Donnerstag, 19. April 2012

Donnerstag 7 - Cosplay in Nagoya

Nachdem ich um 0550 aufgewacht bin, muss ich mich beeilen, damit ich das Morning Stretching mit den alten Leuten nicht verpasse. Ich habe die ja gestern alle gefilmt, also kann ich heute auch mal gute Miene zu bösem Spiel machen. Ich schlage mich fürs erst Mal recht gut. Die ersten beiden Kommentatoren sind locker drauf. Da kann ich gut mithalten. Der dritte Sprecher macht ganz schön Ballett. Da komme ich teilweise nicht hinterher.

Zum Frühstück mache ich mir eine Nudelsuppe und zwei Toast mit Honig. Dann versuche ich noch mal zu der Haltestelle zu fahren wo ich meine Map von Nagoya erhalten habe. Ich versuche mich zu beeilen, aber ich surfte wieder mal auf der roten Welle. Um 0900 soll ich Victor in seiner Schule treffen. Ich glaube, dass ich es nicht mehr rechtzeitig bis zur Touristeninformation und zurück schaffe, also drehe ich schon etwas früher um. Ich erreiche die Schule außerplanmäßig schnell um 0838.

Victor kommt erst um 0904. Etwas zu spät. Während ich an meinem Blog arbeite, sucht Victor in meinem Archiv nach Videos die Geld einbringen könnten. Victor erzählt etwas von einem Morning Service, den einige Cafés anbieten, wenn man einen Kaffee bestellt. In einem bestimmtem Zeitfenster kann man für ein paar YEN mehr oder bei einigen Läden auch kostenlos, etwas zum Frühstuck dazu bestellen. In unserem Fall ein halbes Toast und ein hart gekochtes Ei. Dafür ist der Kaffee aber auch dementsprechend teuer. Victor sagte, dass er diese Art von Morning Service nur in Nagoya gesehen hat. Leute aus anderen Städten haben ihn gefragt, ob das wirklich stimmt, mit dem Morning Service. Soll wohl ein Mythos in anderen Städten sein. Lustig!^^

Victor will mir beibringen, wie ich anderen Schülern etwas beibringe. Für den Fall, das ich wirklich die Stelle als Deutschlehrer bekomme. Er versucht sich in Deutsch, um mir ein Beispiel zu geben. Ich versuche ihm „Wie geht es Ihnen“ beizubringen. Die höfliche und lange Form!^^ Nach einigen Versuchen bekommt er das dann auch hin. Mit der Antwort hat er aber etwas Probleme. Ich denke, wenn ich ihm das aufschreibe, bekommt er das sauberer hin. Nachdem Victor die Zeche von 1010YEN gezahlt hat, gehe ich zur BAR um mit meiner Arbeit zu beginnen. Victor hat mit den 10YEN lange genug gebraucht, das ich schnell die 10YEN auf den Tisch werfen konnte.

In der BAR ist heute ein anderer Depp. Er will mir weiß machen, das die BAR erst um 1130 auf macht. Ich bin ja nun total überrascht und weiß nicht was ich zu diesem Typ sagen soll. Ich möchte mit David sprechen. Aber das scheint er nicht zu begreifen. Ich will mir dann die Flyer schnappen und das Menu für heute von ihm haben. Die Flyer möchte er mir streitig machen. Das Menü rückt er nicht raus. David muss ihm das erst noch beibiegen. Dann kann ich endlich meine Langeweile totschlagen!^^

David sagte ich soll es zuerst an der Kreuzung vor dem Chunichi Building versuchen. Aber die Aussichten sind schlecht. Der Eingang zu U-Bahn verschlingt jede Menge Leute und die Ampeln behindern meinen Workflow. Also wechsle ich meinen Standort zu einer anderen Ecke. Statistisch gesehen habe ich bei älteren Männern geringere Absatzchancen als bei jungen Kerlen. Aber das ist nur Statistik. Nach kurzer Zeit taucht Konkurrenz von einem anderen Restaurant auf. Sie postiert sich auf der gegenüberliegenden Seite. Ob es die gleiche Bedienung wie gestern ist? Ja, ich glaube das ist dieselbe Person.

Nachdem meine Zeit an diesem Standort abgelaufen ist, fliehe ich zur nächstbesten Ecke. Es dauert keine 10 Minuten, da kommt die Konkurrenz hinterher. Ich kann mir das grinsen ja echt nicht verkneifen. Und Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Ob das auch für Flyer verteilen gilt!? Ich bin gespannt. Die Konkurrenz hat entweder weniger Ausdauer, oder schon alle Flyer verteilt, denn nach kurzer Zeit sucht die kleine freundlich erscheinende Person das Weite.

