Mittwoch, 28. März 2012

Mittwoch 4 - Sakai san

Ich wache um 0630 auf. Ich bin jetzt den dritten Tag in Totsuka. Wird Zeit zu verschwinden! Also fange ich an meine Sachen zu packen. Ich esse ein Gebäck mit Zuckerguss oben drauf. Keine Ahnung wie das hier genannt wird. Bei uns fällt das in die Kategorie Kuchen. Und eine Banane wollte ich essen. Ich setzte mich auf die betonierte Böschung und esse meinen Kuchen. Und wer kommt da des Weges? Der gleiche Student wie gestern. Er läd mich ein, nach Yokohama Chinatown zu fahren. Ich muss leider ablehnen, denn ich möchte fortfahren, mit meiner Reise.

Nach dem Frühstück mach ich mich daran meine Koffer neu zu sichern. Ich löse das rote Seil, richtige erst den einen Koffer neu aus und fessle ihn wieder. Dann den anderen. Zu guter Letzt verwende ich das rote seil wieder um die Koffer zu stabilisieren, damit sie nicht wie irre umher schwanken. Eine Fummel Arbeit die mich gut eine Stunde Arbeit kostet.

Dann sortiere ich den Müll in eine Tüte und meine Vorräte in eine andere. Alles was elektronischer natur ist, landet im Rucksack. Den Schlafsack versuche ich zusammenzurollen. Ich brauche zwei Versuche, bis ich ihn in den für den Transport vorgesehenen Beutel stopfen kann. Den Deckel drauf und schön fest zugeschnürt, damit er möglichst wenig Platz wegnimmt. Ich fange an das Zelt abzubauen. Erst den Zeltboden aushängen, rauszerren und auf dem Rasen zusammenlegen. Das war einfach. Dann löse ich die Verspannungen und wickle die Schnüre zusammen. Erdnägel einsammeln. 20 Stück, alle da. Zeltstangen raus und Außenhaut eingerollt. Passt nicht beim ersten Versuch in die Tragetasche.

Ich sollte mir größere Koffer besorgen. Ich habe immer Probleme die zu zubekommen. Gerade jetzt wo ich das Zelt einmal raus hatte, muss ich es wieder rein stopfen. Jedes Mal eine Plackerei. Ich habe die Koffer dann doch noch irgendwie zu bekommen. Ich bin mit nahezu keinem Fetzen Papier in Deutschland gestartet. Was ich jetzt schon wieder für einen Papierkrieg mit mir herumschleppe, ist echt unglaublich. Ich muss da wohl mal was entsorgen. Und der Mantel. Der nimmt so viel Platz weg. Aber der ist viel zu geil, um den unter die Leute zu bringen. Uhhhh…

Ich habe jetzt fast alles unter bekommen. Die Matte von letzter Nacht deponiere ich unter der Brücke, für den nächsten Reisenden. Ein freundlicher Japaner kommt vorbei und fragt wohin ich mit dem Bike unterwegs bin. Mt. Fuji, sage ich. Er ist erstaunt darüber. Er fragt wo ich her komme. Deutschland sage ich. Da ist er ja platt. Er sagte, dass er vor  vier Jahren einen Studenten aus Deutschland hatte. Er ist Koch in einem Restaurant. Sein eigenes, welches er mit seiner Frau zusammen betreibt. Er fragt, ob ich nicht auf einen Tee mit zu ihm kommen möchte. Ja, na gut. Das wird sich später noch als extrem großes Glück herausstellen.

Ich packe schnell alles andere irgendwie zusammen, so dass wir los können. Die Koffer machen immer noch Probleme, aber wenn ich in Fahr bin, geht es ganz gut. Ich habe jetzt mehr Beinfreiheit. Es ist nicht weit bis zu seiner Wohnung. Das Bike stelle ich neben dem Fahrstuhl ab. Seine Frau macht uns einen Kaffee, dabei trinke ich so was nicht. Egal. Will ich mal nicht so sein. Probieren kann ich das ja mal.

Wir erzählen eine ganze Weile lang. Über Deutschland, woher ich komme, wohin ich gehe. Er sagte, das Mt. Fuji derzeit nicht besteigbar ist, weil noch zu viel Schnee liegt. Ende Juni, sagt er kann man dort hoch. Egal. Ich habe Allrad, und ich halte mich an diesen Plan. Nur mein Gepäck muss ich im Tal lagern, bis ich von dort oben wieder runter komme. Er war bereits viermal auf dem Berg. Ich wollte meine Reise fortsetzten. Da bietet er mir an, die nach bei ihm zu verbringen. Ich bin ja am überlegen. Jetzt ist es 1230. Viele km kann ich denn ja nicht mehr reißen. Ich frage nach dem Wetter für morgen. Zuerst stellen wir fest, dass es heute noch regnen soll. Das glaube ich ja schon mal nicht. Großer Irtum, wie ich später feststellen werde. Morgen soll gutes Wetter werden. Also dann, bleibe ich die Nacht bei ihm und seiner Frau.

