Dienstag, 18. September 2012

Dienstag 29 (18.09.2012) - Ein Tag im Sento

Ich habe die Nacht etwas unruhig geschlafen. Der Boden ist nicht gerade der weichste und die Züge brettern auch die halbe Nacht an mir vorbei. Hm, selber schuld. Ich bin ja schon um 2100 im Bett gewesen. Ich sehe auf die Uhr. 0720. Ein Blick aus dem Zelt verrät mir, das es immer noch regnet. In der Nacht habe ich gehört, wie das richtig zugeschlagen hat. Gut, dass ich eine stabile Brücke über dem Zelt habe. Ich habe auch mehrere heftige Vibrationen gespürt. Ich bin mir nicht sicher ob diese von einem fetten LKW auf der Brücke ausgelöst werden, denn die Brücke macht einen recht soliden Eindruck, oder ob es ein leichtes Erdbeben war. Hm. Egal. Meinem Zelt kann nichts passieren.

Ich werde um 0900 noch mal wach. Ich ziehe mir wieder meine Hose und das T-Shirt an um mich draußen etwas umzusehen. Boah….alles voller Wolken. Ich habe auch keinen richtigen Bock jetzt weiterzufahren. Der halbe Tag ist weg, die Straßen sind nass und es riecht geradezu nach Regen. Ich warte erst mal ab, ob das Wetter noch besser wird. Ich hau mich wieder ins Zelt. Die Temperaturen sind nahezu im Keller, im Gegensatz zu den vergangenen Tagen. Ich werde um 1100 wach. Das Wetter ist keinen Deut besser geworden. Was tun? Ich fange an mein Gepäck nach Dingen zu durchforsten die ich zurücklassen kann. Ich komme auf geschlagene 4kg…geschätzt, die ich an diesem Ort zurücklasse.

