Zunächst werde ich um 0530 wach, zu früh. Ich werde dann um 0620 wach. Eigentlich zu früh, aber der schnelle Bike reißt Kilometer, drum bleibe ich wach und pack die letzten drei Dinge in den Koffer und den Rucksack. Alle anderen schlafen noch. Die beiden Koffer schaffe ich schon nach unten, um sie am Bike zu montieren. Ich muss wohl um 0700 angefangen haben und werde erst um 0820 fertig damit. Immerwieder sehr aufwendig. Danach pimpe ich noch meinen Sattle etwas mit einem Stück alten Teppich den jemand auf dem Müll deponiert hat. Ein weiteres Stück davon nehme ich mit. Wer weiß wann ich das mal gebrauchen kann.
Zum Frühstück gibt es bei Familie Sakai heute Ei mit gebratenem Speck, Reis und Tofu. Das Zeug taugt in der Seele nichts. Dient bei vielen Japanern als Fleischersatz, erzählt Sakai san. Er kopiert mir noch die Cosplayfotos von gestern auf meinen Kingston USB-Stick. Dann verabschiede ich mich von ihnen. Eigentlich möchte ich ihnen ja gerne etwas geben, dafür dass ich bei ihnen wohnen durfte. Ich habe aber nichts außer eine deutsche 2€ Münze. Die gibt er mir aber wieder zurück. Ich verbleibe dabei, ihm eine Postkarte zu schreiben und über I-Net Kontakt zu ihm zu halten. Ach, dämn. Ich habe gar nicht sein Mail-Adresse….
Um 0930 etwa startet meine Reise auf der Route 22 Richtung Westen. Ich komme selbstredend nur langsam voran. Ich halte einmal um meine Jacke auszuziehen und zweimal um die Koffer neu zu konfigurieren. Heute habe ich viel mehr Freiheit mit den Füßen, aber das wiederum zu Ungunsten der Kontrolle auf der Straße. Einen „wheeley“ kann ich ganz leicht hinbekommen. Ich muss echt aufpassen, dass ich an steilen Bergen genug Last auf dem Vorderrad habe, sonst geht’s ab. Ich denke schon darüber nach Frontgewichte anzubauen.
Um 1130 etwa halte ich an einem MC für 5 Cheese, eine mittleren Pommes und einer mittleren Coke für 1050YEN. Hart am Wind, sage ich da. Eine Stunde später ist abfahrt. Ich folge der Route 22 weiter, glaube ich. An einer Kreuzung lese ich Route 43 und Route 46. Scheiße. Wo bin ich denn nun schon wieder? Ich hole die Karte raus und such mir einen Wolf. Etwa 5 Meter weiter ruft ein Japaner mir zu, und fragt wo ich hin möchte. Er kann sehr gut Englisch, der alte Kauz. Krass! Ich erkläre ihm, dass ich Route 22 zur Route 246 folgen möchte und dann irgendwo die Route 150 nehmen möchte. Er erklärt mir daraufhin den Weg zur Route 22. Ich folge seinen sehr genauen Anweisungen und kann meine Reise fortsetzen, bis ich endlich auf die große fette Route 246 komme. Die beiden Koffer halten jetzt die Fresse. Das Wetter ist immer noch gut.
Einige Kilometer später komme ich zu einer fetten Steigung. 5%! Alter, ich wollte schon jemanden der kleinen Transporter anhalten und fragen, ob er mich nicht ein Stück mitnehmen kann. Ich mache auf den zwei drei Kilometern mehrerer Male Pause. In einem Tunnel wendet sich das Blatt endlich wieder etwas.
Jetzt geht es schön lange downhill. Ich kann ordentlich speed machen, mit dem zusätzlichen Gewicht. Nach dieser Abfahrt folgen weitere 10-20 Kilometer Straße. Aber nicht mehr mit so einer starken Steigung. Die Straße schlängelt sich durch die Schlucht, welche ein Fluss über Jahrhundert gegraben hat. Ich kann einige beeindruckende Shots machen. Ich habe jetzt bereits den 80km von Miyakesaka auf dieser Straße erreicht. Eigentlich wollte ich ja schon Schluss machen, aber das Wetter ist noch gut, und jeden Kilometer den ich bei diesem Wetter zurücklege ist ein guter Kilometer. Wer weiß wie das Wetter morgen wird.
Gegen 1700 mache ich mir Gedanken darüber wo ich einen Platz für mein Zelt finde. Ich fahre noch gute acht Kilometer weiter (von meiner letzten bekannten Position aus) und finde letzten Endes eine kleine gerade Fläche die ich für mein Zelt nutzen kann. Die Sonne geht langsam unter und dahinten sehe ich einige dunkle Wolken. Ich hoffe nur, dass es nicht anfängt zu regnen, bevor ich mit dem Aufbau fertig bin. Mein Bike lege ich auf einen kleinen Hümpel, so dass die Koffer nicht in einer Pfütze aufwachen, wenn es wirklich regnen sollte. Ich hole die blaue Plane aus dem einen Koffer und nutze das lange Gummiband was ich auf meiner Reise gefunden habe um die Plane möglichst optimal über beide Koffer zu spannen. Danach bau ich das Zelt auf.
Der Boden ist hier wieder so hart, das ich Probleme habe die Erdnägel in den Boden zu bekommen. Ich brauche Hilfe von einem Stein. Unweit meines Lagers finde ich am Hang ein Kantholz. Gute 30cm lang. Das passt einwandfrei. Damit kann ich die Splinte gut im Boden versenken. Ich glaube, dass ich das Ding einbehalten sollte. Heute habe ich aber noch mehr gefunden. Einen Schlüssel, der wohl zu einem Schließfach gehören könnte. Eine Münze, unbekannter Herkunft. Und einige DVD´s, aber die waren alle hin. Schade.
Sakai San hat mir noch eine Kleinigkeit zu Essen mitgegeben. Ich nutze jetzt meinen Kocher, zusammen mit dem letztem Schluck Wasser aus meiner Falsche, um mir die Nudeln zum Abendbrot warm zu machen. Diese Suppe ist nicht schlecht. Die sollte ich öfters besorgen. Nach dem Essen mache ich mich auf die Suche nach Wasser und einer Toilette. Aber ich bin mitten in der Pampa, wo eigentlich so gut wie nix los ist. Ich finde eine alte Dorfkneipe die noch offen hat. Dort sitzen noch paar alte Leute drin. Ich frage dort nach einer Toilette. Die freundliche alte Dame weißt mir den Weg.
Anschließend suche ich mir im Lokal einen Sitzplatz und suche meine jetzige Position auf der Karte. Ich kann am Abend im Zelt ein offenes Netz finden und meine heute Distanz in Google Maps nach messen. 57,6km. Start war um 0930 ende war um 1730. Sollten etwa 7kmh sein. Recht langsam.^^ Die alten Leute bemerken das ich in der Karte grabe und fragen wo ich hin möchte. Sie sagen, dass es nicht mehr weit bis zum Berg ist. Einer von ihnen, erzählt mir auf recht unsicherem, aber richtigem English, dass er vor 30 Jahren mal für eine Woche in Deutschland war. Lange her…
Im Zelt schreibe ich dann die Posts und suche nach einem offenen Netz. Zwei Verbindungen. Eine offen. Ich komme mit der auch ins Netz. Ich sollte mich aber nicht allzulange darin aufhalten. Ich nutze die Verbindung für einige Kleinigkeiten und gehe dann in den Schlafsack!^^ Ich bin keine 20km mehr vom Mt Fuji entfernt. Ich bin gespannt was mich dort erwartet.
Montag, 2. April 2012
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