Sonntag, 25. März 2012

Sonntag 4 - Route 1

Meine Bisherige Route führte mich durch Statteile von Tokio die ich noch nie gesehen habe. Irgendwann folge ich einfach nur noch der Straße Richtung Süden und manchmal etwas nach Westen. Ich stoße auf einen Fluss mit einer langen Brücke. Ich mach ein Foto. Zuerst dachte ich, dass ich hier auch so durch komme. Ich konnte den eigentlichen Fluss nicht erkennen. Genau dort stehen unglaublich viele Hütten die vermutlich von Obdachlosen gebaut wurden. Ich bin ja echt ein bisschen Fassungslos. Gleichzeitig denke ich daran, dass ich ja um Grunde genommen jetzt auch einer von denen bin. Im Grunde. Aber ich bin besser vorbereitet und somit ein Camper. Ich suche einen Weg über eben jenen Fluss dessen Namen ich nicht kenne. Ich bin jetzt in Kawasaki. Ich kann das Ortseingangsschild lesen.


Ich folge einfach der Hauptstraße und zücke meinen Kompass. Ich muss weiter Richtung Westen. Ich habe den Mt. Fuji zwischendurch schon gesehen. Also biege ich bei dieser fetten Straße einfach mal ab. Ich stehe mitten auf der Straße. Ein Bulle ruft mir irgendwas zu. Als die Straße frei ist ruft er mich ran. Er zeigt mir, mit Hilfe einer Skizze, wie die Fahrradfahre hier in Japan abbiegen. Viel zu umständlich. Bei uns in good old germany wird ein Biker genauso behandelt wie ein Auto. Also auch auf der Rechtsabbiegerspur. In Deutschland dann auf der Linksabbiegerspur. Ich folge dann dieser Straße weiter.


Irgendwann sehe ich mal auf den Kompass. Heilige Scheiße. Ich bin eine unbekannte Anzahl Kilometer nach Norden gefahren. Ich dachte zuerst mein Kompass spinnt. Nein. Der geht richtig. Ich fackle nicht lange und korrigiere meinen Kurs Richtung Südsüdwesten. Ich fahre durch etliche kleine Nebenstraßen. Extrem wenig Verkehr. Viele kleine Häuser. Schmale Straßen. Enge Gassen. Bahnübergänge mit fetten Schranken und Ampeln. Genauso sieht es in Japan eigentlich aus. Die Häuser sind hier auch nicht mal annähernd so hoch wie in Tokio. Ehr so wie in einem Dorf, sieht das hier jetzt aus. In einem Convenient-Store gehe ich auf die Toilette. Ich stolpere über einen Schrein, den wahrscheinlich kein Tourist je zuvor gesehen hat.


Die neue Kurskorrektur führt mich irgendwann auf eine Straße die genau nach Süden verläuft. Ich folge ihr unbekannte Kilometer lang. Ich kann den blöden Berg nicht mehr sehen. Ich fahre nur nach Kompass. Irgendwo wollte ich so einen extrem steilen Berg hoch um mir einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht sehe ich den Berg irgendwo. Ich bin in Minosawa (Name auf karte nachschlagen). Ich habe es auf einem Postkasten gelesen. Ich suche den Ort auf der Karte. Der ist gerade noch drauf. Südlich von Tokio, nahe Yokohama. Etwas weiter, dann bin ich von der Karte runter. Ich brauche eine neue. Und eine Möglichkeit zum Schlafen für die Nacht, oder einen Platz für mein Zelt. Ein Japaner kommt vorbei und spricht mich an, weil ich die beiden Koffer am Bike habe. Ich frage ihn nach dem Weg zum Mt Fuji. Er sagte ich soll Route 1 Folgen, Richtung Yokohama, Daiwa (Name prüfen). Ich wollte aber eigentlich Landstraße fahren. Aber auf dem Highway ist die Straße besser. Ich unterhalte mich noch einen kurzen Moment mit ihm. Sehr netter Typ. Er fragt sogar nach meinem Namen.

Auch viele Rennradfahrer sind hier unterwegs. Klar, dass die mich überholen. Aber mit dem schwerem Gepäck mache ich Bergab ordentlich speed. Das Getriebe vom Bike ist gut. Den leichten Anstieg merke ich kaum. Und das Bike ist leichter als meins in Deutschland. Aber meins in Deutschland ist hochgedreht. Das hat vorne ein größeres Ritzel drauf als von Haus aus ausgeliefert wird. Führt zwar zu schlechterer Beschleunigung, aber zu höherer Endgeschwindigkeit. Die maximale Übersetzung habe ich bisher nur Bergab mit voller Drehzahl gefahren, so fett ist die.


Mit den beiden Koffern ist das echt anstrengend. Ich bin die ganze Nacht durch gefahren. Ich rechne kurz hoch und komme auf etwas über 11 Stunden bis hierher. Elf Stunden mit dem Bike unterwegs. Hammer zu fett. Zu diesem Zeitpunkt bin ich insgesamt 25 Stunden wach. An einer Bushaltestelle mache ich eine Pause von gut einer Stunde. Ich habe etwas gegessen und getrunken. Eine ganze Tafel Schokolade musste dran glauben. Die Sonne scheint gerade so schön und auf der anderen Seite des Zauns ist etwa ein halber Meter gerade Rasenfläche, bevor es einen langen Hang hinunter zu den Gleisen geht. Ich lege meinen Rucksack dort ab, steige über den Zaun, mache ein Foto und reiß den mp3 Player an. Ich habe eine dreiviertel Stunde in der Sonne gelegen und vielleicht sogar einen Augenblick lang geschlafen. Dann geht es weiter.


