Donnerstag, 7. August 2014

Wieder ein Problem (07.08.2014)

An diesem Tag werde ich rechtzeitig wach. Wenig später jammert auch schon der Wecker. Hätte ich mir also sparen können. Nichts desto trotz, gut das ich den Walkman hab. Ich mache laut Musik an und fange an mich für mein Cosplay umzuziehen. Als ich fast fertig bin, kommt irgendein wohl wichtig aussehender Spinner vorbei. Der scheint wohl ein Wärter vom Zoo zu sein, so wie der gekleidet ist. Er labert irgendetwas auf japanisch mit dem ich nichts anfangen kann und ich bestätige bloß mit „Hai, arigatou Gosaimasu“. Was auch immer er mir sagen wollte. Eigentlich hatte ich ja vor, meinen ganzen Plunder hier im Park zu lassen, während ich im Cosplay unterwegs bin. Aber wie sich später herausstellt, ist es wohl doch ganz gut, gleich alles einzupacken. Sobald ich mich fast vollständig umgezogen habe, packe ich das Zelt ein und zieh mir die restlichen Sachen an. Dann Ladungssicherung und raus hier. In der Zwischenzeit sind zwei andere Deppen aufgetaucht und kümmern sich um den Penner, zwei Sträucher weiter. Können die Japaner nicht mal ihre eigenen Leute in Ruhe lassen? Spinner!

Ich verlasse den Park und mache mich auf den Weg nach Shibuya. Der Weg dorthin ist einfach. Einfach rollen lassen. Somit komme ich nicht ins Schwitzen, trotz der Sonne. In Shibuya angekommen, suche ich mir einen Platz, der etwas im Schatten liegt und lasse mich dort nieder um zu warten. Es dauert nicht lange, bis die ersten versuchen, unauffällig Fotos zu machen.
Nach einer viertel Stunde, vielleicht, kommt ein junges Mädchen auf mich zu. Sie redet was von einer Facebook Homepage und möchte gerne ein Foto von mir dort drauf haben. Es geht um „Was ist Shibuya“. Shibuya ist ein Stadtteil meiner Meinung nach. Sie stellt mir drei Fragen. Wobei sich die zweite und dritte irgendwie ergänzen. Die erste. Warum bist du in Shibuya. Ich warte auf jemanden. Du hast also ein Treffen!? Ja. Was denkst du, ist das wichtigste in Shibuya. Also, das interessanteste ist wohl die große Kreuzung. Aber das bekannteste ist die Hatchiko Statue. Danach gibt sie mir eine Postkarte. Hä? WAS? Geil man. Eine 3D Postkarte von Hachiko. Wie cool. Das Ding ist geil. Meins!^^

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und warte noch mal paar Minuten. BAM, dann stehen zwei kleine Gestalten vor mir. Die eine Klein und dick mit fetter Kamera und die andere klein und dünn mit gutem Englisch auf der Zunge. Im ersten Moment wusste ich gar nicht um was es geht. Ich hatte jemand anderes erwartet. Aber das schlanke Mädchen klärt alles auf. Der Direktor konnte nicht rechtzeitig erscheinen und hat deshalb die beiden hergeschickt. Gut, OK. Was machen wir jetzt? Ehm. Ja. Was hattest du vor? Ich wollte heute in Harajuku unterwegs sein. Und ihr? Ja, am besten, wir gehen irgendwo Mittag essen und warten auf den Direktor. Ja, OK. Das können wir gerne machen. Ich muss nur vorher noch die vier Postkarten abschicken. Bist du mit Fahrrad hier? Ja! Das da? Ja! Mit den Schuhen? Ja! Wow. Ja!^^

Gut. Die beiden Mädchen machen sich mit der Bahn auf den Weg nach Harajuku. Ich zur Post und dann nach Harajuku. Unterwegs halte ich noch kurz bei einem Family Mart um was zu trinken zu kaufen. Das habe ich heute nämlich noch nicht gemacht. Was getrunken.

