Montag, 5. März 2012

Montag - Shinjuku

Montag, ich wache gegen 0400 auf und versuche wieder einzuschlafen. Gelingt mir auch eine Stunde später. Und dann komme ich auch nicht mehr hoch. Erst um 0923 stehe ich auf. Ein Blick aus dem Fenster lässt mich erahnen was das Wetter heute für mich bereit hält. Mittlerer Nieselregen und gelegentliche Schauer....
Heute mache ich mich auf die Suche nach Arbeit. Zuerst versuche im Netz Informationen zu sammeln. Keine große Aussicht auf Erfolg. Ich frage den Gastwirt. Er gibt mir eine Map und eine Position. Dort soll man mir helfen können. Gut, also auf nach Shinjuku und zum dortigem Arbeitsamt.

Der Weg ist mal wieder von Umwegen geplagt. Ich fahre nicht so wie das letzte Mal über Nippori nach Shinjuku sondern über Akihabara. Dort steige ich in eine andere Bahn um. Die bringt mich dann nach Shinjuku. Das ist vielleicht ein abgewixter Bahnhof. Riesengroß. Unendlich viele Leute und kein Plan wo lang. Irgendwann erreiche ich dann den Südausgang. Map raus und die Lage peilen. Keine Chance. Ich weiß nicht in welche Richtung ich muss. Fürs erste laufe ich in irgendeine Richtung und hoffe einen Punkt zu finden der auf der Karte eingezeichnet ist. Ich komme zu einer großen Kreuzung. Da habe ich ja schon wieder kein Bock mehr. Ich grabe in meinem Rucksack nach dem Kompass. Wie gut das ich den eingepackt Habe. Dank seiner Hilfe stelle ich fest, das ich in die genau entgegengesetzte Richtung gelaufen bin. Arg, das hält doch keine Eisenbahnschwelle aus. Den ganzen Weg wieder zurück. Und das bei so einem abgrundtief schlechten Wetter.
Ich hatte die Karte mit der Cam fotografiert. Ich habe also öfters auf der Kamera nach dem Weg gesucht. An irgendwelchen Punkten habe ich mich dann orientiert. Meine Güte. Die Karte ist großer Mist. Keine Straßennamen eingetragen. Ich komme zu einer Kreuzung und zu meiner Rechten sehe ich eine Eisenbahnbrücke. Da marschiere ich einfach mal lang. Gleich danach kommt noch eine Brücke. Bei nächster Gelegenheit suche ich Schutz vor dem Regen und analysiere die Kartenreste mit den Fragmenten die ich von dort aus sehen kann. Doch, das sieht ganz gut aus. Ich sollte recht nah dran sein. Zwei Türen weiter voraus ist dann doch tatsächlich das Arbeitsamt. Geschafft. Verdammt abgefahrene Sache man.

An der Information steht ein alter Kauz den ich mit meinem Pass zutexte. Der fällt aber auch sofort aus allen Wolken und schnappt nach Luft. Dann verschwindet er. Kurze Zeit später taucht er mit einer Frau auf, die in Englisch doch recht gut bewandert ist. Mit ihr komme ich zu einem ersten Ergebnis. Ich fülle so ein langweiliges Formular aus. Das übliche blödsinnige Gedöns. Name Anschrift usw. Einiges weiß ich nicht. Lasse ich frei. Nachdem ich das abgearbeitet hatte, hat sie mich zu einem anderen Mitarbeiter begleitet. Der scheint auf den ersten Blick keine Peilung von Englisch zu haben. Der Schein trügt. Zu dritt füllen wir die restlichen Felder von diesem weißen Fetzen aus. Die gut informierte Dame musste verschwinden und einem andrem Kollegen helfen. OK! Ist ja kein Problem. Der andere Kobold verdrückt sich. Ich scann währenddessen seinen Arbeitsplatz ab. Und die nähere Umgebung. Was für ein Schuppen. Erstmal schreiben die hier viel mit Bleistift, wenn ich so seine Kiste voll abgewetzten Radiergummis sehe. Dann die Raumaufteilung. Grottig. Würde es in good old germany niemals geben. In der Mitte des Raumes stehen einige Stuhlreihen. Ringsherum wie in einem U sind die Mitarbeiter angeordnet. Lediglich eine kleine Trennwand grenzt den Bereich zum nächsten Mitarbeiter ab. Nichts mit Datenschutz. Kann jeder mithören, wenn er gut aufpasst.

Der Halsabschneider kommt zurück. Mit einer weniger guten Nachricht. Ich muss zu einer Stadtverwaltung, welche für meine Wohnregion zuständig ist. Die sollen mir eine ID-Card, eine Alien-Card, ausstellen. Das gibt es doch wohl nicht. Davon war nirgends die Rede. Das werde ich unbedingt Bloggen. Sonst geht das Wissen verloren.

Gut, nachdem ich hier recht erfolglos war möchte ich die restliche Zeit aber nicht im Zug verschwenden. Die Fahrt hierher war mir viel zu anstrengend. Also laufe ich noch einige Runden um das Gelände nahe der Shinjuku Station. Hier gibt es ja allen möglichen Plunder zu kaufen. Ein Haus erregt meine Neugierde
Als ich da rein gehe trifft mich ja fast der Vorschlaghammer. So viel Dreck und Scheiße habe ich noch nicht auf einen Haufen gesehen. Handyspielerein. Klimbim. Elektronikschrott. Tonnen von Nichtigkeiten. Endlose Regale voll mit Zubehör für Telefone, Computer, Wärmflaschen, Waschmaschinen und Toaster. Der Laden ist bis zum Erbrechen vollgestopft mit allem was in irgendeiner Art und Weiße entweder direkt oder indirekt Strom verbraucht, Kupfer beinhaltet oder eines der Geräte, die diese Kriterien erfüllen, mir Input versorgt. Ultra abgefahren. Jeder Mediamarkt und Saturn sind absoluter Bullshit gegen diesen Laden. Wobei die wesentlich übersichtlicher sind. Dazu kommt das die hier sehr niedrige Decken haben. Nicht so wie bei uns, wo die Decke mindestens drei Meter hoch ist. Zwei, wenn es hoch kommt. Da ist es kein Wunder, das die hier 8 Etagen voll solchem, teils sehr unnützem, Zeug haben. Ich werde noch mal mit der Cam zurückkehren und das filmen.

