Donnerstag, 22. März 2012

Donnerstag 3 - Aoyama Friedhof

Zunächst beseitige ich ein wenig das Chaos hier und schreibe dann an dem Lebenslauf weiter. Insgesamt habe ich über 6 Stunden nur an der Abschrift gebastelt. Das ausfüllen und Übersetzen nicht mit inbegriffen. Ich werde das Dokument später als PDF hochladen. Und eine etwaige Englische Übersetzung dran heften. So gegen 1500 fang ich dann endlich mit dem Ausfüllen des Lebenslaufes auf Japanisch an. Da ich vom Satzbau kaum Ahnung habe, mach ich das einfach Stichpunktartig. Von X bis Y Realschule. Sollte verständlich genug sein. Ich hole mir Hilfe von Wadoku um die nötigen Kanji und Katakana schnell in den Lebenslauf einzutragen. Ein Foto. Wie gut, das ich eine Kamera habe. Ich mach fix ein aktuelles Foto, schieb das in Word noch ein wenig zusammen und platziere das an der dafür vorgesehen Stelle.

Meine Sachen zusammensuchend überlege ich, welche Linie mich jetzt am besten zu dem Restaurant bringt. Die Ginza Line ist am besten Geeignet. Ich fahre also bis zur Haltestelle Tameike-sanno und gehe dann laut Karte und Kompass südlich. Schon bald treffe ich auf das vermeintliche Restaurant. Ich traue meinen Augen kaum. Deutsche Speisekarte. Aber…Moment….Bratwurst? Currywurst? Weißwurst? Unfassbar. Was bei uns an jeder Ecke verkauft wird, ziehen die hier mit einem ganzen Restaurant hoch. Hier gibt es nur Europäische Würste. Wiener Würstchen, Frankfurter, Krakauer, Schinkenwurst. Alllter. Und die Preise.

Das muss meine Kamera auch mal sehen. Ich wollte ja zuerst nicht dran glauben, dass es wirklich dieses Lokal ist, bei dem Hello Work gestern angerufen hat. Aber die Koordinaten passen. Ich also rein da. Gleich mal schön mit einem japanischem Konbanwa Guten Abend gesagt, gefolgt von der Frage nach „Ms Nakajima“. Meiner Kontaktperson! BAM, in die FRESSE. VOLL IN DIE FRESSE! Sie steht hinterm Tresen und spricht DEUTSCH!? Ich bin echt total überrascht. Ich unterhalte mich etwas mir ihr, Warum ich hier bin, woher ich komme, wohin ich gehen möchte. Ich soll den Lebenslauf per Mail schicken, nichtsahnend das dies ein fast unmögliches Unterfangen werden soll. Nachdem ich neue Instruktionen erhalten habe, habe ich noch etwas Hoffnung geschöpft noch einige Tage oder Wochen in Tokio bleiben zu können.

Ich lasse den Laden hinter mir und suche den Aoyama-Friehof im Westen auf. Ist noch ein ordentliches Stück zu laufen. Aber es regnet zum Glück nicht. Nach guten zwei Kilometern erreiche ich den Friedhof. Der ist aber ganz anders aufgebaut, als der den ich gestern besucht habe. Hier fahren mitten in der Nacht die Autos durch das Gelände. Also das ist krass. Das Gelände ähnelt aber mehr einem Park als einem Friedhof. Auch in der dunkelsten Nacht kommt man hier ohne Taschenlampe aus, so hell ist die Stadt erleuchtet. Ich setzte mich auf eine kleine Bank und zücke das Notebook um ein wenig zu schreiben. Hier habe ich es wesentlich ruhiger als im Inn. Ich mache einige gute Shots.

Im Norden dieses Friedhofes stoße ich auf einen Sportplatz mit einem fetten Flutlicht. Mit Leiter! Oh man. Von da oben kann ich sicher richtig geile Shots machen. Ich suche zuerst einen legalen Eingang. Nein? Ehm, Gut. Dann eben über den vier Meter hohen Zaun. Auf der anderen Seite seil ich mich ab. Dabei muss ich mir zwei Fingernägel abgebrochen habe, was ich aber erst später bemerken werde.