An der Haltestelle angekommen, ist es nicht schwer die beiden Auswindig zu machen. Das schlanke Mädchen versucht ein günstiges Soba-Restaurant zu finden (Soba ist eine Art der Nudelzubereitung in Japan), während das dicke Mädchen mit ihrer Kamera herumfuchtelt. Sie schwitzt richtig. Das sieht man an ihrer Stirn. Alles voll. Sie spricht übrigens kein Englisch. Mein Japanisch muss reichen. Ich unterhalte mich ein wenig mit dem schlanken Mädchen, während wir durch die Straßen irren. Auch die beiden haben bemerkt, das ich schöne Beine habe, Während die dicke es nicht auf Englisch ausdrücken kann, fragt die schlanke nach ob ich irgendetwas speziell für die Beine getan habe. Also, ich wüste jetzt nichts. Außer vielleicht, das ich keine Zwiebeln esse, beim Fleisch das ganze Fett abschneide und noch paar andere Sachen. Denn nur von dem bisschen Fahrrad fahren kann das nicht kommen. Oh, by the way. Als ich das erste mal in Mito im Sento war und auf die Waage gestiegen bin, da zeigte sie 58kg an. Ha, die muss kaputt sein. Dachte ich. Und gestern im Sento in Tokyo, zeigte die Wage wieder 58kg an. Das kann nicht sein, oder?

Na gut. Schlussendlich haben wir ein Restaurant gefunden. Wir sind einmal durch den interessantesten Teil von Harajuku gegangen. Keine Ahnung wie viele Leute mich fotografiert haben. Sicherlich eine ganze Menge. Ja, wahrscheinlich auch solche die nicht unbedingt Gothic Lolita mögen.
Ich habe gerade mein Bike abgestellt, als der Direktor von Donnerstag erscheint. Er hat mich fast nicht wieder erkannt. Er meint, dass mein Cosplay wirklich gut aussieht. Zu viert gehen wir in das Restaurant. Wir unterhalten uns hauptsächlich darüber, wie ich dazu gekommen bin, mit dem Fahrrad durch Japan zu reisen und dann noch mit einem Cosplay auftrete. Man, schwierig denen das beizubiegen. Das Mädchen mit der Kamera macht einen erschöpften Eindruck, während der Direktor schon fast mit dem Essen fertig ist. Ich und die Übersetzerin hingegen haben noch nicht mal richtig angefangen.
Es gibt Reiß Baby, Tempura (frittiertes Zeugs) und Soba. Ich muss mir von der Übersetzerin zunächst ein Tutorial herunterladen. Sie sagt, das sei Wasabi. Davon soll man nur wenig nehmen. Ja, lass mal testen. Von dem Zeug habe ich schon viel gehört. Ich greife mir gleich die dreifache Ladung von dem was die Übersetzerin mir gezeigt hat. Man, schwach. Ein Eukalyptus Bonbon hat mehr power. Ich könnte den Haufen gleich so auf EX weghauen.

Nach dem Essen drehen wir noch eine Szene und machen zwei drei Fotos. Die drei vom Film Team verabschieden sich und verschwinden, während ich das Bike an einem Zaun abstelle um noch ein wenig durch Harajuku zu spazieren. Wohlwissend, dass ich, nichts kaufen werde. Viel zu teuer. Es geht mir hauptsächlich darum, anderen Lolitas zu begegnen. Aber ich sehe auf dem ganzen Areal gerade einmal drei. Schwach, las gehen. Ich kehre zum Bike zurück.

Also ich auf der Anhöhe vorsichtig vom dritten in den zweiten Gang herunterschalten wollte flippt die Kette aber gleich auf den ersten und dann zwischen das Tretlager und das Kettenblatt. MIST! Keine Chance die das wieder raus zu bekommen. Ich schiebe das Bike auf die große Brücke und suche mir ein schattiges Plätzchen. Dann greife ich mir mein Werkzeug. Ich habe mir ja extra den Kurbelabzieher eingepackt. Aber sobald ich die Kappe abhabe, muss ich mit entsetzten feststellen, das dahinter eine Sechskantschraube ist und keine Inbusschraube. Scheiße. Die bekomme ich nicht lose. Was nun? Kette knacken? Ja, gut. Hau rein. Kettenknacker an einem Glied angesetzt und den Stift heraus schrauben. BAM. Mist. Das war zu viel. Den Stift muss ich dann versuchen mit der Zange wieder in das Loch zu pfriemeln.

Die Kette konnte ich hinter dem Kettenblatt hervorziehen nicht jedoch den Stift mit der Zange in die Buchse drücken um diesen wieder mit dem Kettenknacker einzuschieben. Arg, Dreck. Als ich mit der Zange wieder mal abrutsche und der Stift auf Nimmerwiedersehen verschwindet, gebe ich es auf. Ich packe wieder alles zusammen und nutzte die feuchten Reinigungstücher um meine Hände zu reinigen. Man, da hat Mudders aber geschalten. Die sind einwandfrei.