Ich muss aber mein Gepäck aus dem Flur schaffen. Er macht sich sorgen, dass jemand da was raus klauen könnte. Die Koffer sind aber abgeschlossen, also bleibt das Bike samt Koffer draußen stehen. Er möchte mir den Weg nach Yokohama Chinatown aufzeichnen. Ich kann mit seinem Bike dorthin fahren. Ich weiß nicht, was ihm an mir gefällt, aber er möchte, dass ich bis Sonntag bei ihm bleibe. Dann feiern sie am Fluss eine Party. Zu der möchte er mich einladen. Im Nachhinein finde ich das dann doch schon etwas eigenartig. Aber es gibt nichts was mich hindert noch eine Weile hier zu bleiben. Ich willige also ein. Ich kann das Zimmer seiner Tochter nutzen, so lange sie nicht hier ist.

Ich bau die beiden Koffer vom Bike ab und schaff die in das Zimmer seiner Tochter.  Ich glaub´s immer noch nicht. Hammer. :-) Dann wollte ich eigentlich los nach Yokohama. Scheiße. Das Wetter wird schlechter. Windiger, kälter. Es regnet! Ja, das hat sich denn wohl. Herr Sakai zeigt mir seine Wohnung. Damn. Es ist genau, wie es mir in den Animes immer aufgefallen ist. Man stellt sich erst viel Später mit Namen vor. Das ist echt komisch.

Wir essen zu Mittag. Ich warte, bis er und seine Frau auch am Tisch sitzen. Ich bin ja ausgebildeter Sysadmin und habe ein Tutorial runtergeladen. Somit kann ich bei dieser Sache nichts falsch machen. Danach begeben sich die zwei zu ihrem Restaurant. Herr Sakai führt mich einmal herum. Ich biete ihm meine Hilfe in jeglicher Hinsicht an, dafür dass ich bei ihm nächtigen darf. Um 1640 soll ich wieder dort sein. Darf ich auf keinen Fall verpassen.

Ich trete vor die Tür des Restaurants und traue meinen Augen kaum. Fetter Platzregen. Ich hatte großes Glück auf ihn zu treffen. Oder besser, er auf mich. Sonst würde ich jetzt irgendwo im Regen stehen.  Ich gehe in einem Kaufhaus um die Zeit totschlagen. Ich schleiche durch die Regale und muss wieder mal feststellen, das die hier wirklich alles, was in irgendeiner Weise verdaubar ist, aus dem Meer ziehen.


Bemerkenswert finde ich, dass es auch Süßigkeiten aus gog gibt. Ritter Sport. Steht auf der Vorderseite sogar alles in Deutsch. Und auf der Rückseite gibt es den Text noch mal in Japanisch. Eine Tüte „Werthers original“ nehme ich mit. Später lasse ich sie im Restaurant als Aufmerksamkeit zurück. Wenigstens etwas, muss ich den Leuten ja geben.

Zurück im Restaurant treffe ich auf „Wakaru“. Eine Freundin der Familie, so wie mir scheint. Ich soll beim Essen meine Fotos in der Diashow laufen lassen. Klar, immer ran. Viele dieser Orte kennen sie bereits. Über meine Sammlung von Cones ist der gute alte Koch doch beeindruckt. Wir schaffen es gerade mal die Fotos der ersten Woche anzusehen, dann ist das Abendessen beendet.

Ich mach mich auf dem Weg in die Wohnung. Wo soll ich jetzt auch noch hin? Ich wollte meine Sachen zum Duschen aus dem Koffer holen. Verdammt. Der Schlüssel ist weg. Der muss noch am Fluss liegen. Ich auf mein Bike und noch mal hingefahren um danach zu suchen. Ein Glück, der liegt tatsächlich noch da. Ich musste nicht lange danach suchen. Dann fahre ich die Karre noch mal richtig aus. Aber viel kommt nicht. Das Getriebe hat eine viel geringere Übersetzung als meine hochgedrehte Kiste in gog.

Am Abend treffe ich auf den Sohn von Sakai san. Er ist 28. Und die Tochter, dessen Zimmer ich gegenwärtig nutzen darf, ist 24. Wäre ja mein Alter, aber ich kann mich hier nicht länger aufhalten…
/span

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