Ich klettere die Leiter zur ersten Plattform hoch. Dann zur zweiten. Alter, habe ich einen Schieß. Nicht das jemand die Bullen ruft. Es gibt von hier oben keinen zweiten Exitpoint. Ganz oben angelangt sehe ich mich vorsichtig um. Der Turm schwingt leicht. Ich muss warten, bis er nicht mehr in Bewegung ist, sonst versaut die Schwingung die Aufnahmen, bei der langen Belichtungszeit. Ich bemerke irgendetwas kratziges an meiner linken Hand. Oh damn. Zwei Fingernägel schön scharfkantig abgerissen.

Ich kann einige richtig fette Shots machen. Durch die lange Belichtungszeit sind bewegte Objekte später nicht auf den Fotos zu sehen, wenn sie nicht sehr stark angeleuchtet werden. Von einem vorbeifahrenden Auto sieht man nur die Lichter weil die den Sensor stärker belichten, als der Rest der Karre. Solche Aufnahmen kann man nur mit dem manuellem Modus schießen. Und den gibt es nur bei guten Kameras.^^ Danach verdufte ich. Alle Sprossen bis nach unten, und wieder über den Zaun. Einmal umsehen!? Keiner scheint etwas bemerkt zu haben. Schnell weg!

Ich laufe noch gut drei Kilometer umher bis ich die nächste U-Bahn Station finde die meinen heutigen Exitpoint darstellen wird. Ich suche in Roppongi noch nach einem Happen zu essen. Da ist ein MC. Schon mal gemerkt für später. Ein Typ labert mich mitten auf der Straße an, ob ich nicht in einer Bar einen saufen will. Ich muss ablehnen. Zum einen saufe ich nicht und zum anderen kann ich mir für 3000YEN ordentlich was hinter die Binde gießen was nicht alkoholisch ist. Vom Essen ganz zu schweigen. Nach einer Runde in dieser Gegend kehre ich um und suche die vorher ausgekundschaftete Haltestelle auf. Wieder dieser Typ. Nein, vergiss es. Ich trinke kein Alk. Bis ich ihm das klar gemacht habe vergehen einige Sekunden. Ich will ja nicht unhöflich sein und bringe ihm das schonend bei.

Da..da…MC. Schnell rein da und fünf Cheese bestellt. Ein Fehler in der Kommunikation muss dazu geführt haben das ich einen Doppel-Cheeseburger und eine große Cola erhalte anstelle von fünf Cheese und einer großen Cola. Den Fehler muss ich zunächst klar stellen. Dann wird er behoben. Ich mampf die Dinger schnell weg und ziehe die Cola aus dem Becher. Ohne Eis. Was für eine coole Sache. Für den restlichen Fußweg schnapp ich mir noch ein Softeis für 100YEN.

Die Heimfahrt kostet mich wieder 190YEN. Aber dann kann ich endlich los. Die Bahn ballert gerade in den Bahnhof und ich steige im letzten Wagon ein. Ich kann in die Fahrerkabine gucken. Dort hält sich eine sehr hübsche junge Schaffnerin drin auf. Sie sorgt dafür das die Türen auf und zugehen und betätigt an jedem Bahnhof einen Kopf für einen Signalton. Das macht sie aber so cool und elegant, dass ich das auf Flash festhalten muss. Genial! Den restlichen Abend verbringe ich damit die Mail zu senden. Den restlichen Abend? Ja. Die Internetverbindung ist in den vergangenen Tagen dermaßen miserabel geworden. Ein Router scheint ausgestiegen zu sein. Zumindest steht er nicht mehr in der Liste der verfügbaren Netzwerke. Ich muss jetzt einen anderen Router nutzen, aber der macht Probleme. Erst gegen 0500 am Freitagmorgen gelingt es mir die Mail von Web.de zu senden. Von Freenet und T-Online ging gar nichts.

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