Memo an mich selbst: Ich werde die Schlüpfer, die letzten paar Socken und den alten Schlafanzug zurücklassen. Zudem kommt der eine Manga den ich auf dem Weg von Tokio nach Nagoya aufgelesen habe. Ich habe ihn eh nie gelesen, geschweige denn durchgeblättert. Aber dafür habe ich ja eine gesamte Buchreihe im Inventar. Dazu kommt einiges an Kleinkram. Ich hoffe dass ich nichts davon vermissen werde. Die Angel würde ich gerne mit nach gog schleppen, auch wenn ich die dort nie einsetzen werde. Aber die ist geil.^^
Memo an mich selbst: Wenn ich die Rückreise antrete muss ich genau überlegen, was ich zurück lassen kann um nicht über das zulässige Gesamtgewicht der Koffer zu kommen. Ich kann z.B. das restliche Duschgel und die Zahncreme hier lassen. Bestimmt auch noch einiges an Klamotten. Die Sandalen wahrscheinlich auch. Ich stopfe auch all die Sachen dich ich bei Victor deponiert habe wieder in meine Koffer. Und die letzten paar Stücke Unterwäsche die ich vorgestern im Coin Landry gewaschen habe auch. Somit ist wieder alles unter Dach und Fach. Das was ich vermutlich nicht mit ins Flugzeug nehmen kann (Gaskartuschen (2 volle, eine fast leer)) und das was ich die nächsten Tage brauche (Gaskocher) lasse ich gleich draußen in Reichweite. Ich stell die Koffer wieder auf den Wagen und binde sie fest. Ich habe noch die eine Tasche von Victor. Dort lagere ich den ganzen Plunder drin. Auch die 6 Cola Gläser aus dem Mc Donalds. Wie ich die heile nach gog bekommen soll…keine Ahnung…ich glaube, die sind es den Aufwand nicht wert. Ich parke mein Bike noch etwas dichter an der Leitplanke.
Ich beschließe ein Sento zu suchen und dann zum Mc zu gehen um dort zu arbeiten. Der Tag ist ohnehin versaut. Regenschirm und Sento Ausrüstung geschnappt. Dann geht es los. Ich halte auf der Route 65 nach Norden und erreiche bald den Piago von gestern. Ich gehe heute mal zu Fuß. Kommt ja selten vor. Ich stelle meinen Regenschirm vor der Tür ab und meinen Rucksack lasse ich auf der Bank im Vorraum stehen. Zunächst entledige ich mich der leeren PET Flasche. Die haben hier ein bessere organisiertes System als woanders. Super gut man.
Ich gehe auf die Toilette. Wow. Das geht ja mal richtig los. Die ist absolut großartig in Schuss. Dabei fällt mir die eine Uhr in die Toilette die ich heute Morgen aus meinem Chaos gerettet habe. Die ist selbstaufziehend. Man braucht keine Batterien für diese Uhr, man muss sie nur etwas bewegen. Es fehlt lediglich ein Steg am Armband. Das zu fixen ist kein Ding! Zum Glück ist die Wasserdicht und ich kann sie ohne weiteres wieder herausfischen. So eine Scheiße!^^ Ich sehe mich etwas im Supermarkt um. Ich wähle eine Meji Black Schokolade zu 88YEN eine 5er Packung trocken Rahmen (Nudelsuppe) 289YEN und eine 2Ll Wasserflasche zu 88YEN. Dann geht es weiter. Ich packe die Wasserflasche und die Schokolade ein, aber die Nudelsuppe muss ich in der Hand tragen. Ich gehe zunächst weiter nach Norden. Ich sehe zu meiner linken einen Valor Supermarkt. OK, gehen wir mal in diese Richtung. Ich habe auf der Karte gesehen, dass es hier ein Sento und ein Onsen geben soll. Ich dachte zuerst, dass das Sento nördlicher platziert ist, als das Onsen. Ich habe eine Anzeige für das Onsen gesehen und gehe deswegen weiter nach Norden. Ich komme an einem offenen Wasserbecken vorbei. Ich mach ein Foto. Das Wasser hier drin ist warm. Was hat das für eine Bedeutung? Ich sehe wenig später auf einem Schild, dass es ein Fußbad ist. WOW. Cool. Und es ist kostenlos. Ich sehe eine Brücke und gehe in diese Richtung um mir etwas den Überblick zu verschaffen. Hm...nicht schlecht. Aber wo ist das Sento?
Ich gehe wieder zurück und folge der Straße etwas weiter nach Norden. Ich komme an einem Laden vorbei der Yukatas für Kinder vertreibt. Sehr beeindruckend. Ich habe kein Sento gefunden und gehe den gesamten Weg bis zum Valor Supermarkt zurück, nachdem ich auf die Karte gesehen habe. Das Sento ist doch südlich des Onsens auf der Karte eingezeichnet. Mist! Ich schleiche um die Häuser südlich des Valor Supermarktes herum. Keine Spur. Ich frage dann letzten Endes einen der Parkwärter vom Valor Supermarkt. Er sagt, ich soll zum Hotel gehen. OK!