Hier in der Nähe habe ich das Bike gekauft. Die sollte ja wohl so was da haben. Ein Kettenschloss oder einen Stift zumindest. Also, schiebe ich das Bike durch ganz Harajuku zu Cycle Olympic. Doch die haben NICHTS da. Weder einen einfachen Stift, noch eine ganzes Schloss. SCHLECHT. Ich scheibe den ganzen Haufen weiter und suche wie ein Irrer nach einem anderen Fahrradladen. Ich finde einen Fahrradshop. Aber der hat keine Teile. Nur Showroom. Idioten. Bei uns führt jeder Baumarkt, jeder gut bestückte Supermarkt solche Kleinigkeiten. In Japan nicht mal jeder Fahrradladen. So was kotzt mich am meisten an.
Ich frage einige Passanten nach einem Fahrradladen. Einer zeigt mir den Weg und begleitet mich. Aber auch dieser Shop hat so ein Stift oder Kettenschloss nicht da. Aber sie geben mir die Position von einem weiteren Fahrradladen. Das Ding ist, das ich immer noch im Cosplay unterwegs bin. Keine Zeit um mich umzuziehen. Der Laden könnte dicht machen.

Als ich den Laden endlich gefunden UND erreicht habe, stelle ich voller Schrecken fest, dass der geschlossen hat. NEIN! Das darf nicht wahr sein. Schnell, einer muss doch da sein. Ich klopfe und tatsächlich. Jemand da. Ich versuche ihm die Dringlichkeit klar zu machen. Dann lässt er mich rein. Es dauert nicht lange, bis ich gefunden habe, was ich brauche. Ich zeige ihm, was ich haben möchte. Hm. Aber er ist sich nicht sicher. Er guckt sich meine Kette an und meint, das die Kettenschlösser zu schmal sind. Die passen nicht. Ich müsste eine ganze Kette kaufen. Ja, dann gibt her. 15€, aber da ist ja wenigstens ein Schloss mit bei, so denke ich.

Nachdem ich das geklärt habe, will ich gleich anfangen. Doch…was? Kein Schloss mit bei? Aber…bam. Nein, Leute. Das ist nicht euer ernst, oder? Da ist bloß ein poliger Stift drin, der eine Führung hat. Ah, ne. Dafür gebe ich keine 15€ aus. Los, zurück. Ich klopfe noch mal und frage, ob er auch nur so einen Stift hat. Ja, das hat er auch da. Na also. Der kostet nur 108YEN. Nachdem ich den Stift eingepresst habe frage ich ihn noch mal, ob das so in Ordnung ist, denn bei uns in Good Old Germany gibt es in der Regel nur Kettenschlösser. Ja, das ist gut so. Er holt eine Zange und bricht den Führungsstuft ab. Dann kann ich endlich wieder los. Der Tag ist somit gelaufen.

Ich navigiere zurück nach Harajuku und von dort aus in den Yojogi Park. Ich suche mir eine Toilette und ziehe das Cospaly aus. Nachdem ich die ganzen Klamotten verladen habe, geht es los. Das nächste Ziel ist Kamakura. Doch halt….ich habe etwas vergessen. Genaugenommen habe ich eine ganze Menge in Toyko vergessen. Kappabashi, Kabukicho, Ghibli Museum, Tokyo Daibuzu, Maneki Neko Shrine….ach, egal. Der Zeitplan ist wichtiger. Aber eins geht vielleicht noch. Der Sengakuji Tempel. Der hat vielleicht auch nachts noch offen. Dort soll es 47 Gräber irgendwelcher Ronin geben. Ich verlasse den Park und navigiere durch das nächtliche Tokyo. Tokyo ist eine nervige Stadt. Das sagte das schlanke Mädchen auch. Zum Leben ist es hier zu teuer, zu laut, zu viele Menschen. Sie selbst lebt etwas außerhalb.

Auf meinem Weg halte ich immer wieder an um den richtigen Weg zu finden. Tokyo hat ein wirres Straßennetz. Nervt voll. Als ich den Tempel erreiche ist es noch nicht einmal richtig dunkel, aber er ist dennoch geschlossen. Schwach. Ich versuche von einer anderen Seite heranzukommen. Keine Chance.
Ich stelle mein Bike auf einem kleinen Spielplatz ab und überlege, was ich jetzt machen soll. Warten, bis morgen früh? Oder aufbrechen bis nach Kamakura? Ich beschließe die Nacht hier zu warten. Ich nutze die Gelegenheit auch, um die Kamerahalterung an meine Bauchtasche zu schrauben, so dass ich den lästigen Gürtel los werde.

Es wird etwas windig und kühler. Ich roll also den Schlafsack aus und hau mich hin. Die Musik dudelt noch eine halbe Stunde dann ist Ruhe. Ich habe eine ruhige Ecke gefunden um zu pennen. Nicht schlecht.

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