Nach diesem ersten Eindruck habe ich das Gefühl das die Japaner einen ausgesprochenen Minderwertigkeitskomplex im Konsumbereich zu kompensieren versuchen. Davon ehr unbeeindruckt, und mit der Erkenntnis, dass ich hiervon ohnehin kaum etwas gebrauchen kann, alleine schon aus dem Grund das alles in knallhartem Japanisch geschrieben ist, und somit nichts davon lesen kann, verlasse ich diesen Ort mit dem unerfüllten Wunsch, Anime Merchandise zu finden.


Ich schlendere, zur Abwechslung mal kein Raid Rush, durch die Straßen und suche einen Kneipe oder Bar oder Restaurant um etwas zu essen. Zuerst sehe ich eine Kaschemme mit der Bemerkung, dass hier auch ein englischsprachiges Menu zur Verfügung steht. Also trete ich ein, um mir das mal anzusehen. ZACK! Keiner da. Ich warte einen kurzen Moment. Vergebens! Ich sehe die Öffnungszeiten. Von 14 bis 17 haben die Dicht. Noch eine halbe Stunde bis 1700. Ich verschwinde. Einige Ecken weiter finde ich dieses hier
Ich nutze dieses Foto gleichermaßen als Bestellung. Funktioniert einwandfrei. Ich sollte die Kamera öfters für solche Zwecke einsetzten. Ist meist hilfreicher als die örtlichen Maps zu okkupieren. Ich such mir einen Platz aus und die freundlich, leider schon etwas betagte Frau, servierte mir schon ein Glas Wasser. Sie hält sich etwas in meiner Nähe auf. Sie scheint an irgendetwas Interesse zu haben. Sie fragt nach meiner Herkunft. Glaube ich. Ich antworte, das ich Deutscher bin. Auf Japanisch. BAAM. Jetzt bekommt ihr mal eins in die Fresse. Da war sie von meinen lapidaren Japanisch Kenntnissen doch schon etwas angetan.

Zum Essen. Also. Das Fleisch. Absolut geil. Zart. Was auch immer das ist. Paniert. Aber nicht so steinhart wie bei uns. Sondern absolut locker und knusprig. Vielleicht so wie frittiert. Genial. Der Reiß ist auch in Ordnung. Der Salat etwas trocken. Und die Soße? Ach du heilige Handgranate. Die möchte ich eigentlich ehr weniger essen. Nicht das sie zu scharf ist. Aber irgendwie löst die so einen leichten Brechreiz aus. Ich versuche diesen zu umgehen indem ich die Soße mit etwas Reiß strecke. Das geht dann schon. Diese Portion ist allerdings doch zu viel für mich. Das Fleisch lasse ich noch in meinem Heizungskeller verschwinden. Den Reis müssen die hier beseitigen. Dafür gibt es dann auch ganze 800YEN, fast 8€ von mir aufs Auge. Harte Feilscher, hier in Japan.

Ich durchsuche den Rest der stark belaufenen Einkaufszone auf der Suche nach Animefiguren und Puppen dieser ganz bestimmten Art. Keine Chance. Gibt nur Spielhöllen, wo man um einige Figuren zocken kann. Ein großes Spielekaufhaus hat eine Hand voll Figuren im Angebot. Hundekuchen. Peanuts. Also verlasse ich Shinjuku unverrichteter Dinge. Noch dazu mit der blanken Erkenntnis das mein Abenteuer noch nicht mal angefangen hat. Sowie der Annahme diesen Stadtteil nicht wieder zu besuchen.

Zurück im INN wird gerade „Okonomiyaki“ gebraten. Kein Interesse. Eigentlich! Ich hatte ja gerade was zu essen. Also verschanze ich mich in meinem Zimmer, hinter meinem Notebook. Da kommt jemand rein und fragt nach, ob ich nicht doch was haben möchte. Ja, dann muss ich ja wohl. War wohl auch etwas Glück mit bei. Denn so treffe ich auf jemanden der auch gerne fotografiert und heute Abend noch mal nach Shjinjuku fährt, um dort einige Nachtaufnahmen zu machen. Ich schließe mich ihm an.

Also fahre ich noch einmal nach Shinjuku. Diesmal aber mit Daniel aus Bosten. Ich kann mich recht gut mit ihm auf Englisch verständigen. Mein Englisch lässt an einigen Stellen zwar zu wünschen übrig, aber er scheint mich doch gut zu verstehen. Sein Vater kommt ursprünglich aus der Schweiz. Somit kann er auch tatsächlich noch ein paar deutsche Wörter sprechen. Große Klasse! Nach geraumer Zeit hat er seine beiden Filmrollen voll geknipst. Meine Speicherkarte möchte noch mindestens 3000 Fotos haben. Wir machen zu guter Letzt einen Abstecher zu MC Donalds und nehmen dann so ziemlich die letzte Bahn Richtung INN. Großartiger Abend. Von ihm kann ich noch was lernen.

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