der Zug kommt. Oder besser einer. An der nächsten Haltestelle kann ich wieder aussteigen, weil es die falsche Linie ist. Noch mal Glück gehabt, sonst wäre ich in Yokohama angekommen…
Da ich wieder total die Orientierung verloren habe muss mir mein Kompass den Weg weisen. Ein Glück das ich den mitgenommen habe. Ich muss Richtung Süden.
Bei der Agentur angekommen versuche ich mein Anliegen zu erläutern. Man, die machen es einem aber auch nicht leicht. Die labern einem zuerst auf Japanisch dicht, bis man ihnen klar gemacht hat, das Englisch wohl doch angebrachter wäre. Ich sollte aufhören auf Japanisch zu grüßen, damit die sofort wissen was Phase ist.
Ich erhalte wieder eine Nummer. Ich warte etwas länger als sonst. Auch hier schlage ich diesmal mit der Kamera zu, weil ich bestimmt kein weiteres Mal hier erscheinen werde. Ich lese ein wenig in der Zeitung. Nur Mord und Totschlag. Verbrechen und Gewalt. Man, Gibt es denn nicht erfreuliches in der Welt?
Ich bin an der Reihe. Das System hier gefällt mir nicht. Bei uns wird die Nummer am Monitor angezeigt, mit dazugehöriger Raumnummer. Hier steht der Beamte einfach auf und du musst erst nach dem freien Schalter suchen. Die etwas betagte Dame hinter dem Tresen fragt nach ob ich einen Übersetzer brauche. Ja, das wäre angebracht. Zu dritt suchen wir dann nach irgendeinem Job den ich machen kann. Ein Job ist in einem Restaurant. Ich werde das morgen persönlich aufsuchen, bevor die versuchen im Inn anzurufen in dem ich nicht mehr stationiert bin. Aber dazu später mehr.
Sie sagen ich soll meinen Lebenslauf auf Japanisch geschrieben mitbringen. Ja, na klar. Ich habe mir extra ein Muster aushändigen lassen, damit ich weiß was für Informationen ich da eintragen soll. Das doofe ist nur, der ist ausgedruckt und ich kenne nur den einen Bullen der mir bei dieser Aufgabe helfen könnte. Ich werde heute Abend dort noch mal ran gehen und fragen, ob er mir hilft, ohne zu wissen das ich mir das sparen kann.
Ich habe also einen Jobvorschlag und einen Lebenslauf den ich ausfüllen soll. Gut. Wenigstens etwas. Die anderen Jobangebote fordern fließendes Japanisch. Die Übersetzerin gibt mir noch eine Liste mit Sprachstunden mit die ich besuchen kann. Einige davon sind kostenlos. Später vielleicht.
Auf dem Rückweg suche ich verschiedene Läden ab um ein Paar Sandalen zu finden. Ein Laden hat welche in Größe M für 1900YEN. Leider zu klein. L wäre besser. Hat sie aber nicht mehr da. Ich setzte meine Suche fort. In einem Supermarkt sehe ich die 2l Wasserflasche für 89YEN. Davon sack ich gleich zwei ein. Und einmal Werthers Original. Die sind hier auch günstiger als beim letzten Mal. Und hier. Schokokekse. Lecker sehen die ja aus, und auch nicht so sehr teuer. 120YEN. Die Kaiser ich mir ein.
Ich untersuche noch eine Hand voll Schuhläden, bis ich auf etwas Interessanteres stoße. Einen Friedhof. Uh, wie gruselig.^^ Ich lasse mir es nicht nehmen dort mal herumzugeistern und paar Shots zu machen. Ist eh keiner da, den das stören könnte. Die betreiben hier einen riesigen Aufwand um ihre alten unter die Erde zu bringen. Und im Nachhinein wird auch immer schön ein Räucherstäbchen abgefackelt und Blumen hingestellt. Und was ist das? Ein Bier? Ja, tatsächlich. Bei dem hier steht eine Tasse mit Wasser. Seltsam. Ich sollte diesen Mythos fotografisch festhalten und später hinterfragen.
Es ist noch früh am Nachmittag, also laufe ich noch auf der anderen Seite der JR Bahnlinie durch die Gegend. Ich bin ja nun schon so weit, das ich mir eine neue SIM-Karte für mein Handy kaufen möchte, damit ich mal auf dem laufenden bleibe und nicht immer die Nummer vom Inn angeben muss, in dem ich schon seit fast zwei Wochen nicht mehr Online bin. Ich gebe bisher immer die Adresse meines ersten Aufenthaltsortes in Tokio an. Bei der Alien Card, bei den Bewerbungen, und bei Hello Work. Wenn die dort wirklich mal anrufen, werden die mich nicht antreffen. Schade eigentlich.