Ich fahre die Route 1 weiter Richtung Süden. Der freundliche, Englisch sprechende Japaner sagte, dass es maximal eine halbe Stunde mit dem Bike bis nach Yokohama ist. Ich fahre langsam, maximal eine Stunde. Ich weiß nicht wann ich dort eintreffe, oder wo ich gerade bin. Nach Kilometer 44 von Nihombashi oder so, fahre ich von der Route 1 runter. In einem „Famaly Mart“ frage ich nach einem Kapsel Hotel. Er holt eine Karte und zeigt mir eine JR-Haltestelle. Dort soll eins sein. Ich fahre somit 2km zurück. An der Haltestelle frage ich jemandem nach einem Capsel Hotel. Er kennt nur ein Business Hotel. Viel zu teuer. Ich fahre weiter und komme an ein Flussufer. Die Lösung habe ich ja im Koffer. Ich werde mir hier ein Platz unter einer breiten Brücke suchen, wo ich das Zelt aufbauen kann.

Während ich dem Flusslauf etwas nach Süden folge, halte ich Ausschau nach einem Platz für mein Zelt. Ich komme an einer Bank vorbei wo ich eine Pause mache. Auch hier muss ich etwas in der Sonne liegen und schlafen. Als der mp3 Player  „ai se eu te pego“ von „Michel Telo“ läuft werde ich sofort wach. Weiter geht’s. Zunächst muss ich auf die Toilette. Aber ich kann es mir nicht verkneifen noch die zweite Tafel Schokolade zu killen.

 Jetzt fahre ich los um in einem Convinien Store nach einer Toilette zu fragen. Ich fahre etwas weiter im Wohngebiet herum und stelle mein Bike mit samt den beiden Koffern auf einem, extra für Fahrräder eingerichtetem Parkplatz ab. In einem Supermarkt gebe ich richtig Schotter für ein bisschen Obst aus. Aber ich werde die Vitamine bestimmt auf meiner Reise brauchen. Ich suche eine Gasstätte um zum Abendbrot zu essen. Um 1500, etwa. Ich finde einen Italiener, sage ich mal. Dort esse ich eine Pizza für 399YEN. Mit Käse und Schinken. Die ist ganz OK. Das reicht mir aber nicht, deswegen werde ich mir noch etwas bestellen.

Nach der Pizza ordere ich eine Ladung Spagetti, ebenfals für 399YEN

Mein derzeitiger Plan sieht wie folgt aus. Fujiyama, Osaka und dann zurück nach Deutschland. Mir reicht es dann auch soweit. Ich habe etwas geleistet, wovon andere nur träumen. Aber es ist zu anstrengend mit so viel Gepäck. Nur mit einem Fahrrad, ohne alles, wäre das kein Ding. Zudem komme ich nur langsam vorwärts. Aber ich habe wenigstens Tokio nach exakt 3 Wochen verlassen. Genau wie im Zeitplan festgelegt. Hin und wieder habe ich angehalten um Fotos zu machen. Die Navigation mit Kompass ist gut, aber ich weiß derzeit absolut nicht wo ich mich befinde. Ohne Internet und ohne Karte. Ich bin auf die hiesigen Leute angewiesen und frage nach dem Weg.

Zu meiner Aktuellen Situation:
Zur Toilette gehe ich oft in diesen 24H open Läden. Die sind da ganz zugänglich. Es ist definitiv ein Abenteuer und eine Herausforderung. Es wäre zwar einfacher mit einem Handwagen, aber so wie die Koffer am Bike hängen, errege ich mehr Aufsehen. Ich werde die Deutschlandflagge hinten anbringen. Das wird sicher noch etwas cooler. Ich hoffe, dass ich bald aus der Stadt raus bin, denn von den ganzen Abgasen bekomme ich schon eine Bleivergiftung. Ich habe leider keinen Fahrradcomputer an meinem Bike, aber es wäre sicher cool für die Statistik gewesen. Tagesstrecke, Geschwindigkeit, Max Speed und so was. Aber ich wollte nach dem teuren Bike dafür nicht auch noch Geld lassen. Vielleicht mache ich das aber noch mal. Ich muss unbedingt ein offenes Netz finden um meine Eltern zu kontaktieren und um die Posts hoch zu laden. Ich muss auch ein Foto zu Baumeister senden. Und ein neues Foto für den Titten-Kalender von der IT-Abteilung, ganz wichtig. Die werden Bauklötze staunen. Die Kommunikation ist soweit OK. Viele sprechen oft auf Japanisch, aber einige Schlüsselwörter kann ich heraushören. Wenn sie bemerken, dass ich nicht so gut Japanisch spreche, versuchen sie sich mit ihrem bisschen englisch zu retten. Ich muss eine Möglichkeit finden meine Akkus zu laden, sonst ist es aus.

Ich habe das Zelt aufgebaut. Unter einer Brücke. Dort ist mein Bike und auch das Zelt vor etwaigem Regen geschützt. Der Boden hier ist sehr hart. Ich muss einen Stein suchen um die Erdnägel in den Boden zu bekommen. Das aufbauen geht recht einfach. Nachdem ich die Außenhaut aufgestellt habe, lege ich den Zeltboden aus. Ich kann dieses Zelt also auch bei Regen aufbauen und das Innere bleibt trocken. Sehr nützlich.

Ich gehe um etwa 1730 schlafen und höre noch Musik. Um etwa 2100 werde ich wach und setzte mal schnell einen Strahl in die Ecke, dann penn ich weiter. In der Nacht wird es etwas kalt. Ich sollte auch was gegen den harten Untergrund machen. Mal sehen ob ich was in den Straßen finden kann.

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