Montag, 19. März 2012

Montag 3 - Asakusa

1100 ist die Uhr als ich aufwache. Uha…irgendwie doch ganz schön scheiße, wenn man keinen festen Tagesablauf hat. Man gibt so viel Geld aus. Zunächst einmal versuche ich die Wettersituation über die Minianwendung vom Win7 in Erfahrung zu bringen. Gut. Kein Regen heute. Frohen Mutes suche ich die Waschmaschine. Die sind hier auf dem Dach in einem kleinen Raum untergebracht.

Ich zocke meine Wäsche und schleiche mit 200YEN zur Waschmaschine, würfel meine Klamotten mit etwas Waschpulver gespickt hinein und lasse die zwei Münzen in der Kiste verschwinden. Dann wirbelt der Kasten los. Auf dem Dach sehe ich mich eine Weile um. Keins so schlechte Perspektive hier oben. Ich sollte mit der Kamera paar Fotos machen. Wenn ich mir die Umgebung so ansehe, wäre das der Ideale Spielplatz für ein wenig Parkour. Ich denke, dass selbst ich zu dem Haus dort hinten kommen kann. Wenn ich nur genug Mute habe über den halben Meter Graben zu springen. Einige jumps sind sicher etwas riskant, für einen ungeübten, aber nicht tödlich. Man muss nur darauf achten, richtig zu landen, sonst rutscht man womöglich vom Dach. Hoch klettern gefällt mir sowieso besser als runterspringen.

Während die Wäsche auf dem Dach trudelt, suche ich im I-Net nach Arbeit. Zieht sich etwas hin. Finde auch etwas und schicke sofort eine Bewerbung los. Ich werde wohl keine Antwort erhalten. Bevor ich zum Mittagessen aufbreche baumele ich meine Socken und Hemden und Slips und Pullover auf der Leine auf. Es ist zwar nicht sonnig, aber windig. Das sollte zum Trocknen reichen.

Ich gehe in mein Stammlokal um mein Stammessen zu ordern. Mit meinen eigenen Stäbchen vertilge ich zuerst den Reis, dann die Nudeln und mit einem Löffel die Suppe. Die Frau von dem freundlichen alten Herrn ist heute auch hier. Sie wäscht meine Stäbchen ab. Super.

Ich laufe auf dem Tempelplatz des Sensoji-Tempels umher. Hier wurden in den vergangenen Tagen eine Reihe…nein…mehrere Reihen neuer Stände aufgebaut. Die Vorbereitungen für irgendein Fest. Kirschblüten (hanami) vielleicht? Ich schaue mir die vielen neuen Buden an und suche nach al den Dingen die ich sonst nur aus den Animes kenne. Die takoyaki sind da. Diese Tintenfischbällchen. Auch dieses Okonomiyaki. Das ist so eine Mischung von allem was man selber gerne gebraten haben möchte. Seltsames Zeug. Dann gibt es eine Frittenbude, einen Holzschnitzer, Souvenirläden, Bonbonläden und diese gefüllten Plätzchen, nur in einer anderen Form, keine Fische.

Und was sehen meine erwartungsvollen Augen da? Schokobananen. Meine Fresse. Wie gerne ich die essen würde. Aber 200YEN ist ein stattlicher Preis. Ich stehe einige Minuten davor und beobachte das Geschehen. Man bezahlt 200YEN für eine, hat aber die Aussicht auf mehr. Man dreht an so einer Kiste und hofft, dass eine Kugel mit der richtigen Farbe hausfällt. Dann bekommt man bis zu 5 Stück für den Preis von einer. Superdeal, das machen wir. Voller Spannung drehe ich an dem Würfelautomat. NEIN!. Pech. Leider nur eine. Aber die sieht um einiges besser aus als jene die man in good old Germany auf dem Weihnachtsmarkt findet.

Ich wandere noch einige Runden umher und mache Fotos von dies und das. Auf dem Boden sehe ich ein sonderbares etwas liegen. Das muss zu irgendeinem japanischen Mythos gehören. Ich mache ein Foto davon um später jemanden danach zu fragen.