Bei meiner Suche komme ich an einem Tempel vorbei, der meiner Kamera zum Opfer fällt. In einem Laden kaufe ich mir eine Hand voll Bananen, damit ich wenigstens etwas Vernünftiges zu beißen bekomme. Auf dem Rückweg, also Richtung Süden zum Bahnhof, komme ich an einer Buchhandlung vorbei die recht gut bestückt zu sein scheint. Dort suche ich noch mal nach der Zeitschrift. Ich weiß zwar nicht wie sie heißt, aber wenn ich das Cover sehe, erkenne ich sie wieder. Es war mit viel Blau und einem Typ vor dem Schriftzug. In suche einige Regale ab und bleibe an einem Buch über Eisenbahnen in Japan hängen. Ich blättere kurz durch und sehe mir die Bilder an. Mehr pack ich ja eh nicht. Gleich daneben liegt der Fahrplan von JR von ganz Japan. Dickes Ding. Ein Regal weiter finde ich dann das Magazin. Ein Foto wird mich später daran erinnern die nächste Ausgabe zu untersuchen.
Beim Rausgehen Schnüffel ich noch bei den ganzen Magazinen rum, wo die ganzen Mädchen vor stehen. Alles mit viel Pink und weiß bedruckte Cover. BOA, was das? Die Gothic und Lolita Bibel. Verdammte scheiße. Bisher habe ich davon immer nur schlechte jpg´s gehabt. Ob ich mir die kaufen solle? Die kostet immerhin 1365YEN. Starkes Stück…Ach, fuck drauf. Ich kauf mir die ohnehin nur ein einziges Mal in meinem bescheuerten Leben.
Mit einem vollen Rucksack und einem angeschlagenen rechten Fuß, keine Ahnung was der hat, der mault schon seit einigen Tagen rum, mache ich mich auf den Weg diese Gegend zu verlassen.
Ich fahre mit der gleichen Linie wieder zurück nach Ueno um von dort noch mal 3 oder 4 Kilometer zum Bullen zu latschen. Der Rucksack muss gute 8 Kilo wiegen. Vier das Notebook, vier die Wasserflaschen. Ach, der ist viel schwerer. 10 oder 12 Kilo. Die Bananen, die Kekse und die fette Zeitschrift. Heftig heute. Endlich bei den Bullen angekommen, labere ich den Spaßt am Eingang zu. Der leitet mich weiter zum Tresen. Der wiederum ruft einen Übersetzer an. So geht das hin und her. Helfen konnte mir hier niemand. Feigen Schweine. Ich trabe also ohne Erfolg wieder ab. Zum Abendbrot hole ich mir ein Käse Schinken Brötchen für 105YEN und ein Weizenbrot, bereits geschnitten, für ebenfalls 105YEN. Ich probiere das mal aus.
So kommt es das ich den Abend zunächst total frustriet über diese unkooperativen Bullen einen Film ansehe. Knight and Day. Darauf warte ich ja schon so lange. Auf Arbeit habe ich die Vorschau so oft gesehen… Das Käse Schinken Brötchen muss zuerst dran glauben. Gar nicht mal so verkehrt. Das war richtig gut. Das Brötchen ist zwar weich wie ein Schwamm, aber schmeckt gut. Während des Films mampfe ich die ganzen Kekse weg. Die sind echt gut. Extrem Schokohaltiger Geschmack. Sehr gut. Eine Banane landet auch noch im Heizkessel. Vielleicht nicht die beste Komposition für ein drei Gänge Menu, aber was soll´s.
Den Restlichen Abend verbringe ich damit das Dokument zu digitalisieren. Das Layout ist schnell okkupiert. Die Schriftzeichen muss ich mühselig aus dem IME-Pad quetschen, in Wadoku nachschlagen, wenn ich eine Vermutung habe was gemeint sein könnte oder in der ewig langen Radikal-Liste nachschlagen. Ich als alter Sysadmin sollte doch wohl mit so einer Herrausforderung klar kommen. Ich bastle noch bis um 0200 an dem ganzen herum. Dann versagt die Internetleitung. Ich habe keinen Bock mehr und blättere die Gothic & Lolita Bibel durch. Danach penn ich direkt neben dem Notebook ein.
Mittwoch, 21. März 2012
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