Ich erreiche das Hotel und frage dort erneut nach. Die Bedingung sagt mir, dass ich an der Ampel links über die Brücke gehen soll. DAMN! Auf der Brücke war ich schon. Ich sehe mich auf der anderen Seite der Brücke etwas um. Ich sehe eine Karte. Aber dort ist nur das Onsen eingezeichnet. OK, dann frage ich dort nochmal nach. Ich betrete den Vorraum, wo man die Schuhe ausziehen muss. Ich sehe schon die Preise. OK.600YEN. Das geht ja noch. Ich weiß aber immer noch nicht wo das Sento ist. Ich frage nach! Die freundliche Bedingung an der Information weißt mir den Weg, weil sie auf Englisch nicht zurechtkommt und mich gefragt hat ob ich japanisch kann. Ich habe mit „Sukuoshi“ geantwortet. OK. Sie zeigt mir dann wie es funktioniert. Am Automaten ein Ticket für eine Person ziehen. OK, wie benutze ich den Kasten jetzt? Keine Ahnung. Ich probiere erst den Knopf für eine Person. Hm, keine Reaktion. OK, dann erst Geld rein. Dann wird im Display der Knopf für eine Person freigeschaltet. Also da rauf gedrückt. Und weiter? Wie bekomme ich mein Wechselgeld? Ah, da blinkt was…zu spät. Der Türsteher kommt schon herbeigesprungen und deutet auf eben jenen Knopf. OK! 400Yen zurück!^^ Ich betrete…Moment. Das ist ja wie in der U-Bahn. Mit Ticketgate…scheiße man!^^..das Sento.
Reichlich groß man! Ich stelle meinen Rucksack ab und packe aus. Hm? Es scheint, als ob die hier keine Tattoos erlauben. Das Bild steht zumindest auf jedem Schließfach. Ich packe meine Badesachen aus und betrete das Sento…WOOOOOOW. Komplett mit Naturstein gepflastert und ausgebaut. Geil man!
Ich suche mir einen Stein aus und wasche mir den Schweiß vom Körper. Ja, ich habe 600YEN bezahlt, also rasiere ich mir auch die Beine. War ja teuer genug. Ich steige in eines der heißen Bäder. Dann erblicke ich zwei Typen die auf einem Stein sitzen, aber auf der anderen Seite einer Fensterfront…WAS? Das sehe ich mir an. Wow, wie cool. Die haben hier auch einen Außenbereich. Den benutze ich auch gleich mal. Das Wasser hier ist im Moment noch gut zu ertragen. Es fängt an zu regnen. Das ist ja mal richtig geil man!^^ Auf der anderen Seite sitzen die beiden Typen. Ich beobachte wie sie sich unterhalten. Das Wasser steigt mir zu Kopf und ich setze mich auf einen Stein. Der Regen kühl mich wieder etwas ab. Einer der beiden fängt ein Gespräch an. Es entsteht eine Unterhaltung. Ich muss ja zugeben, dass ich mit dem geringen Japanisch doch recht weit gekommen bin. Alter Schwede! Ich sage, dass ich mit dem Bike nach Osaka will und bereits von Tokio damit hergekommen bin. WOOOW, Sugoi! Nach der Unterhaltung verschwinden die beiden. Ich halte es nur noch kurz im Wasser aus, weil ich die Uhrzeit gesehen habe. Schon 1630. Ich gehe zurück zu meinem Stein und spüle mir den Staub vom Freibad ab. Dann geht es zurück in die Umkleide. Ich will unbedingt noch ein Foto aus dem Sento mitnehmen, weil ich vielleicht nie wieder hier lang komme.

Memo an mich selbst: Es gibt immer nur einen perfekten Moment um etwas zu machen. Ich erwische aber auch jeden. Es war eine gute Idee nicht dieselbe Route zu wählen wie das letzte Mal. Es war perfekt genau zu dieser Zeit hier im Sento zu sein. In der Umkleide treffe ich die anderen beiden Typen wieder. Sie sehen, dass ich die trockenen Rahmen in der Hand habe. Einer von ihnen lädt mich auf ein Essen hier im Sento ein. Wir gehen in den Aufenthaltsraum und steigen die Treppe nahe dem Eingang zur zweiten Etage hoch. Wir halten vor einem Restaurant mit einer gigantischen Auswahl an „Tempura“ (Zubereitungsvariante frittierter Speisen in der japanischen Küche). Ich sehe mir die Preise an. Hammer teuer. Ich beschließe das günstigste für 850Yen zu wählen. Doch einer der beiden sagt, dass er mir ein Essen spendiert und deutet auf das zu 1400Yen. Ich drauf hin, „Takai!“. Er sagt, das geht in Ordnung. OK… (takai = hier: teuer)
wird fortgesetzt...

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