Samstag, 21. April 2012

Samstag 8 - Nichts passierte

Ich werde um halb vier wach, weil ich mal pinkeln muss. Verdammt. Es ist noch dunkel. Günstig! Das nächste Mal werde ich um 0603 wach. Ach, ich habe verschlafen. Das „Morning Stretching“ hat schon angefangen. Da muss ich schnell hin…
Das Aufwärmtraining wird von drei verschiedenen Sprechern begleitet und dauert gute 20 Minuten. Den ersten habe ich bereits verpasst. Scheiße das. Der dritte spricht immer so schnell, dass ich mit dem okkupieren der Bewegungsabläufe kaum hinterherkomme. Mir ist aufgefallen, dass viele der alten Leute hier noch sehr gut beweglich sind. Es gibt aber zum Glück auch welche die schlechter sind als ich.

Beim Verlassen des Campus spricht mich wieder ein alter Mann an, der in den Klamotten gut Hausmeister sein könnte. Der hat mich gestern auch schon angesprochen. Er redet nicht viel, kann aber etwas englisch, wie mir scheint. Zurück am Zelt muss ich erst mal das Bike in Bewegung setzten und eine Runde zur Toilette fahren. Dann lasse ich das Getriebe noch den Morgentau aus den Zahnrädern wirbeln indem ich eine schnelle Runde durch den Park bretter. Anschließend schmeiße ich mich danach noch bis um 0900 ins Zelt wie ein Feldstein. Zum Frühstück gibt es heute ein halbes Dreigänge Menu. Nudelsuppe, Toast mit Honig und eine Dose Ananas.

Zunächst versuche ich das Stativ am Gepäckträger fest zu tappen. Ich wollte zuerst eine seitliche Position wählen, aber ich habe mich dann für eine Vogelperspektive entschieden. Mal sehen wie das wird. Ich fahre dann mit der neuen Konstruktion durch den Park und beobachte eine Menschenmenge, mit laufender Kamera, die sich auf ein sportliches Ereignis vorbereiten. Ich vergesse schon total, welchen Wochentag wir eigentlich haben. Ich habe jeden Tag frei und die Geschäfte haben jeden Tag offen. Das fühlt sich an wie Samstag. Jeden Tag.


Mein Weg führt mich jetzt nach „Akamon“. Ich brauche noch eines dieser dämlichen Hemden mit Stehkragen. Victor hat welche für 500YEN gesichtet. Ich suche genau nach diesem einen Stand, kaufe ein Hemd für 500YEN welches ich nur für Vorstellungsgespräche brauchen werde und lasse eine Staubwolke hinter mir.

Nach der kurzen Unterbrechung fahre ich zur „Kanayama Haltestelle“ und suche wiedermal vergebens nach Postkarten. Ich begreif das nicht. Ich versuche morgen mal im Nagoya Castle fündig zu werden. Nagoya ist klein und ich bin nicht auf diese Stadt spezialisiert, somit habe ich keinen Plan, was ich mir alles ansehen kann. In Tokio hatte ich eigentlich immer einen Plan.

Ich fahre also ohne Postkarten wieder zurück zu Victor. Er hat heute eine seiner besten Schülerinnen zum Unterricht. Mit ihr gehen wir dann zu Yoshinoya um etwas zum Mittag zu essen. Ich lasse dort 490YEN. Victor ist erstaunt, dass man für die paar Kröten so gut essen kann. Für seine Schülerin ist es der erste Ausflug zu Yoshinoya. Ich war schon öfters in dieser Restaurantkette. Warum? Es ist günstig. Die Schülerin geht danach ihre eigenen Wege. Victor und ich versuchen uns im Central Park mit Macros. Er verfolgt eine andere Fotoreihe als ich. Ich setzte auf Macro, weil mich die Details interessieren. Er versucht nur bestimmte Teile im Fokus zu halten und alles andere drum herum unscharf darzustellen. Manche Fotos sind ja recht gut, aber ich glaube, dass er noch viel mit der Kamera üben muss.


Heute telefoniere ich mit meinen Eltern in Deutschland über Skype. Es ist 1400 in Japan und 0700 in Deutschland. Wir telefonieren über eine Stunde. Aber wirklich was Informatives war nicht Gesprächsthema. Ich habe die Teilnahmebestätigungen von der Volkshochschule erhalten. Ich war immer da. IMMER! Aber dennoch hat mir jemand zwei Stunden im ersten Semester abgezogen. Das bedeutet Krieg. Den Rest des Nachmittags schreibe ich am Blog, damit sich da endlich mal wieder was tut. Ich füge die, schon seit Wochen hochgeladenen, Fotos zur vierten Woche hinzu (ich habe heute die achte angefangen) und die ersten Posts von Woche fünf erscheinen auf dem Blog. Ist eigentlich nicht notwendig, weil ich ja die 5. Woche als PDF hochgeladen habe. Aber ich möchte es gerne vollständig haben.

Am Abend kommen zwei Bekannt von Victor zu Besuch. Mit dem einen kann ich mich lange unterhalten. Er ist von meiner bisherigen Reise beeindruckt. Er würde so etwas auch gerne mal machen. Mit dem Fahrrad durch das Land ziehen. Er kommt auch aus den USA. Das ist seltsam. Ich bin in Japan und habe mehr Englisch als japanisch gesprochen. Eine Schande!

Wir verlassen die Schule und ich schleiche mit dem Bike von dannen. An einer Kreuzung beschließe ich die neue Kameraperspektive zu testen. Sieht ja recht beeindruckend aus, aber ob die Aufnahmen was werden kann ich nicht sagen. Ich habe gerade alles aufgebaut, da kommt Victor mit seinen beiden Freunden lang. Wir teilen uns den Weg noch etwas, dann verabschieden wir uns. Ich fahre eine kurze Runde durch den Rotlicht Bezirk. Aber die Aufnahmen kann ich mir sparen.


Ich fahre zum Park und wollte eigentlich nur auf die Toilette und dann ins Bett. Aber ich muss noch etwas schreiben und fahre dazu zum nächsten MC. Ich lasse bei denen weitere 360YEN für drei Cheese. Diesen Tag habe ich also auch wieder überstanden.

Memo an mich selbst: Wenn sich ein Tag dem Ende entgegen neigt und ich im Zelt auf lauer liege, freue ich mich auf den nächsten Morgen. Wenn der neue Tag beginnt, allerdings, frage ich mich jedes Mal was ich heute machen soll.

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