Ich händige einen Flyer an einen Mann aus, der an der Ampel auf Grün wartet. Als er los latscht, bemerkt er etwas und kommt zurück. Er ist in einen Kaugummi gelatscht und versucht diesen mit einem Stück Papier, das er aus seinem Notizbuch gerissen hat, von der Straße aufzulesen. Seltsamer alter Mann. Ich gehe nach abgelaufener Zeit wieder zurück zu der ersten Ecke. Es geht erstaunlich schnell, da fragt jemand nach dem Weg. Ich erkläre ihm den Weg, mit dem auswendig gelernten Satz „asokono nikai“. Dann stapft er los. David kommt genau auf eben jenen Mann zu. David will mir weiß machen, das an der Ampelkreuzung mehr zu holen ist. Wir werden sehen.

Ich stehe also wieder in der toten Zone. Niemand macht Anstalten sich meiner Flyer anzunehmen. Die sind alle total desinteressiert. Liegt es daran, dass ich kein Japaner bin? Muss wohl. Auf dem großen Platz im Central Park haben sich einige Spinner mit einem Megafon aufgestellt und blöken die ganze Gegend zusammen. Meine Kamera muss sich das ansehen um über gut oder böse zu entscheiden. Anschließend ändere ich meinen Arbeitsbereich. Ich korrigiere die Position um 20 Meter nach Süden. Dort stehen zwei Reihen Fahrräder herum. Der Weg ist dort schmaler und somit fällt das Ausweichen schwerer. Die neue Strategie geht auch tatsächlich auf. Schlussendlich geht meine Arbeitszeit zu Ende und ich statte David einen letzten Besuch ab.

Um 1325 sage ich David Tschüss und fahre zum Zelt im mich in mein Cosplay zu werfen. Zuerst wirble ich das Makeup rauf. Immer so lästig! Als ich die Strümpfe anziehe bemerke ich, dass die Beinbehaarung zu stark zu sehen ist. Das muss ich erst mal ändern, bevor ich fortfahre. Problem beseitigt und komplett verkleidet fahre ich nun zu Victor, um mit ihm in der Nähe einige Cosplay Fotos zu machen. Wird sicher lustig! Die Plateausohlen der Schuhe sind zu dick. Ich kann meine Beine jetzt nicht mehr voll durchstrecken und somit nicht mehr die volle Kraft auf das Getriebe des Bikes übertragen, was sich negativ auf meine Beschleunigung und die Höchstgeschwindigkeit auswirkt.

Beim betreten der Schule ist Yukari total erstaunt über das Cosplay. Auch ihre Schülerin findet das cosplay große klasse. Victor kommt für dreißig Sekunden aus dem Zimmer und sagt hallo. Etwas später kommt er mit dem Notebook in der Hand noch mal raus und stellt mir eine seiner Schülerinnen über Skype vor. Sugoi, sagt sie zu meinem Cosplay. In Victors Schule muss ich noch eine halbe Stundewarten, bis er mit dem Unterricht fertig ist. Dann packt er seine Kameraausrüstung zusammen.

Mit einer weiteren Person im Schlepptau brechen wir auf. Tomoko ist mit dem Auto hier. Sie fährt mit uns nach Akamon. Victor zahlt das Parkticket für Tomoko von über 1000YEN. Hart! Victor gibt während der Fahrt Anweisungen. Wir kommen wieder am großen Tempel vorbei. Wir kurven dort ein wenig umher und suchen einen Parkplatz. Nicht so leicht, wenn die Bullen immer und überall sind. An der Ecke gibt es ein Parkhaus, wo die Autos wie in einem Kettenkarussell gelagert werden. Aber dort kommen wir nicht rein. Vielleicht ist die Karre zu schwer, oder der Schuppen voll. Jedenfalls fahren wir weiter in ein vernünftiges Parkhaus. Victor positioniert sich schon unten an der Einfahrt, um mich beim heraus kommen zu filmen.

Wir gehen ein weinig in der Einkaufspassage umher. In einem Laden finden Victor und ich ein Stativ für 2K YEN. Ich könnte eins gebrauchen, solange ich in Japan bin. Dann kann ich endlich mal paar Filme drehen. Victor meint, das ist ein guter Deal. Das Teil ist aber gebraucht! Hin und wieder halten wir an Klamottenläden an. Victor findet so ein komisches Biest voll gut. Das killt Menschen und frisst sie dann. Was weiß ich! Neben einer gut dekorierten Schaufensterpuppe stelle ich mich für ein kleines Foto auf.

An dem Brunnen halten wir an, weil Victor versuchen möchte ein Makro von den Kirschblüten zu machen. Gelingt ihm aber nicht sonderlich. Er hat zwar eine fette Kamera, kann damit aber noch nicht richtig umgehen. Meine Kamera findet er voll geil. Die hätte er gerne. Und ich sein, aber das ist erst mal egal. Auf dem Brunnen stehe ich kurz Model. Die Fotos werden auf Grund des Scheiß Gegenlichts nicht wirklich gut. Keine 10 Meter weiter sitzen paar Schüler rum und löffeln ein Eis. Victor fragt nach einem Foto, zusammen mit mir und den Schülern. Die sind einverstanden! Er erzählt ihnen dann auch noch meine Geschichte. Victor unterhält sich einige Minuten mit ihnen.

