Freitag, 13. April 2012

Freitag 6 - Erster Lichtblick

Der Tag beginnt für mich um 0720. Ich habe aus irgendeinem Grund seit Monaten nicht mehr meine Beine rasiert. Sieht wieder wüst aus. Der Epilierer soll versuchen es zu richten, aber die Haare sind zu lang. Das haut nicht hin. Mir fällt auf, das heute Freitag der 13. Ist. Ich hoffe einfach mal, das es keine Probleme gibt, dir mir den Tag verderben könnten.


Mein heutiger Plan sieht vor ein Sento zu finden. Zuerst frage ich einem Familie Mart nach. Die haben keine Ahnung. Die Webcam hat das aber drauf. Vielleicht kann ich das verwenden um einen nettes Video zu drehen. Dann frage ich in einem K Store nach. Aber die Kassiererin hat auch keine Peilung. Ein hilfsbereiter Japaner, der mit Englisch umgehen kann, sucht für mich mit Hilfe seines Smartphones ein Sento in der Nähe vom „Osu Kannon Tempel“ heraus. Ich programmiere das Felgenleitsystem neu und folge der kürzesten Route ins Zielgebiet. Ich suche zuerst selber, kann aber auf den ersten Blick nichts finden. In einem „Seven 11“ frage ich erneut nach. Die Kassiererin hat voll den Durchblick und kann mir auf der Karte eine Position zeigen. Gut! Das ist ja fast um die Ecke. Es dauert etwas bis ich das Sento finde um dann enttäuscht festzustellen, dass es noch dicht ist. Ich muss später wiederkommen. Der nächste MC muss dran glauben. Ich sauge dort erst mal etwas aus der Steckdose und schreibe ein wenig was für den Blog. (13.04.2012, Memo an mich selbst etwas weiter Oben ist da entstanden).

Um 1230 fahre ich noch mal am Sento vorbei. Leider immer noch nicht offen. Ich muss wohl noch viel später wieder kommen. Somit fahre ich wieder zu Victor. Ich bin ja gespannt, was es heute neues gibt. Wir gehen dann zu dritt zu einem „100YEN Lawson“ Alles hier soll 100YEN kosten. Stimmt nicht. Es sind 105YEN. Auch teurer geworden. Manchmal kann man einen Schnapper machen. Meji Schokolade gibt es im Supermarkt aber für 88YEN und im Lawson usw. für 100. Ist hier also teurer. Mir kann hier keiner was vor machen. Ich kenne die Preise!^^ Ich kaufe aber noch etwas Toast (8 Scheiben 105YEN, Milchkaffee 105YEN & Snickers 105YEN).
Zurück in der Schule dreht Victor, zusammen mit mir, ein weiteres kleines Video. Anschließend muss ich mich aber ranhalten und meinen Lebenslauf auf Englisch ausfertigen. Den schiebe ich dann zu Victor zur Korrektur in die Schuhe. Der Co. Moderator hat sich gemeldet. Der bekommt dann noch kurz vor Feierabend eine Mail in sein Postfach gedrückt. Das ist komisch. Ich schreibe immer so lange Texte, schreibe Postkarten und sende Mails nach Deutschland aber ich erhalte so selten eine Antwort. MAN, das macht mich wahnsinnig. Meine Eltern kommen mit dem Rechner nicht klar. Aber sie können ja wohl mal jemandem fragen, der sich damit auskennt oder was!? Und diejenigen die sich damit auskennen, halten es nicht für nötig mir zu schreiben. Lachhaft!

Am Nachmittag, so gegen 1600, fahre ich noch mal zum Sento. Jetzt haben die offen. Ich berappe 400YEN für den Aufenthalt. Ich kann aber so lange im heißen Wasser schmoren, wie bis die dicht machen. Gut, das wäre jetzt etwas übertrieben Ich schleiche dann mit dem Bike wieder zurück und gehe mit Victor zur BAR Red Rock auf der anderen Seite des Blocks. Hier warten wir auf Joe.
Memo an mich selbst: Sitze gerade (21.04.2012 - 22:03) bei MC und schreibe Post für diesen Tag. Mir fällt ein, dass ich noch eine imaginäre Rechnung für Jo schreiben muss. Die muss gut werden, die muss ihn beeindrucken. Nein, sie muss realistisch sein.