Vor dem großen Tor sehe ich den Fahrern der Rikschas zu wie sie um Kunden werben. Ich halte mich dort eine ganze Weile auf. Ich finde das sehr amüsant. Wie aus dem Nichts erscheint eine Frau, geschätzt mittleren Alters (30) und ein Typ mit ner fetten HD Kamera. Sie hat mich angesprochen weil sie mich an den Fuchsschwänzen wieder erkannt hat. Sie suchen und befragen Leute die längere Zeit in Japan bleiben. Sie fragt, ob sie ein Interview machen darf. Natürlich. Immer ran.

Sie fragt wie lange ich in Japan bleiben möchte, was ich an Japan interessant finde, was ich an der Kultur mag, ob ich jemand berühmtes treffen möchte, was ich mir schon angesehen habe und was ich mir noch alles ansehen möchte. Was ich gerade treibe und noch einiges mehr. Ich sage dass ich ein Jahr hier bleiben möchte, wenn möglich. Das ich den Tokio Tower besser finde als den Tokio Sky Tree. Das ich den Herausgeber von dannychoo.com treffen möchte. Wer ist das? Etwas umständlich denen das zu erklären. Er hat eine Sammlung von Anime-Figuren, macht jede Menge Fotos und stellt die in einem Blog ins Netz. Hat eine Superdollfie. Was das ist? Oh, schwierig zu erklären. Es sind Puppen die man selbst einkleiden kann, wie es einem am besten gefällt. Vollbeweglich. Haare, Augen Hände, Füße können ausgetauscht werden. Sie will wissen was das für einer ist. Was er macht. Ich sage er ist ein Cosplayer, weil mir da nicht passenderes zu einfällt. Jetzt werden sie Hellhörig. Cosplay finden sie interessant. Ich sage, dass ich in Harajuku mit einem Cosplay war, und dass ich zur Anime-serie Doremi ein eigenes Cosplay erschaffen möchte. Was für ein Cosplay möchte sie wissen. Gothic Lolita antworte ich. Das kann sie ja nicht glauben. Sie meint, das so etwas doch für Mädchen ist und fragt wie ich dazu gekommen bin. Ich antwortete, dass einige Freunde sagten, das ich schöne Beine habe und ich dachte, dass ich was daraus machen muss. Sie möchte wissen wie das so ist, und ob es mir peinlich ist so als Mädchen herumzulaufen. Da fällt mir das ein, was der eine zu mir gesagt hat. „It makes life more interesting!“ Sie fragt nach einem Foto von meinem Cosplay. Klar, hat er. Ich zücke mein Notebook und such das aus dem Ordner für Tokio heraus. Der Kameramann und die Reporterin sind davon sichtlich angetan. Der Kameramann schaut sich das Foto ganz genau an und ist wirklich schwer beeindruckt. Die Frau findet das Cosplay auch sehr schön. Sie sagt, dass ich der erste bin der ihnen was von Cosplay erzählt. Am Ende des Interviews gibt sie mir noch einen Zettel mit dem Ausstrahlungstermin mit. Wenn, dann wird mein Interview an diesem Tag zu sehen sein. Darf ich nicht verpassen. Ich gebe ihnen eine von meinen Kontaktkarten mit. Da steht die ellenlange E-Mail-Adresse von Freenet drauf. Ah, ich hoffe das bekommen die hin.

Zu guter Letzt laufe ich eine letzte Runde über den Platz und muss doch noch einmal eine Schokobanane kaufen. Die war echt gut. Den Holzstiel muss ich wieder umständlich irgendwo entsorgen. Dann breche ich auf um die Wäsche vor dem sicheren Hungertot zu bewahren. Im Getränkeladen, an dem ich unterwegs vorbei komme, kaufe ich mir für die nächsten zwei Tage noch eine große Cola für 187YEN. Die Socken und Slips sind soweit alle trocken geworden. Nur die Hemden und der Pullover nicht ganz. Ich lasse die einfach bis zum nächsten Morgen auf dem Bett liegen. Dann sind die trocken und können zurück in den Koffer. Somit ist der Abend fast gelaufen. Ich zocke noch etwas King oft he Road, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich lieber den heutigen Bericht schreiben sollte….

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