Wir setzen unseren Weg fort. Victor möchte gerne eine fette Brille für seine YouTube Videos haben. Aber in dem Brillengeschäft haben die nichts, was ihm gefällt. Die Camouflage wäre ganz geil, aber die dunkeln Gläser müssten raus. Dann gelangen wir endlich zum Lolita Klamottenladen. Ich wollte mich dort gerne umsehen, wenn ich mein Cosplay trage. Das habe ich denn ja wohl geschafft. Victor fängt ein Gespräch mit der Bedienung an. Sie ist von meinem Outfit begeistert und sagt, dass japanische Jungs auch solche Cosplays tragen.

Wie ich mich in dem Geschäft umsehe muss ich feststellen, das wohl alle Kleider zu klein sind. Größe M! Ich werde aber wohl eine L brauchen. Mindestens! Die Schuhe werden wohl auch alle unterbemittelt sein. Ich sehe mich deswegen bei den Perücken um. Da gibt es eine, die ich interessant finde. Allerdings müsste die eine andere Farbe habe. Schwarz/weiß wäre sehr geil. Aber nein! Haben sie nicht. Dann lasse ich Victor nach einer Kombination von einer weißen Langhaar Perücke und zwei schwarzen ansteckbaren Extension fragen. Zusammen 4kYEN. Uh! Wäre ja schon ein gutes Teil, aber ob ich mir das leisten kann, ist die Frage. Eigentlich ja nicht. Wir verlassen den Laden ohne einen YEN dort zu lassen. Vorerst!

Wenig später gibt Victor an einer Imbissbude frittiertes Hähnchen aus. Ich möchte ein extra scharfes Ding haben. Nach der Bestellung bekommen wir eine Nummer und müssen warten. Victor nutzt die Gelegenheit für einige Fotos. Als wir dann unsere Ladung Hähnchen bekommen, vertauscht unsere weibliche Begleitung die Becher. Victor korrigiert dies etwas. Ich erhalte meine extra scharfen und die anderen beiden Becher sind immer noch vertauscht. Erst später stellen die beiden fest, dass sie die falschen erwischt haben.

Danach muss Victor noch DVD´s kaufen. Ich halte Ausschau nach einem Skateboard, weil ich gerne versuchen möchte mit den Schuhen auf einem zu fahren. Herausforderung! Während er telefoniert, rollert einer auf einem Skateboard an uns vorbei. Mist, weg!? Nicht ganz! Er ist durch Zufall in den gleichen Laden gegangen in dem Victor seine Rohlinge kaufen will. Victor fragt ihn nach dem Skateboard und er lässt es mich versuchen.

Ich setzte den linken Fuß auf das Board und muss feststellen, das es sehr weich eingestellt ist. Man kann dadurch sehr enge Kurven fahren. Aber das macht diese Aktion etwas wackelig. Der Junge fragt, ob das OK ist, ob ich damit klar komme. Hai, deijobe desu! Der erste Anlauf ist sehr gewagt. Ich steige nach drei Metern wieder ab. Hammer wackelig. Ich stelle das Board wieder auf den Boden und peile eine Freie Bahn an. Dann rolle ich los. Gute zehn Meter, dann steige ich ab und gehe zurück. Der Jungspund ist doch noch von diesem Manöver beeindruckt. Victor hat das wenigstens gut auf SD gebannt. Der Junge stellt mich seinem Freund vor, der vor dem einen Computergeschäft als Marktschreier arbeitet.

Wir lassen dieses Viertel hinter uns. Auf dem Rückweg zum Auto muss ich für Victor paar Mal posieren, damit er ein Foto machen kann. Ja, lass ihn üben! Meine Füße tun schon wieder weh. Scheiß Schuhe sind es ja doch. Nachdem ich einen seltenen Cone fotografiert habe, können wir wieder zur Schule zurückkehren. Wir verabschieden unsere Freundin und machen uns auf den Heimweg.

Victor teilt meinen Pfad einige Kilometer lang. Dann trennen sich unsere Wege. Meiner führt in den MC nahe dem Nagoya Castle. Dort herrscht Verwunderung über mein Outfit. Sie fragen ob es mein eigenes Kleid sei. Ja, es ist ein Cosplay. Wow! Höre ich da nur noch… Die zwei Cheese esse ich während ich an einigen Posts schreibe. Als es mir zu warm wird, suche ich das Weite und fahre zum Zelt um diesen Tag zu beenden.

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