Joe ist aber noch nicht da. Victor kann nicht mehr länger warte, weil er zur nächsten Unterrichtsstunde muss. Ich warte alleine in der BAR. Der Barkeeper fragt nach einem Drink und gibt mir die Karte. Alles sagenhaft teuer. Ich ordere eine Milch, weil die nicht auf der Karte steht. Großer Fehler, wie sich später herausstellen wird. Ich sitze also am Tresen und nuckle an meinem Glas Milch, während ich auf Joe warte. Der eine Angestellt erzählt von seinen Abenteuern, die er mit seinen Freunden erlebt hat. Sie fahren jedes Jahr zu einem weit entfernten Ort. Mit dem Bike! Letztes Jahr haben sie in einer Toilette in Hiroschima übernachtet, weil sie vom Regen überrascht wurden. Ein anderes Mal haben sie morgens um 0500 auf dem Mt. Fuji ein Livekonzert mit ihrer Band gegeben. Ach, coole Typen! Dieses Jahr wollen sie auf Hokkaido umher fahren. Da wäre ich gerne dabei. Das muss echt Spaß machen, mit denen unterwegs zu sein.

Zu meiner linken sitzt ein andere alter Japaner. Dieser war vor 20 Jahren in Deutschland und lebte dort für drei Jahre. Unglaublich, wie oft man auf Japaner trifft, die mit Deutschland in Berührung gekommen sind. Ich treffe nur solche Leute!^^ Er spricht auch noch Deutsch, obwohl er schon Jahrelang nicht mehr in gog lebt. Er hat einen großen Wortschatz und ich kann mich mit ihm auf normaler Ebene unterhalten. Mein englisch ist schlechter als sein Deutsch. Er spricht drei Sprachen. Das nenne ich mal multilinguale. Sein Akzent ist aber extrem hart. Man hört schon beim ersten Wort raus, das er kein Deutscher ist. Mir wurde oft gesagt, das mein Japanisch sehr sauber ist und Formell ist. Ohne Akzent. Fast wie aus dem Wörterbuch!^^

Nach einer Stunde warten kommt Joe endlich und wir verhandeln folgendes. Morgen um 1115 wieder hier und Flyer verteilen. Zwei Stunden. 2K YEN pro Tag, vier Tage die Woche. Das ist für den Anfang schon nicht schlecht… Joe erklärt mir ausführlich was meine Aufgabe ist. Er gibt mir Prioritäten, welcher Personenkreis bevorzugt werden soll. Frauen in wichtig aussehenden Klamotten, Männer in wichtig aussehenden Klamotten, Frauen in Alltagskleidung die den Anschein erwecken das sie was zum Mittag suchen. Und alle die interessiert gucken bekommen einen aufs Auge. Er zeigt mir die Positionen an denen ich herumschleichen soll und wie lange ich an der jeweiligen Position die Leute ärgern soll.

Unser gemeinsamer japanisch-deutscher Freund erklärt mir, was ich den Leuten zurufen soll, wenn ich ihnen einen Flyer unterjubeln möchte. Ich mache mir einige Notizen „Lanchi jatemasu ostelaria riori desu. I kara deska?! Das habe ich mir notiert, um die Leute auf Japanisch anzusprechen. Hoffe das geht gut. „asakono ni kai! Falls jemand nach dem Weg fragen sollte. Es bedeutet „Gleich da vorne, 2. Stock“. Die Uhr zeigt 1920 als ich die BAR verlasse.

Memo an mich selbst: In Japan gibt es kein Erdgeschoss, fängt gleich mit dem ersten Stock an.

Nach dieser Lagebesprechung gehe ich zurück zu Victor und hole meinen Krempel, damit ich wieder zu meinem Feldlager zurückkehren kann. Dort angelangt mache ich mir zwei Toast mit Honig und eine Nudelsuppe. Ich habe den Milchkaffee angerissen. Der schmeckt etwas stärker, als der letzte den ich probiert habe. Ist aber auch verträglich. Um 2140 hau ich mich aufs Ohr. Eine interessante Woche geht zu ende. Ich bin ja gespannt, was mir noch so alles wiederfahren wird, in diesem Land.

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