Samstag, 31. März 2012

Samstag 5 - Enoshima Island

Mein eigentlicher Plan sah vor, heute nichts zu machen, Außer am Blog zu arbeiten und das erste Video zu schneiden. Aber Sakai san meint, das heute die letzte Gelegenheit sei „Enoshima Island“ zu besichtigen. Recht hat er ja. Aber dieses kleine Stück Scheiße von einer Insel interessiert mich herzlich wenig. Ich weiß auch schon warum. Erstens nur eine kleine Insel. Zweitens bedeutet ein Ausflug ganz unweigerlich auch wieder Kosten. Wie hoch diese ausfallen, werde ich aber erst viel später feststellen.


Ich mache mich also auf dem Weg zu dieser miesen kleinen Insel. Als ich starte ist es schon saumäßig windig. Aber kein Vergleich zu dem was noch kommen wird. Ich folge dem Flusslauf Richtung Süden. Immer Süden, bis ich die Route 467 erreiche. Ist ja klar, dass ich diese Kreuzung wieder überfahre. Die Beschilderung ist hier in Japan wohl so saumäßig, das ich ständig falsch fahre.

Währen der Fahrt nimmt der Wind zu. Und zwar nicht ungefährlich viel. Meinen Abfall muss ich auch noch irgendwo deponieren. Den habe ich die letzten paar Tage gesammelt, damit ich alles schön in einem kleinen Päckchen los werden kann. Keine drei Kilometer weit komme ich, dann muss ich meine Jacke ausziehen, weil mir zu warm wird. Im Rucksack ist kaum Platz. Also raus mit meinem Hausmüll und rein mit der Jacke. Den schleppe ich wohl gute zwei Kilometer in der Hand umher, bis ich ihn in einem Mülleimer neben einem Lebensmittelfachgeschäft unsachgerecht beseitigen kann. Umständlich! In gog gibt es an jeder Ecke und Bushaltestelle einen Mülleimer. Na gut. Fast!

Hinzu kommt etwas Regen. An einem Busbahnhof kann ich etwas im trockenen stehen. Ich vertilge meine Kekse. Alle! Die sind auch verdammt gut. Scheiße man. Das man davon nicht satt wird kotzt mich ja immer am meisten an. Ich werfe einen Blick auf die Karte. Ah, tatsächlich zu weit gefahren. Zwei Kreuzungen und eine Unterführung zurück und dann kann ich rechts abbiegender Weise die gesamte Strecke nur noch gerade aus ballern. Dann müsste ich eigentlich schon fast drauf stehen, auf der Insel. Der Regen wird heftiger. Und eigentlich hätte ich gar nicht hier sein dürfen. Hier sein wollen. Aber da ich ja ein totaler Vollidiot bin, kann ich dem alten Knacker ja keine Absage erteilen. Er möchte ja sicherlich ein paar Fotos sehen, wenn ich wieder da bin.


Ich kämpfe also gegen den räudigen Wind und den mörderischen Regen an. Auf dem Bürgersteig ist das echt grauenhaft. Teilweise wurde der gefliest und ist so rutschig, das man leicht auf die Fresse fliegen kann. Am Ende der Route 467 muss ich noch mal auf die Karte sehen. Ja, ich bin soweit richtig. Nun nur noch die Route 305 etwa 600m auf die Insel folgen und dann war´s das auch schon. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes.


Ich kurve keine zwei Kilometer auf diesem winzigem Atoll herum, da verrammelt sich die Kette beim runterschalten vom dritten in den ersten Gang zwischen Tretlager und Ritzel. Aber so was von, das ich diese dreckige Hure da einfach nicht mehr heraus bekomme. Das habe ich in meinen 20 Jahren, die ich Bike fahre, noch nicht erlebt. So Bombenfest. Ich schieb das Bike in eine Nebenstraße und versuche verzweifelnd die Kette zu befreien. Nein, keine Chance. Ein hilfsbereiter Anwohner gibt mir eine Zange, damit ich die Kette besser greifen kann. Kein Erfolg. Meine Hände sind natürlich schön vollgesaut. Mein Rucksack fängt an sich in eine Wasserbombe zu verwandeln. Und der Weg bis zum nächsten Bike Shop ist von Umwegen geplagt. Ich kann mir die Hände bei dem freundlichen Japaner waschen. Seine Frau bringt mir etwas Waschbenzin.


Die selbstgezeichnete Karte des alten Mannes ist wenig hilfreich. Viel zu ungenau. Der Namen des Fahrradladens ist da viel hilfreicher, welchen mir der gute alte Japaner zusätzlich auf die Karte gemalt hat. Seine Frau war clever. Sie hat die Katakana in Romaji umgewandelt...

Ich frage in einem „7 11“ und noch mal bei den Bullen. Ach, ist das verdammt. Der Regen hört nicht auf. Der Wind knallt hier so hart, dass selbst die Surfer das Land suchen. Mein Bike ist so leicht, das es vom Wind über das Pflaster geschoben wird. So einen Dreck habe ich ja auch noch nicht erlebt. Ich kann mit der Wegbeschreibung nicht so recht was anfangen und folge dem Weg zurück, den ich gekommen bin. Ich war der Meinung einen Bike-Shop gesehen zu haben. Irgendwo finde ich diesen Laden dann auch. Und es scheint auch genau der Laden zu sein, den der alte Mann meinte.

Das Problem mit der Kette kann der alte Mechaniker natürlich mit etwas Aufwand beheben, den er sich auch gleich mit 1260YEN besteuern lässt. Drecksack! Da habe ich ja schon wieder kein Bock mehr. Ich verpiss mich aus diesem Loch und fahre im Regen, aber diesmal mit Rückenwind die geschlagenen 13km zurück. Zwischendurch finde ich auf der Straße ein T-Shirt von einer Beachvolleyball Mannschaft, welches sich nun in meinem Inventar wiederfindet. Wenigstens etwas. 

   

Mir reicht es für heute. Ich gehe mich waschen und wechsle meine Klamotten. Danach verbringe ich etwas Zeit mit dem Notebook. Am Abend helfe ich Sakai San wieder im Restaurant. Das gleiche System wie gestern. Easy going. Nachdem die Arbeit erledigt ist, was heißt hier Arbeit, fährt Sakai San seine eine Angestellte nach Hause. Und mit mir in einen seltsamen Schuppen, wo die allerhand Plunder und Kitsch verscherbeln. Nichts für mich mit bei.


Wir rasen durch die Nacht wieder zurück zum Stellplatz für seine kleine Möhre. Sakai san zeigt mir seine Kameraausrüstung. Sind ja paar nette Exemplare bei. Eine schöne alte analoge hat er da. Aber er benutzt lieber die kleine poplige von was weiß ich für einen Hersteller. Die soll zwar gute Fotos machen, hat aber für meinen Geschmack ein viel zu winziges Objektiv. Danach gehen wir ins Bett. Morgen steht Hanami an. Ich bin ja gespannt, wie das wird.

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