Das Notebook ist fertig mit dem Ladevorgang. Ich ziehe mich an, mache das Bett und gehe mit meinem gesamten Krempel zum Bike um alles zu verladen. Ich fange an das Zelt zusammenzulegen. Etwas feucht ist es noch. Die junge Frau erscheint mit einem großartigen Frühstück. Danach hilft sie mir mein Zelt klein zu kriegen, welches doch noch etwas in der starken Morgensonne trocknen musste.
Ich stopfe alles wieder in die beiden Koffer. Jedes Mal eine Quälerei. Aber es passt alles noch gerade so rein. Sie zeigt mir den Mt. Fuji, den man von der Straße aus sehen kann. Ging gestern nicht, weil das Wetter zu mies war. Ich gebe ihr meine Kontaktkarte. Sie schreibt mir ihre Adresse in mein Notizbuch. Ich werde eine Postkarte senden, sobald ich einen neuen Standort erreich habe.
Ich setzte meinen Weg wiedermal fort und muss aber unbedingt noch irgendwo anhalten und ein Selbstportrai machen. Ich bin ja schließlich so selten auf meinen Fotos zu sehen!^^
Ich komme in eine Ortschaft wo ich einen kleinen Tempel besuche, wenn ich schon mal hier bin. Ich sehe mich etwas um und suche nach einer Möglichkeit Wasser zu ziehen. Auf der Toilette halte ich meine leere Wasserflasche unter den Wasserhahn des Waschbeckens. Zum kochen wird das Wasser ausreichen.
Ich komme um etwa 1230 am vermutlich letzten Außenposten an. Ich lasse mein Bike zurück und gehe zu Fuß Richtung Berg. Nach den ersten 2,4km muss ich aber erst eine ausgedehnte Mittagspause einlegen. Ich brate mir drei Rühreier und lege eine Nudelsuppe mit zwei Eiern nach. Das dauert eine gute Stunde, bis ich damit fertig bin. In der Zeit fahren einige Male Soldaten in einem Jeep an meiner Position vorbei. Die müssen hier draußen einen Stützpunkt haben.
Memo an mich selbst: sitze gerade bei MC und stelle fest, wie Aussichtslos die Lage ist. Ich habe keinen Internetzugriff und keine Stromversorgung. Ich muss mich immer irgendwo durchschlauchen. Scheiße! Nagoya wird mein Exit-Point. Schande! Eine Schande ist das! Ich habe so viel versprochen, und so wenig gehalten. Meine letzte Hoffnung ist ein Job in Nagoya zu finden. Das würde mir wieder Hoffnung geben. Aber bis ich da bin, vergehen noch drei oder vier Tage. Das Trampen bringt nix. Keiner hält an.
Die Straße schlängelt sich über 11km nach oben auf den Berg. Ich folge der Straße einfach. In der Nähe vom fünften Kilometer kommt eine Absperrung die ich einfach übergehe. Hier gibt es nichts zu sehen. Den Berg kann ich nicht sehen, nur die Höhe wenn ich die Straße hinunterblicke.
Bei Kilometer 6 etwa, wurde die Straße von einer Lawine begraben. Ich gehe auch hier einfach drüber. Aber mein Weg endet jäh bei 7,4km. Hier oben ist die Straße mit Schnee bedeckt, den ich ohne Ausrüstung nicht überqueren kann. Dazu kommt, dass ich keine Zeit mehr habe. Ich muss einen Platz fürs Zelt finden, bevor es dunkel wird. Ich kehre also unverrichteter Dinge dem Berg den Rücken. Dabei wollte ich von ganz oben Fotos machen. Ich hasse so was. Für mich ist der Japan-Trip somit gelaufen. Ich möchte nach dieser unglaublichen Pleite nur noch nach Hause zurück. Egal was es kostet.
Ich folge dem Weg, zum Fuß des Berges, einer abgesteckten Route, querfeldein. Bergab sieht man die Pfosten gut. Bergauf kann man die Route nicht erkennen. Dadurch spare ich viele Kilometer Weg. Fast ganz unten, sehe ich ein Plateau, von dem aus ich eine richtig fette Aussicht auf das Tal habe. Die Kamera kann das nicht so gut einfangen, wie man es mit eigenen Augen sehen kann. Wieder so eine Sache die ich nicht mag.
Ich sehe ein Auto auf der Straße und renne vom Plateau zur Route 150 zurück. Ich hoffe, dass es mich nach unten mitnehmen kann. Aber es bleibt in einer Einfahrt stehen. Ein anderes Auto kommt den Berg hoch geräuchert. Hm, so ein Mist. Ich stehe einen Augenblick herum um ein gutes Foto vom Berg zu machen. Keine Chance. Das Gegenlicht nervt wie sau.
Das kleine Auto, was sich eben den Berg hoch gequält hat, rast jetzt wieder runter. Ich stoppe den Wagen mit Erfolg und frage ob er mich mit nach unten mitnehmen kann. Er macht es. Und der Fahrer gibt mir eine kleine Dose zu trinken. Kaffee oder so was ist das. An der nächsten Unterführung steige ich aus und gehe zu meinem Bike zurück.
Ich bin Ratlos. Was soll ich jetzt machen. Nach Nagoya fahren, aufgeben, Zelt bauen… Ich fahre erst mal zu einem Lawson um die Route zu berechnen. Ich frage einen Soldaten vor dem Laden, nach dem Weg, nach Nagoya. Er sucht auf meiner Karte den Weg und meint, das Nagoya sehr weit weg ist. Das weiß ich auch. Er zeichnet mir ein Schild zum trampen. Ich glaube ja nicht daran, aber vielleicht bringt es ja doch noch was.
Anmerkung zum Foto: Diese Foto wurde zu einem späterem Zeitpunkt aufgenommen, als diese Geschichte gerade erzählt, es geht hierbei nur um das Schild.
Ich zeige ihm den Zettel von Sakai san mit der Frage ob ich mein Zelt hier aufbauen kann. Ah, versteht er nicht. Ich frage nach einem Kapselhotel, weil es mittlerweile dunkel geworden ist. Er erklärt sich bereit mich nach Numazu zu fahren. Mit Bike und Koffer. Dort gibt es ein Kapselhotel zu dem er mich hinfährt.
Ich warte zehn Minuten im Lawson bis er zurückkommt. Dann laden wir das Bike ein und fahren eine gute Stunde nach Numazu. Das sind nur 31km. Dauert also ewig. Beim Kapselhotel angekommen, laden wir das Bike wieder aus, verhandeln mit dem Barkeeper den Preis von 2800YEN für eine Nacht und mein Bike darf auch mit in den Vorraum. So steht es wenigstens einen Tag im trockenen. Bei dem Preis ist eine Zahnbürste, ein Handtuch (oder größerer Waschlappen) und ein Schlafumhang mit bei. Nein, Foto habe ich wieder nicht gemacht. Schande über meine Kamera!
An diesem Abend nutze ich das Bad, für Lau, um mich zu waschen und die Stromversorgung um den Akku vom Notebook zu laden. Ich habe noch etwas Zeit und sehe mir den Film „Nordwand“ von Sakai san an. Aber nur 3/4, dann ist es spät genug um zu schlafen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen